Bern – Das zähe Verhandeln hat sich gelohnt: Die Preise für das GA und andere ÖV-Billette steigen für 2017 weniger stark an als angekündigt. Der Preisüberwacher und die Branche haben sich auf Rabatte und Preissenkungen im Wert von 50 Mio CHF geeinigt. Die Vereinbarung führt dazu, dass die von den Transportunternehmen beschlossenen Billettpreiserhöhungen von durchschnittlich 3% teilweise kompensiert werden, wie Preisüberwacher Stefan Meierhans am Montag mitteilte. Bei den GA steigen die Preise um durchschnittlich 4,2%, bei den Einzelbilletten um 2,5%.
Die vereinbarten Massnahmen kommen in erster Linie den Besitzern und Besitzerinnen von Generalabonnementen (GA) zugute, die am stärksten vom Tarifanstieg betroffen sind. GA-Besitzende erhalten nämlich bei nahtloser Erneuerung automatisch einen einmaligen Rabatt von maximal 180 CHF, der den Preisanstieg entweder teilweise oder vollständig kompensiert.
Wer als Erwachsener beispielsweise ein GA für die 2. Klasse kauft, muss statt wie bisher 3’655 CHF neu 3’860 CHF bezahlen, also 205 Franken mehr. Dafür erhält die Person beim Kauf einen einmaligen Erneuerungsrabatt von 100 CHF, was den Zuschlag zur Hälfte wieder wett macht. Beim GA für die 1. Klasse beträgt der Zuschlag 330 CHF, der Rabatt 165 CHF und damit ebenfalls die Hälfte.
Erst ab Februar
Aus «technischen Gründen» kommt dieser Rabatt nicht bereits beim Fahrplanwechsel per 11. Dezember 2016 zum Tragen, sondern erst ab dem 1. Februar 2017. GA-Kunden, die ihr Abo zwischen Mitte Dezember und Ende Januar 2017 erneuern, profitieren also erst ein Jahr später vom einmaligen Rabatt.
«Ich finde das auch nicht schön, aber es wird jeder in den Genuss kommen, die einen einfach ein Jahr früher, die anderen ein Jahr später», kommentierte Jeannine Pilloud, Verantwortliche für den Personenverkehr bei der SBB, am Montag gegenüber Radio SRF.
Junioren reisen günstiger
Nebst den Rabatten konnte Meierhans auch bei den Preisen gewisse Erleichterungen aushandeln. So verzichtet die Branche auf eine Erhöhung beim Halbtax-Abo, bei der Junior-Karte, dem Gleis 7 und der 9-Uhr-Karte zum Halbtax. Die SBB wird zudem die Preise für die Fahrt durch den neuen Gotthard-Basistunnel nicht anheben.
Ein Jahr lang gewähren die Transportunternehmen ihren Kunden zudem ebenfalls – ab dem 1. Februar – einen Rabatt von 50% auf Junior-Karten und Kinder-Mitfahrkarten. Diese kosten während dieser Zeit statt 30 nur 15 CHF.
Ab Dezember 2016 bietet die Branche neben der Junior-Karte für die Eltern zudem neu auch eine Kinder-Mitfahrkarte für alle anderen Personen an. Neu können dies nicht nur Grosseltern sein, sondern auch Nachbarn, Tante und Onkel, Freunde oder Tagesmütter.
Zähe Verhandlungen
Dieser Einigung waren lange und zähe Verhandlungen vorausgegangen. Bereits im Februar hatte die Branche des öffentlichen Verkehrs eine Erhöhung der Billettpreise von drei Prozent auf den Fahrplanwechsel vom 11. Dezember 2016 angekündigt. Hauptgrund für den Anstieg sind die Trassenpreise, die der Bund auf Ende 2016 weiter erhöht. Die Trassenpreiserhöhung 2017 beträgt 100 Mio CHF.
Nach Berechnungen des Preisüberwachers überstiegen die geplanten Tariferhöhungen allerdings die zulässigen Werte. Stefan Meierhans beschrieb die Verhandlungen auf Anfrage als «mühsam» und «wahnsinnig langwierig». Über das Resultat zeigte er sich einigermassen zufrieden. «Wir haben immerhin die Hälfte der 100 Mio CHF wieder reingeholt.» Dies sei besser als nichts.
Nebelpetarde
Etwas kritischer zeigte sich am Montag die Stiftung für Konsumentenschutz. Die zahlreichen Spezialangebote seine zwar gut und recht, mit diesen «Goodies» werde aber der Blick auf die nach wie vor saftige Preiserhöhung für die Generalabonnemente vernebelt, sagte Geschäftsleiterin Sara Stalder auf Anfrage.
Trotz des Massnahmenpakets würden die GA-Besitzenden überdurchschnittlich stark an die Kasse gebeten. Stalder kritisiert zudem, dass der einmalige Rabatt, der GA-Kunden und Kundinnen gewährt werde, an die nahtloses Verlängerung des Abos geknüpft werde.
«Die SBB verkaufen ihre Taktik gut», so die Konsumentschützerin. Sie diene allerdings dazu, die kundenunfreundliche Praxis der automatischen Vertragsverlängerung zu zementieren, schreibt die Stiftung in einer Medienmitteilung.
Der Verkehrs-Club der Schweiz begrüsste am Montag, dass etwa das Halbtax-Abo, das Gleis 7 und Fahrten durch den neuen Gotthard-Basistunnel nicht teurer werden. Der VCS erwarte aber, dass die Preise in den nächsten Jahren nicht mehr anstiegen, schreibt er in einer Stellungnahme. Sonst drohe eine «Rückverlagerung auf die Strasse». (awp/mc/ps)