Bern – Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz verharrt auf einem sehr tiefen Niveau. Hierzulande sind wieder weniger als 100’000 Menschen arbeitslos gemeldet, und die Aussichten sind gut, dass die Arbeitslosenquote in nächster Zeit noch weiter zurückgeht.
Ende Februar waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) rund 98’500 Menschen arbeitslos gemeldet und damit etwa 2300 weniger als im Vormonat. Damit sank die Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent im Januar auf jetzt 2,1 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte.
Im Dezember hatte die Arbeitslosenquote bereits bei den tiefen 2,1 Prozent gelegen, im September und Oktober 2022 sogar bei 1,9 Prozent. Eine tiefere Arbeitslosenquote für den Monat Februar war letztmals vor über 20 Jahren 2001 mit 1,8 Prozent gemessen worden.
Unter 2% in Reichweite
Der Schweizer Arbeitsmarkt sei «extrem gut» ins neue Jahr gestartet, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Erwartungsgemäss dürfte die Arbeitslosenquote saisonal bedingt in den Sommer hinein weiter fallen, und könnte möglicherweise sogar bereits im Frühjahr wieder unter die 2-Prozent-Schwelle fallen.
Das Seco hatte zuletzt Mitte Dezember gemäss seinen Prognosen für 2023 mit einer Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent gerechnet. Damals ging die Behörde noch von einer klaren Abschwächung der hiesigen Konjunktur aus. Die aktuelle Prognose des Bundes steht zwar erst kommende Woche an. Vergangene Woche hatte das Seco aber bereits kommuniziert, dass es nicht von einer Rezession im laufenden Jahr ausgehe.
Die «sehr guten» Aussichten am Arbeitsmarkt seien erfreulich für Wiedereinsteiger oder Neueinsteiger, die ihre Ausbildung beendeten, sagte Zürcher weiter. Und diese Situation werde sich auch «noch eine Weile so halten», sollten die Bedingungen gleichbleiben.
Immer noch Aufholeffekt nach Corona
Die Gründe seien vielfältig und komplex, sagte Zürcher. Es gebe zum einen immer noch Aufholeffekte nach der Corona-Pandemie, als sich Unternehmen während zwei Jahren sehr mit Einstellungen zurückgehalten haben. Zum anderen sei auch ein demografischer Effekt am Werk: Bei der erwerbsfähigen schweizerischen Bevölkerung sei kaum noch ein Zuwachs zu sehen.
Hinzu komme die seit 2008 ausserordentlich expansive Geldpolitik nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den USA und im Euroraum. Damit seien die Realzinsen tief, was entscheidend für die Investitionsentscheide der Unternehmen sei. Und nicht zuletzt hätten sich die konjunkturellen Erwartungen verbessert: Dabei verwies er auf die Befürchtungen noch im Herbst über eine mögliche Rezession in der Schweiz.
Wie tief die Arbeitslosigkeit derzeit ist, zeigt auch der Vorjahresvergleich: Im Februar 2022 waren noch rund 19’500 mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Damals betrug die Arbeitslosenquote 2,6 Prozent. Im Februar 2021, also vor zwei Jahren, waren es gar 3,7 Prozent.
Wenige Langzeitarbeitslose
Die Arbeitslosenquote ist üblicherweise saisonalen Schwankungen unterworfen, weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gastronomie weniger Arbeit gibt. Ende Februar sind im Baugewerbe allerdings bereits deutlich weniger Arbeitslose gemeldet gewesen als noch Ende Januar, fast 1500 weniger. Auch im Gastgewerbe ging die Zahl zurück.
Die vom Seco um die saisonalen Faktoren bereinigte Zahl der Arbeitslosen sank im Februar 2023 um knapp 500 Personen auf rund 86’900. Die entsprechende Arbeitslosenquote blieb stabil bei sehr tiefen 1,9 Prozent.
Seco-Experte Zürcher verwies zudem auf die geringe Zahl an Langzeitarbeitslosen in der Schweiz von rund 13’000. Die Zahl der Menschen, die seit über einem Jahr arbeitslos sind, sei den 20. Monat in Folge gefallen. Vor einem Jahr waren es etwa noch mehr als doppelt so viele wie jetzt. (awp/mc/ps)