Bern – Der saisonale Aufschwung etwa auf dem Bau und im Tourismus lässt die Arbeitslosenzahlen in der Schweiz purzeln. Die Arbeitslosenquote ist im April von 2,9 Prozent auf ein neues Mehrjahrestief von 2,7 Prozent gefallen. Doch ganz vergleichbar sind die Zahlen nicht. Denn auch eine Änderung der Arbeitslosenerfassung trug zum Rückgang bei.
Insgesamt waren mit 119’781 Personen 8,2 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat und 18 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Eine Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent wurde zuletzt im Juli 2012 erreicht.
Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenquote von 2,8 auf 2,7 Prozent. Damit fielen die Quoten etwas stärker als von Experten erwartet.
Neue Erfassungspraxis
Ein Teil des Rückgangs geht auf eine technische Anpassung zurück. Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) haben im März die Erfassung der Arbeitslosen angepasst. Seither werden bei den RAV Mutationen automatisch vorgenommen, die zuvor teilweise nicht richtig im System enthalten waren. Bereits damals führte das zu einer zusätzlichen Abnahme der Arbeitslosenzahlen.
Das Seco schätzt nun, dass auch im April durch diesen Effekt etwa 3’000 weniger Arbeitslose zu verzeichnen sind, wie Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit, an einer Telefonkonferenz sagte. Um die Zahlen besser mit den Vormonats- und Vorjahresdaten vergleichen zu können, verweist das Seco auf die Zahl der Stellensuchenden.
Insgesamt wurden 194’060 Stellensuchende registriert, 3,5 Prozent weniger als im März und 6,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Stellensuchenden umfassen nebst den Arbeitslosen auch Personen in Beschäftigungsprogrammen, Umschulung oder Weiterbildung sowie im Zwischenverdienst.
Aufschwung schlägt sich rasch nieder
Von den rund 7’000 weniger Stellensuchenden seien etwa 1000 bis 1500 konjunkturell bedingt, sagte Zürcher. Der Trend zeige, dass die Zahl der Arbeitslosen und Stellensuchenden rasant zurückgehe, getrieben von der Saison und unterstützt durch die Konjunktur. «Es ist dem relativ flexiblen Arbeitsmarkt zu verdanken, dass sich der Aufschwung rasch auf die Beschäftigungssituation niederschlägt», sagte der Seco-Direktionsleiter.
Die sogenannte Beschäftigungsschwelle in der Schweiz sei einzigartig niedrig. Nach Berechnungen des Seco liegt diese in der Schweiz bei einem BIP-Wachstum von 1,9 Prozent. Das heisst: Wächst die Wirtschaftsleistung der Schweiz um mehr als 1,9 Prozent, geht die Arbeitslosigkeit weiter zurück. Laut Seco führt jeder Prozentpunkt an zusätzlichem Wachstum zu einer um 0,3 Prozentpunkte tieferen Arbeitslosenquote.
Breite Erholung
Die Erholung auf dem Arbeitsmarkt sei nach Branchen und Kantonen breit abgestützt, führte Zürcher weiter aus. Zudem fiel die Arbeitslosigkeit über alle Altersgruppen. Auch bei den über 50-Jährigen mache sich der Konjunkturaufschwung breit. Diese seien die letzten, die von einem Konjunkturaufschwung profitierten.
Das Seco prognostiziert bislang für das Gesamtjahr eine Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent. Die nächste Aktualisierung der Prognosen ist für den 20. Juni angesetzt. «Persönlich würde es mich nicht wundern, wenn die Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent unterschritten wird», sagte Zürcher.
Erst letzte Woche hat die Konjunkturforschungsstelle Kof der ETH Zürich in ihrem Beschäftigungsindikator einen weiteren Aufschwung am Schweizer Arbeitsmarkt prognostiziert. Seit gut einem halben Jahr gebe es in der Schweiz nun mehr Firmen, die einen Stellenaufbau planten als Firmen, die Stellen abbauen wollten. (awp/mc/ps)