Angstbarometer 2013: Weniger Ängste in der Schweiz

Edvard Munch

Edvard Munch, Angst, 1896, Lithografie auf Velinpapier (Ausschnitt), 499 x 425 mm, Privatsammlung. (Bild: Kunsthaus Zürich)

Zürich – Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich so wenig bedroht, wie seit 25 Jahren nicht mehr. In allen gemessenen Angstdimensionen ging das Bedrohungsempfinden zurück, bei den sozioökonomischen Bedrohungen bereits zum zweiten Mal in Folge. Aus Sicht der Bevölkerung besteht also keine Bedrohung mehr aufgrund der europäischen Schuldenkrise. Dies zeigt das im Auftrag der Aduno Gruppe durchge­führte Angstbarometer 2013 des Forschungsinstituts gfs-zürich.

Der Index des Angstbarometers von gfs-zürich, welches die Bedrohungswahrnehmung der Schweizer Bevölkerung misst, ist 2013 (4.3 auf einer 10er Skala) so tief, wie letztmals vor 25 Jahren. In 28 von 31 gemessenen Bedrohungsitems wurde 2013 im Vergleich zu 2012 ein Rückgang verzeichnet, bei den übrigen drei gab es keine Veränderung. Eine solch markante Abnahme des Bedrohungsempfindens hatte es seit der ersten Messung 1978 noch nie gegeben. Ausschlaggebend dafür dürfte gewesen sein, dass 2013 nach zwei ereignisreichen Jahren (Umweltkatastrophe Fukushima und Wirtschaftskrise im 2011 sowie die intensive Behandlung des Themas der Zuwanderung von Personen aus EU-Staaten im Sommer 2012), ein vergleichsweise ereignisarmes Jahr war, was sich „beruhigend“ auf das Bedrohungsempfinden der Schweizer Bevölkerung auswirkte.

Keine Angst mehr vor Folgen der Schuldenkrise
Entsprechend wurde 2013 in allen übergeordneten Bedrohungsdimensionen ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Besonders eindrücklich ist die bereits zweite deutliche Abnahme in Folge der sozio-ökonomischen Bedrohung (2013: 3.8; 2012 4.1; 2011: 4.3). Aus Sicht der Schweizer Bevölkerung stellt die Schuldenkrise, welche vor allem 2011 noch das Angstempfinden geprägt hatte, somit keine Bedrohung mehr dar. Am stärksten abgenommen haben 2013 die Ängste vor einer Inflation und vor einer Überschuldung (je -0.5), aber auch die Bedrohung durch Rezession (-0.4) ist deutlich weniger präsent.

Deutlicher Rückgang der Angst vor Überfremdung
Auch die Angst vor Entfremdung, welche 2012 (4.6) noch am stärksten zugenommen hatte, ist 2013 (4.4) wieder deutlich zurückgegangen. Insbesondere die Angst vor Überfremdung (-0.4) oder das Gefühl, nicht mehr in der Schweiz zu Hause zu sein, (-0.4) haben 2013 deutlich abgenommen. 2012 war bei diesen beiden Angstitems noch der grösste Anstieg verzeichnet worden (+0.4 bzw. +0.2). Gegenüber dem Vorjahr ebenfalls deutlich gesunken sind 2013 die persönlichen Ängste rund um die physische Unversehrtheit (4.6, -0.3). Darunter fallen z.B. die Angst vor schweren Unfällen bzw. Invalidität oder die Angst vor unheilbaren Krankheiten (je -0.4).

Umweltverschmutzung und Egoismus als grösste Bedrohungen
Die stärkste Bedrohung geht aus Sicht der Schweizer Bevölkerung wie bereits in den letzten fünf Jahren von der Umweltproblematik aus (5.1). An zweiter Stelle steht Angst um die physische Unversehrtheit (4.6), gefolgt von der Angst vor Entfremdung und der kulturellen Bedrohung (je 4.4), der sozioökonomischen Bedrohung (3.8) und schliesslich der Angst vor Isolation (3.2).

Betrachtet man die einzelnen Angstvariablen, so stehen wie bereits in den vorhergehenden fünf Jahren die Luft- und Wasserverschmutzung und der damit einhergehende Klimawandel an erster Stelle. Die Bedeutung dieser Bedrohung nimmt allerdings seit 2009 kontinuierlich ab und ist 2013 erneut zurückgegangen (-0.2 auf 5.6). An zweiter Stelle liegt wie im Vorjahr die Bedrohung durch den Egoismus der Menschen (5.4, unverändert). Die Angst vor einer Atomverseuchung ist seit dem Unglück von Fukushima von 5.7 auf 5.1 gesunken und liegt damit wieder im Bereich der Jahre vor dem Katastrophenereignis.

Ebenfalls weit vorne rangieren die Angst vor der steigenden weltweiten Abhängigkeit der Wirtschaft (5.1), die Angst um die Zersiedelung der Landschaft (5.1), die Angst vor dem Missbrauch persönlicher Daten (5.0), die Angst vor der Kriminalität (5.0), die Angst vor Energieverknappung (4.9), die Angst vor politischen Veränderungen (4.9) und die Angst um die Zukunft der Kinder (4.9). Bei diesen „Top Ten-Ängsten“ gibt es rangmässig keine wesentlichen Verschiebungen im Vergleich zum Vorjahr. Am wenigsten virulent sind die Angst, die Wohnung zu verlieren (2.8) und die Angst, allein zu sein (3.0).

Romands sind ängstlicher als Deutschschweizer
Die Westschweizer zeigen 2013 in der Gesamtbedrohung (+1.0) und in allen Bedrohungsdimensionen (+0.6 bis +1.2) signifikant höhere Ängste als die Deutschschweizer. Es gibt keine einzige Dimension, in welcher sich die Deutschschweizer bedrohter fühlen als die Westschweizer.

Mit zunehmender Bildung nimmt auch 2013 die Wahrnehmung der Gesamtbedrohung ab. Hoch Gebildete (4.1) fühlen sich signifikant weniger bedroht als mittelgut Gebildete (4.4) und diese wiederum signifikant weniger als tief Gebildete (5.1). Wegen der hohen Korrelation zwischen Einkommen und Bildung lassen sich auch bezüglich des Einkommens Unterschiede im Bedrohungsgrad finden. Diejenigen mit tiefem Einkommen (4.8) zeigen 2013 in der Gesamtbedrohung signifikant höhere Werte als jene mit mittlerem (4.3) und hohem Einkommen (4.2).

Frauen fühlen sich 2013 im Gegensatz zu 2012 nicht mehr gesamthaft signifikant stärker bedroht als Männer, sondern nur noch bei der Betrachtung einzelner Dimensionen: Sie haben noch signifikant mehr Angst vor dem Verlust der physischen Unversehrtheit (+0.5), vor der ökologischen Bedrohung (+0.5) und vor der kulturellen Bedrohung (+0.3) als die Männer. Die anderen Bedrohungsdimensionen zeigen keine signifikanten Unterschiede. In Bezug auf das Alter zeigen sich keine eindeutigen Tendenzen wie sie in den anderen soziodemografischen Subgruppen ersichtlich sind. Je nach Dimension fühlen sich mal die Älteren und mal die Jüngeren stärker bedroht. (gfs/mc/hfu)

Studiendesign
Das Angstbarometer wird seit 1978 durchgeführt. In der aktuellen Studie 2013 befragte das Forschungs­institut gfs-zürich im Auftrag der Aduno-Gruppe vom 19. August bis 2. September 2013 in einer repräsentativen Telefonumfrage 1008 Bewohnerinnen und Bewohner der Deutsch- und Westschweiz zu ihrem Bedrohungs­empfinden. Den Befragten wurden 31 Bedrohungslagen genannt, mit der Bitte, anhand einer 10er-Skala das Ausmass anzugeben, wie stark sie sich in den jeweiligen Bereichen persönlich beunruhigt oder bedroht fühlen. Die Mittelwerte verweisen auf das jeweilige Angstpotential. Mehrere Bedrohungslagen, welche ihrerseits inhaltlich einen homogenen Angstbereich darstellen, werden zu Dimensionen zusammengefasst. Diese repräsentieren die

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gfs-zürich – Markt- & Sozialforschung
Das Forschungsinstitut gfs-zürich kann auf über 50 Jahre Erfahrung in der Markt- und Sozialforschung zurückgreifen. Starke Beachtung findet unter anderem das UNIVOX-Forschungsprogramm, welches seit 1986 in enger Kooperation mit universitären Instituten über 20 spezifische Themenkreise des gesellschaftlichen Zusammenlebens verfolgt. Bekannt sind auch der seit 1997 im Auftrag der wichtigsten Non Profit Organisationen durchgeführte Spendenmonitor und verschiedene Studien zu Generationenfragen sowie zu den Themen Wirtschaft, Bildung und Arbeit. 

Aduno-Gruppe 
Die Aduno Gruppe bietet sämtliche Produkte und Dienstleistungen für das bargeldlose Zahlen aus einer Hand an. Durch die Vernetzung des Kartenherausgabegeschäfts (Viseca Card Services), der Kartenakzeptanzverträge und der Zahlterminals (Aduno Payment Services) führt die Aduno Gruppe als einziges Unternehmen in der Schweiz Kunden, Händler, Partner und Banken auf einzigartige Weise zusammen. Mit dem Privatkredit- und Leasinggeschäft (cashgate Credit & Leasing) rundet die Aduno Gruppe ihre Produkt- und Dienstleistungspalette ab. Mit innovativen und sicheren Zahlungslösungen an rund 50‘000 Verkaufsstellen und über einer Million Kreditkartenkunden ist die Aduno Gruppe ein führendes Unternehmen für bargeldloses Zahlen. Daneben ist die Aduno Gruppe für 50‘000 Kunden faire und transparente Partnerin für Privatkredite und Leasing. Die Aduno Gruppe gehört den grössten Schweizer Retailbanken (Kantonalbanken, Raiffeisen Gruppe, Migros Bank, Bank Coop, Regionalbanken sowie Privat- und Handelsbanken).

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