Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit beim SECO.
Bern – Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt ist von der Frankenstärke und der weltweiten Schuldenkrise noch nichts zu spüren: Im Juli ist die Arbeitslosigkeit weiter gesunken. Eine Trendwende ist ab dem Herbst zu erwarten. Im Juli sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juni um 1178, insgesamt waren 109`200 Personen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote betrug unverändert 2,8%, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Montag bekannt gab.
Zurzeit gibt es in der Schweiz rund ein Viertel weniger Arbeitslose als vor einem Jahr. Eine Quote von unter 2,8% wurde letztmals im November 2008 erreicht. Stark zurück ging die Arbeitslosigkeit wie im Sommer üblich im Gastgewerbe und auf dem Bau. Die Arbeitslosigkeit war aber auch rückläufig, wenn diese saisonalen Effekte berücksichtigt werden.
Frankenstärke schlägt sich noch nicht in Statistik nieder
Weniger Arbeitslose gab es auch in einigen stark auf den Export ausgerichteten Branchen, beispielsweise im Maschinenbau oder in der Uhrenindustrie. In Solothurn und Neuenburg – beides Kantone mit einem grossen Industriesektor – ging die Arbeitslosigkeit zurück. Von der schwierigen Lage der Exportindustrie wegen des starken Frankens sei in der Statistik noch nichts zu sehen, sagte Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit beim SECO, der Nachrichtenagentur sda. In einer ersten Phase versuchten die Unternehmen ihre Kapazität auszulasten und mit tieferen Preisen auf dem Weltmarkt bestehen zu können.
Mehr Arbeitslose ab Herbst erwartet
Das SECO rechnet erst ab dem Herbst mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. «Im Moment ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch gut», betonte Gaillard. Das Staatssekretariat geht für dieses Jahr und für 2012 von einer Arbeitslosenquote von 3,1 beziehungsweise 3,3% aus, allerdings stammt diese Prognose vom Juni. Ob das SECO wegen der nun deutlich trüberen Aussichten für die Weltwirtschaft und des immer stärkeren Frankens seine Prognose anpasst, wird im September bekannt.
Erneut weniger Jugendarbeitslose
Einen leichten Anstieg gab es bei der Jugendarbeitslosigkeit: Die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-Jährigen erhöhte sich im Juli gegenüber Juni um 1216 auf 15`150. Ab Mitte Sommer steigt die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe üblicherweise an, weil Jugendliche ihre Ausbildung abschliessen. Im Jahresvergleich sank die Arbeitslosigkeit um knapp ein Drittel. Auf Stellensuche waren im Juli 162`530 Personen, dies sind 3212 weniger als im Juni und 43`074 weniger als vor einem Jahr.
Mehr Personen ausgesteuert
Im Mai wurden zudem 3152 Personen ausgesteuert und verloren ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung (Vormonat 3084). Seit 1. April gibt es in der Schweiz weniger lange Arbeitslosengeld. Der Anstieg reflektiere aber in erster Linie die Rezession vor zwei Jahren, sagte Gaillard. In nächster Zeit würden voraussichtlich weniger Personen ausgesteuert. Weniger Unternehmen mussten in ihren Betrieben Kurzarbeit durchführen: Die Zahl der Betriebe sank im Mai im Vergleich zum April um 72 auf 447. (awp/mc/upd/ps)