Bern – Frühlingsgefühle am Schweizer Arbeitsmarkt: Im März hat die Arbeitslosigkeit klar abgenommen. Der grösste Teil davon ist saisonal bedingt, weil mit den wärmeren Temperaturen etwa die Bautätigkeit wieder zunimmt. Aber auch der Wirtschaftsaufschwung macht sich bemerkbar.
Insgesamt waren Ende März 152’300 Arbeitslose in der Schweiz registriert. Das sind 7500 weniger als im Vormonat Februar, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag in einem Communiqué mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank damit von 3,6 auf 3,4%.
Wie bereits im Vormonat hatte die Verringerung der Arbeitslosenzahl im März hauptsächlich saisonale Gründe. Die milderen Temperaturen im März haben dazu geführt, dass insbesondere im Baugewerbe wieder mehr Personen arbeiten.
Knapp die Hälfte des Rückgangs der Arbeitslosen um 7500 Personen im März sei auf die Bauwirtschaft zurückzuführen, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Dieser Effekt war insbesondere im Wallis stark, weshalb die Arbeitslosigkeit in der Westschweiz kräftiger zurückging als in der Deutschschweiz.
Der Bau war aber nicht die einzige Branche, die in der Schweiz anzog. Auch in anderen Industriezweigen gab es weniger Arbeitslose.
Konjunkturaufschwung hilft
Während im Vormonat Februar praktisch der ganze Rückgang der Arbeitslosigkeit auf saisonale Gründe zurückzuführen war, trug im März auch die Erholung der Wirtschaft dazu bei. Rund 15% der Abnahme der Arbeitslosen seien der verbesserten Konjunkturlage zu verdanken, sagte Zürcher in einer Telefonkonferenz.
Das Bild im Monat März entspreche der Erwartung, dass die Arbeitslosigkeit allmählich, aber in kleinen Schritten sinken werde. Das Seco rechnet damit, dass die saisonbereinigte Arbeitslosenquote 2017 von 3,3% auf 3,2% schrumpfen wird. Zürcher rechnet fürs Gesamtjahr mit rund 145’000 Arbeitslosen im Schnitt.
Weniger hoch als runter
Der Arbeitsmarktprofessor George Sheldon von der Universität Basel sieht angesichts der anziehenden Wirtschaft eine schleppende Besserung der Lage am Arbeitsmarkt, wie er auf Anfrage sagte. «Das ist aber nicht neu. Seit 1990 sieht man, dass Arbeitslosigkeit immer weniger auf Konjunkturaufschwünge reagiert.»
Bei einem Produktionseinbruch steige die Arbeitslosigkeit zwar so stark an wie in der Vergangenheit. Wenn die Konjunktur aber wieder Fuss fasse, sinke die Arbeitslosigkeit nicht mehr so stark, wie die Produktion wieder zulege.
«Man weiss nicht genau weshalb», sagte Sheldon: «Aber ich kann mir vorstellen, dass das mit der so genannten Deindustrialisierung zu tun hat.» Produktionsbezogene Tätigkeiten seien konjunkturanfälliger als Dienstleistungstätigkeiten.
«Man feuert nicht die ganze Buchhaltung, weil die Konjunktur einbricht», sagte Sheldon. Auch die Beschäftigung im Bildungs- und Gesundheitswesen sei kaum anfällig für Wirtschaftszyklen. Die Dienstleistungstätigkeiten würden zunehmen. Deshalb reagiere die Arbeitslosigkeit weniger auf die Konjunkturlage als früher. (awp/mc/upd/ps)