Arbeitsmarkt zeigt sich im Juli trotz Frankenschock relativ robust
(Foto: PHOTOPRESS/Martin Ruetschi)
Bern – Der Anstieg der Arbeitslosigkeit nach dem Frankenschock hat sich im Juli abgeschwächt. Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Juni an – Grund dafür sind aber saisonale Effekte. Dennoch bleibt der Schweizer Arbeitsmarkt unter Druck.
Im Juli blieb die Arbeitslosenquote mit 3,1% stabil, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag bekannt gab. Mit insgesamt 133’754 Personen waren aber 498 mehr als arbeitslos gemeldet als noch im Juni.
«Der bisher positive Saisoneffekt ist nun wie erwartet gekippt», erklärte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Bis Mitte Jahr verringert sich die Zahl der Arbeitslosen jeweils, ab Juli erhöht sie sich saisonal bedingt.
Während der saisonale Effekt nun allmählich beginnt, den Arbeitsmarkt zu belasten, hat der negative Effekt der Frankenstärke offenbar an Schwung eingebüsst. Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs aufgegeben hat, war die Zahl der Arbeitslosen in den letzten Monaten innert Jahresfrist nämlich deutlich gestiegen.
So betrug die Zunahme gegenüber den Vorjahresmonaten im April 4’044 Arbeitslose, im Mai 6’039 und im Juni 6’624. Die negative Dynamik der Konjunktur habe sich nun aber abgeschwächt, sagte Zürcher. Im Juli belief sich die Zunahme gegenüber dem Vorjahr auf 6’700 Arbeitslose. Insgesamt hält das Seco an seiner Jahresprognose von einer Arbeitslosenquote von 3,3% fest, wie Zürcher sagte. «Die Zahlen liegen noch immer im Rahmen der Erwartungen.»
Unischere Lage
Dennoch stehen Arbeitnehmenden und Arbeitssuchenden möglicherweise schwierige Monate bevor. «Der Druck auf den Arbeitsmarkt hat zugenommen», sagte Klaus Abberger von der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Viele Firmen stellten nur zögerlich ein, zudem gebe es erste Anzeichen dafür, dass Stellen abgebaut würden, führte er aus. Auch die Zahl der gemeldeten offenen Stellen habe sich verringert. Gegenüber dem Vorjahr nahmen diese um rund einen Fünftel ab.
Zwar sehe er nicht schwarz für den Arbeitsmarkt. Die Zahlen seien relativ stabil. Die Arbeitslosigkeit könne aber im Herbst durchaus noch anziehen, wenn die Unternehmen ihre Sparmassnahmen konkretisieren, erwartet Abberger. Die Entwicklung hänge aber auch vom internationalen Umfeld ab.
Langwiererigere Stellensuche für Jugendliche
Die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt bekommen nun besonders auch Schul- und Lehrabgänger zu spüren. Im Juli meldeten sich 17’182 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 24 Jahren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV), 535 mehr als noch im Juli vor einem Jahr.
Traditionell steigt die Jugendarbeitslosigkeit zwar im Sommer an, wenn die Schul- und Ausbildungszeit endet. In diesem Jahr dürfte es aber für einige schwieriger werden, einen Job zu finden, wie Abberger erklärt. Viele Unternehmen warten ihm zufolge noch mit der Entscheidung zu, ob sie ihre Lehrlinge übernehmen oder neue Personen einstellen.
Viele Jugendliche werden daher mehr Zeit brauchen, um eine Stelle zu finden. Aber nicht nur sie. Zwar verringerte sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Juli um 748 Personen. Gleichzeitig registrierten sich aber 2057 über 50-Jährige mehr als noch vor Jahresfrist bei den RAV. Das ist eine Altersgruppe, deren Angehörige üblicherweise nach einem Verlust ihrer Stelle mehr Zeit brauchen, um eine neue zu finden.
Mehr Jugendliche ausgesteuert
Insgesamt waren im Juli 21’401 Personen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet, 16% aller Arbeitslosen. Ausgesteuerte aber, die kein Arbeitslosengeld mehr bekommen, werden dabei nicht mitgezählt. Seit Anfang Jahr wurden 15’533 Personen ausgesteuert.
Jeweils schneller als ältere Arbeitslose werden Jugendliche ausgesteuert, da sie auch nach einer längeren Unterbrechung leichter wieder eine Stelle finden. Nach jüngsten Zahlen verloren im Mai 642 Jugendliche ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung. Im April waren es noch 331 gewesen. Auch gegenüber den beiden letzten Vorjahresmonaten sind das zwischen 70 und 100 Jugendliche mehr. (awp/mc/upd/ps)