Bern – Der Schweizer Arbeitsmarkt blüht weiter auf: Die Arbeitslosenquote ist im Februar um ein Zehntelpunkt auf 2,5 Prozent gesunken. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft sind im Sommer gar Quoten von nahe 2 Prozent denkbar. Doch mit dem Ukrainekrieg sind auch neue Risiken hinzugekommen.
Die Beschäftigungsaussichten in der Schweiz sind aktuell gut: Im Februar ist die Arbeitslosenquote auf 2,5 von 2,6 Prozent im Januar gesunken. Auch wenn saisonale Einflüsse herausgerechnet werden, sank die Arbeitslosenquote leicht, und zwar auf 2,2 von 2,3 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Das ist sogar noch einen Tick besser als von Ökonomen erwartet.
«In fast allen Branchen gab es einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Es gebe zudem weiterhin eine hohe Dynamik: «Unternehmen schaffen laufend Stellen und Erwerbstätige wechseln laufend die Stelle.»
Während die Zahl der Stellensuchenden im Februar um 2,4 Prozent auf 201’909 abnahm, erhöhte sich die Zahl der gemeldeten offenen Stellen um rund 16 Prozent auf 67’826. Davon unterlagen mehr als drei Viertel der Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 5 Prozent. Aufgrund des starken Aufschwungs sei es keine Überraschung, dass die offenen Stellen und auch die Rekrutierungsschwierigkeiten der Unternehmen zunähmen, so Zürcher. «Wir glauben allerdings nicht, dass dies längerfristig ein Problem sein wird.»
Trotz neuer Risiken zuversichtlich
Das Seco sei zuversichtlich, dass die positive Entwicklung anhalten werde. Bislang gehen die Experten des Bundes für das Gesamtjahr von einer Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent aus. «Die saisonal korrigierte Quote liegt bereits darunter», sagte Zürcher. «Es ist zu erwarten, dass wir gegen Sommer auf Zahlen ganz nahe an 2 Prozent kommen könnten.»
Allerdings seien mit dem Krieg in der Ukraine auch neue Risiken hinzugekommen. Die direkten Auswirkungen dürften sich zwar laut Zürcher aufgrund der beschränkten Handelsverflechtungen in Grenzen halten. Doch indirekte Kanäle wie Energieverknappung oder Produktionsausfälle könnten grössere Auswirkungen nach sich ziehen.
Sanktionen berechtigen zur Kurzarbeit
Der Ukrainekrieg und die gegen Russland verhängten Sanktionen könnten auch zu Kurzarbeitsentschädigungen führen: «Solch ein Konflikt gehört nicht zum normalen Betriebsrisiko», sagte Zürcher. In solchen Fällen gebe es grundsätzlich Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung. Hier gelte jedoch das normale und nicht das in der Coronakrise angewendete summarische Verfahren, das die Abrechnung vereinfachen sollte. Das heisst, dass die Kurzarbeit detailliert abgerechnet werden muss.
Zuletzt hat sich auch in der Kurzarbeit die Erholung von der Coronakrise weiter gezeigt. Konkret waren im Dezember laut den Angaben des Seco nur noch 42’077 Personen von Kurzarbeit betroffen, 6,0 Prozent weniger als im Monat davor. Auch die Anzahl Betriebe mit verhängter Kurzarbeit ging um rund 15 Prozent auf knapp 6288 zurück.
Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Krise im Frühling 2020 hatte für fast 1,4 Millionen Menschen Kurzarbeit gegolten, in der zweiten Corona-Welle war die Zahl dann im Februar 2021 nochmals auf gut 520’000 geklettert.
Zu Jahresbeginn dürften die Zahlen zwar noch etwas steigen, nachdem der Bundesrat Ende Dezember neue Massnahmen beschlossen hatte. Doch bereits im Februar waren die meisten Massnahmen wieder aufgehoben worden. Ende März ist daher dann auch Schluss mit dem summarischen Kurzarbeitsverfahren, wie Zürcher ankündigte: «Wir haben keine Absicht, dieses weiter auszudehnen.» (awp/mc/ps)