Arbeitslosenquote bleibt auf Zehnjahrestief von 2,4%
Bern – Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Juni auf ihrem Zehnjahrestief geblieben. Insgesamt waren wie im Mai 2,4 Prozent der Erwerbstätigen arbeitslos gemeldet. Damit dürfte auch der Jahrestiefpunkt markiert sein. Ab Juli oder August wird es aus saisonalen Gründen wieder bergauf gehen. Im Sommer schliessen viele Jugendliche die Schule oder Lehre ab und gehen dann auf Jobsuche.
Saisonbereinigt verharrte die Arbeitslosenquote im Juni bei 2,6 Prozent. Insgesamt waren 106’579 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) arbeitslos gemeldet. Das sind 2,6 Prozent weniger als im Vormonat und ein Fünftel weniger als im Vorjahr, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Die Zahlen sind keine Überraschung. Die meisten von AWP befragten Ökonomen hatten damit gerechnet.
Normalerweise fällt die Arbeitslosenquote im Juni noch einmal im Vergleich zu Mai. Zu dieser Jahreszeit blühen das Bau- und das Gastgewerbe auf und stellen fleissig Mitarbeitende ein. Auch diesen Juni fiel die Zahl der Arbeitslosen in diesen Wirtschaftszweigen um je rund 1000 Personen. Allerdings war der Rückgang wegen eines Sondereffektes abgeschwächt, wie Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, an einer Telefonkonferenz erklärte.
Seit März wurde in den RAV ein neues, teilautomatisiertes System zur Erfassung der Stellensuchenden eingeführt. Aufgrund des Erfassungswechsels sei der Rückgang der Arbeitslosen zwischen März und Mai leicht überzeichnet worden, sagte Zürcher. Im Juni sei die Einführung nun abgeschlossen worden. «Wir sind wieder im normalen Modus.»
Tiefpunkt bald erreicht
Damit dürften ab Juli oder August die Arbeitslosenzahlen wieder steigen, wie Zürcher festhielt. Der saisonale Anstieg der Arbeitslosigkeit dürfte sich als erstes bei den Jungen bemerkbar machen: Viele verlassen im Sommer die Schule oder schliessen die Lehre ab und melden sich dann bei einem RAV.
Derzeit liegt die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen bei 1,9 Prozent – im Mehrjahresvergleich ein sehr tiefer Wert.
Für das Gesamtjahr dürfte die Arbeitslosenquote über alle Altersgruppen tiefer ausfallen als zunächst erwartet. Erst kürzlich hat der Bund seine Prognose von 2,9 auf 2,6 Prozent gesenkt. Der Arbeitsmarkt profitiert von einem breit aufgestützten Aufschwung der Schweizer Wirtschaft.
«Erfreulicher» Start für Meldepflicht
In Branchen mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit erhalten registrierte Stellensuchende zudem seit Anfang Juli einen Vorsprung auf offene Stellen. Im Zuge der Umsetzung der «Masseneinwanderungsinitiative» müssen Arbeitgeber aus Branchen mit einer Arbeitslosenquote von über 8 Prozent im Jahresschnitt offene Stellen den RAV melden. Diese gemeldeten Stellen stehen während fünf Tagen ausschliesslich den registrierten Stellensuchenden zur Verfügung.
Derzeit sind etwa 19 Berufe von der Meldepflicht betroffen. Die Einführung der Meldepflicht sei erfolgreich vonstatten gegangen, sagte Zürcher zu den ersten Tagen. Die Onlineservices würden rege genutzt und die IT-Systeme liefen stabil. Erfreulich sei auch, dass viele Unternehmen und Personalvermittlungsbüros spezielle Schnittstellen angefragt hätten, um direkt mit dem System arbeiten zu können.
«Wir haben sehr viele Stellenmeldungen erhalten, auch von Jobs, bei denen keine Meldepflicht besteht», sagte Zürcher weiter und fasste zusammen: «Das Ganze läuft sehr erfreulich.»
Schon im Juni, vor der Einführung des Systems, standen den Stellensuchenden mehr Jobausschreibungen zur Verfügung. Den RAV wurden 16’854 offene Stellen gemeldet. Das sind 10,9 Prozent mehr als im Vormonat und über einen Drittel mehr als noch vor einem Jahr. (awp/mc/pg)