Bern – Die wirtschaftliche Erholung in der Schweiz schlägt vermehrt auf den Arbeitsmarkt durch: Im Juni sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 3,0% und erreichte damit den tiefsten Stand seit August 2015. Allmählich erreicht der Aufschwung damit auch die breite Masse.
Ende Monat waren laut Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) vom Freitag 133’603 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben, 6’175 oder 4,4% weniger als im Vormonat. Das sei ein sehr kräftiger Rückgang, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit im Seco, an einer Telefonkonferenz.
Für gut die Hälfte der Abnahme sind die Branchen Bau und Gastgewerbe verantwortlich, die im Sommer mehr Leute anstellen, wie Zürcher weiter ausführte. Insgesamt sei mit gut 85% weiterhin ein Grossteil des Rückgangs saisonal bedingt. Ein Sechstel bis ein Siebtel aber führt das Seco auf die anziehende Konjunktur zurück.
Im Berichtsmonat wurden weiter 196’896 Stellensuchende gezählt, 5’523 weniger als im Vormonat. Zugleich wurden den RAV mit 12’420 Stellen 3,7% mehr offene Jobs gemeldet als noch im Mai.
Aufschwung kommt bei über 50-Jährigen an
Auch bei den älteren Arbeitslosen komme der Aufschwung langsam an, sagte Zürcher. «Allmählich kommt hier Bewegung rein». Zum ersten Mal seit längerer Zeit sei die Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen auch gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Mit 0,7% oder 253 Personen ist dieser Rückgang zwar laut Zürcher noch «bescheiden, aber immerhin ein Rückgang». Bei den älteren Personen kommt nach Erfahrung des Seco der Aufschwung immer erst verspätet an. Im Juni waren 36’222 über 50-Jährige arbeitslos gemeldet, was einer Arbeitslosenquote von 2,7% entspricht, nach 2,8% im Mai.
Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) verringerte sich im Juni im Vergleich zum Mai um 848 Personen (-5,7%) auf 14’108. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies einem Rückgang um knapp 11%. Die Jugendarbeitslosenquote betrug im Juni 2,6%. Doch damit könnte laut Zürcher der Tiefststand in diesem Jahr erreicht worden sein. Jeweils im Juli beginne die Jugendarbeitslosigkeit wieder zu steigen, da Schul- und Lehrabgänger sich bei den RAV meldeten.
«Insgesamt entspricht das Gesamtbild unseren Erwartungen», sagte Zürcher. Die Arbeitslosigkeit bilde sich stetig, aber langsam zurück. Die Frühindikatoren deuteten erstmals alle darauf hin, dass sich die Erholung fortsetze. Im Mai war die saisonbereinigte Quote auf 3,2% gesunken, wo sie nun auch im Juni verharrte. Für das Gesamtjahr prognostiziert das Seco weiterhin eine Arbeitslosenquote von 3,2%.
Weniger Kurzarbeit
Weiter gab das Seco noch die Zahlen zur Kurzarbeit und den Aussteuerungen bekannt. Auch diese liegen laut Zürcher im Rahmen der Erwartungen. Im April 2017 – neuere Zahlen dazu liegen nicht vor – waren 4’020 Personen von Kurzarbeit betroffen und damit 18,8% weniger als im Vormonat. Die Zahl der betroffenen Betriebe sank um 81 auf 459. Die ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen um 34,3% ab.
Die Zahl der Personen, die im Verlauf des April ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung ausgeschöpft hatten und damit künftig nicht mehr in der Statstik auftauchen, belief sich gemäss Seco auf 3’249 nach 3’882 im März. (awp/mc/upd/ps)