Zwiespältiges Bild des Schweizer Arbeitsmarkts

Zwiespältiges Bild des Schweizer Arbeitsmarkts
(Foto: PHOTOPRESS/Martin Ruetschi)

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Bern – Die neusten Arbeitsmarktzahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) lesen sich auf den ersten Blick erfreulich. Die Zahl der Arbeitslosen hat im März den zweiten Monat infolge abgenommen. Der Arbeitsmarkt profitiert aber in erster Linie vom Frühlingsbeginn.

Der vielzitierte Aufwertungsschock nach dem Fall des Euromindestkurses Mitte Januar hat sich nicht eins zu eins auf den Schweizer Arbeitsmarkt übertragen. Dieser zeigt sich nach wie vor robust. Gemäss der neusten Statistik des SECO waren im März sogar 4’813 Personen weniger arbeitslos als im Februar. Die absolute Quote sank von 3,5 auf 3,4%.

Mehr als die Hälfte des Rückgangs bei der Arbeitslosenzahl ist allerdings dem Bausektor zu verdanken. Das zeigt, dass der Arbeitsmarkt in erster Linie von einer saisonal bedingten Erholung profitiert. Denn in der Bauwirtschaft steigt die Beschäftigung zum Frühlingsbeginn traditionell an.

Rechnet man die saisonalen Effekte heraus, hat die Zahl der Arbeitslosen im Februar aber nicht abgenommen, sondern um ein Prozent zugelegt. Im Vorjahresvergleich beträgt die Zunahme gar 1,6%. Namentlich in der exportorientierten Wirtschaft, aber auch im Bauwesen zeigten sich im Jahresvergleich klar erhöhte Werte, sagte Oliver Schärli, Leiter Arbeitsmarkt beim SECO, an einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Rückschlüsse auf Wechselkurssituation schwierig
Inwiefern diese Entwicklung auf die Frankenaufwertung zurückzuführen ist, lässt sich aber noch nicht klar sagen. Der Arbeitsmarkt reagiert bekanntlich erst mit ein paar Monaten Verzögerung auf makroökonomische Veränderungen.

Yves Flückiger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Genf, geht aber davon aus, dass die Arbeitslosenzahl im Februar ohne Frankenschock noch stärker zurückgegangen wäre. Die Unternehmen befänden sich aktuell mitten in der Phase der Adaption, sagte Flückiger gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Gemäss Oliver Schärli sollte sich Mitte Jahr ein klareres Bild abzeichnen. Das SECO geht wegen der ungünstigen Wechselkurssituation unverändert von einer leicht anziehenden Arbeitslosigkeit in diesem und im nächsten Jahr aus. Und Flückiger gibt zu bedenken, dass die Arbeitslosigkeit noch stärker steigen dürfte, sollte der Eurokurs längere Zeit um die Marke von 1,04 CHF herum verharren.

Vorzeichen einer möglichen Verschlechterung
Ein Indikator, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärfen könnte, ist die Zahl der offenen Stellen. Diese verringerte sich zum Vormonat zwar nur geringfügig. Verglichen mit dem März 2014 sei die Zahl der offenen Stellen aber markant um 4’500 gesunken, sagte Schärli.

Auch bei den in den Kantonen genehmigten Voranmeldungen für Kurzarbeit zeigt sich im Jahresvergleich eine deutliche Zunahme. Während im März 2014 nur 184 Voranmeldungen genehmigt wurden, waren es im März dieses Jahres 500.

Zudem lassen die neusten Angaben des SECO zur abgerechneten Kurzarbeit im Januar aufhorchen. Obwohl die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euromindestkurs erst zur Monatsmitte aufgab, nahm die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen im Vergleich zum Dezember deutlich um 6,3% auf 2’213 zu.

Doppelte Belastungsprobe
Der starke Franken ist aber nicht das einzige Problem für den Schweizer Arbeitsmarkt. Gemäss Wirtschaftsprofessor Yves Flückiger steht die hiesige Wirtschaft derzeit vor einer doppelten Herausforderung. So wirkten auch die Unsicherheiten über die künftige Einwanderungspolitik der Schweiz belastend auf den Arbeitsmarkt.

Seit dem 9. Februar 2014, als die Schweizer Stimmbevölkerung die Masseneinwanderungsinitiative der SVP knapp annahm, seien viele Unternehmen zurückhaltend mit Neueinstellungen, sagte Flückiger. Viele wollten erst die konkreten Massnahmen des Bundesrats abwarten, bevor sie neue Angestellte anwerben. (awp/mc/upd/ps)

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