Olten – Alpiq kauft im Bereich Bahntechnik zu: Mit der Akquisition von Lundy Projects, einem Unternehmen für Fahrleitungs- und Signalstrukturen im Eisenbahnbereich in Grossbritannien steigt der Schweizer Energiekonzern nach eigenen Angaben zur Nummer eins in der Fahrleitungstechnik in Europa auf. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Unterzeichnung des Kaufvertrags und der Abschluss der Transaktion seien Anfang Oktober 2017 erfolgt, teilt Alpiq am Dienstag mit. Lundy Projects ist ein britisches Bahntechnikunternehmen mit Sitz in Stockport nahe Manchester. Es beschäftigt rund 160 Mitarbeiter an fünf Standorten und verfügt den Angaben nach über einen «starken» Kundenstamm.
Alpiq trete mit der Übernahme in einen «attraktiven Wachstumsmarkt» ein, und die Akquisition erfolge im Rahmen der Strategie, in solch profitable Wachstumsbereiche zu investieren, heisst es. Konkret wird das Leistungsportfolio in den Bereichen Design, Herstellung und Montage von Fahrleitungs- und Signalstrukturen erweitert. Das Unternehmen will sich bekanntlich unabhängiger vom klassischen Kerngeschäft, der Stromproduktion, machen.
Nachholbedarf in Grossbritannien
Alpiq ist bereits in der Planung, Errichtung und Instandhaltung von Bahntechnik- und Bahnstromanlagen tätig. Bahntechnik-Grossprojekte wie der Gotthard-Basistunnel sowie laufende Aufträge wie die im Bau befindliche Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke Mailand-Genua und die Strecke Genf-Annemasse werden als Beispiele genannt.
Und in Grossbritannien bestehe Nachholbedarf in der Bahntechnik, weil sie modernisiert und ausgebaut werden muss. Das Land erwarte innerhalb der kommenden 25 Jahre eine Verdopplung des bereits heute hohen Passagieraufkommens.
An der Börse verliert die eher illiquide Aktie von Alpiq (mit geringem Streubesitz) gegen 9.35 Uhr 1,0% auf 68,00 CHF, in einem ansonsten stabilen Gesamtmarkt. Das bisherige Jahresminus 2017 beläuft sich auf rund 20%. Da Alpiq im Segment Building Technology & Design bereits in der Bahntechnik – schwergewichtig in Kontinentaleuropa – tätig war, könne sich die Gesellschaft durch die Akquisition geografisch breiter abstützen, kommentiert die ZKB die Übernahme.
Umsatzschätzung 30-40 Mio CHF im Jahr
Es handle sich um eine Ergänzungsakquisition in einem der Wachstumssegmente. «Aufgrund der Grössenordnung erwarten wir jedoch keinen Einfluss auf den Aktienkurs», so das Fazit des zuständigen ZKB-Analysten. Dieser werde vielmehr von politischen (zum Beispiel allfällige Subventionen für die Wasserkraft) oder rechtlichen (Steuerstreit in Rumänien) Faktoren geprägt, welche Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität des Konzerns hätten.
Die Transaktion habe – unter der Annahme eines Kaufpreises im niedrigen zweistelligen Millionenbereich – begrenzten Einfluss auf die Kredit-Kennzahlen, schreiben auch die Kreditanalysten von Vontobel. Auf der Grundlage von Daten von Alpiq InTec – die Tochter für Gebäudetechnik – und die Zahl der Mitarbeiter von Lundy Projects schätzen sie den Umsatz bei Lundy auf 30 bis 40 Mio CHF und den EBITDA auf 2 bis 4 Mio CHF im Jahr. (awp/mc/ps)