Reinach – Der Schweizer Börse steht ein weiterer Zugang bevor. Noch diesen Monat will der Verpackungsspezialist Aluflexpack seine Aktien an der SIX Swiss Exchange kotieren lassen.
Das Unternehmen ist derzeit noch im alleinigen Besitz der Industriegruppe Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung sollen nun neue Aktien ausgegeben werden, wobei ein Bruttoerlös von rund 140 Millionen Euro angestrebt wird. Darüber hinaus sollen für eine allfällige Mehrzuteilungsoption zusätzliche Aktien in der Höhe von bis zu 15 Prozent des Angebotsvolumens bereitgestellt werden, wie Aluflexpack am Montag mitteilte. Als erster Handelstag ist der 28. Juni geplant.
Montana Tech Components, zu der seit Juli 2007 auch Alu Menziken gehört, will aber Mehrheitsaktionär bleiben. Die Schweiz sei als Börsenplatz ausgesucht worden, weil man hier über einen Produktionsstandort verfüge, erklärte Aluflexpack-CEO Igor Arbans an einer Medienkonferenz.
Zum Kerngeschäft von Aluflexpack mit Hauptsitz in Reinach/AG zählen flexible Verpackungslösungen aus Aluminium überwiegend für die Endmärkte Kaffee und Tee, Pharmaprodukte, Tierfutter und Lebensmittel. So stellt das Unternehmen etwa die Hüllen für Kaffeekapseln her. Zu den bekannteren Kunden gehören im Lebensmittelbereich etwa Nestlé, Dr. Oettker oder Ferrero und im Pharmabereich Novartis, Bayer, Pfizer oder Sanofi.
Börsengang soll Wachstum finanzieren
Aluflexpack will die Mittel für weiteres Wachstum nutzen. Dies solle etwa über zwei bis drei weitere Akquisitionen geschehen, sagte Finanzchef Johannes Steurer an der Medienkonferenz. «Der Markt ist bislang noch stark fragmentiert, deshalb sind wir diesbezüglich zuversichtlich», so Steurer. Einen Teil der Einnahmen vom Börsengang will das Unternehmen zudem in den Ausbau der Produktion und in die Verbesserung der Effizienz investieren.
Wachsen will das Unternehmen aber auch organisch, wobei der Fokus auf den Kundenmärkten für Standbeutel, Kaffeekapseln und Blister-Folien (Durchdrückpackungen für Pharmaindustrie) liegt. Insbesondere im Geschäft mit Standbeuteln sieht das Unternehmen grosses Potential, so etwa im Bereich für Baby- und Tiernahrung oder für Flüssigkeiten.
Diese Verpackungsform werde immer häufiger verwendet, weil sie einerseits gut schütze und andererseits eine hohe Benutzerfreundlichkeit mit einfachen Öffnungsmöglichkeiten oder Wiederverschliessbarkeit aufweise, sagte der Finanzchef. Im Bereich Kaffeekapseln steht Aluflexpack in Konkurrenz etwa zur im Kanton Uri beheimateten Industriegruppe Dätwyler, beliefert diese aber auch gleichzeitig.
Aluminium gegen «Food Waste»
CEO Igor Arbanas sieht in der Verwendung von Aluminium auch Vorteile auf der Umweltseite, da es die Verschwendung von Lebensmitteln (Stichwort «Food Waste») verringere. Ausserdem sei das Material wiederverwertbar. Seinen Schätzungen zufolge werden mittlerweile rund 75 Prozent des Aluminiums wiederverwendet. Zudem spiele der Trend zu Convenience-Produkten und hin zur Verpflegung ausser Haus Aluflexpack in die Hände.
In den ersten drei Monate des Geschäftsjahres 2019 hat das Unternehmen einen Umsatz von gut 50 Millionen Euro erwirtschaftet. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um beinahe einen Viertel und wurde begünstigt durch eine Akquisition in der Türkei. Die operative Gewinnmarge (EBITDA) erreichte dabei einen Wert von knapp 14 Prozent. Auch unter dem Strich sei das Unternehmen rentabel, erklärte Arbanas.
Genauere Wachstumsziele wollten die Verantwortlichen keine nennen und auch nicht bestätigen, dass im laufenden Jahr ein Umsatz von rund 200 Millionen Euro erreicht werden könnte. Die 50 Millionen Euro Umsatz aus dem ersten Quartal seien aber eine vernünftige Orientierungsgrösse, sagte Steurer. Und mit Blick auf die operative Marge strebe man eine weitere Verbesserung an.
Aluflexpack beschäftigt an vier Standorten in Kroatien sowie je einem in der Schweiz, in Frankreich und in der Türkei insgesamt rund 1’150 Mitarbeiter. Der Schweizer Anteil ist aber klein: am Produktionsstandort in Einsiedeln sind es 50 und am Hauptsitz in Reinach gar weniger als 10 Mitarbeiter. (awp/mc/ps)