Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin in robuster Verfassung
Bern – In der Schweiz bleibt die Lage am Arbeitsmarkt trotz der Signale einer konjunkturellen Abkühlung äusserst robust. Die Arbeitslosenquote stieg im August auf tiefem Niveau aufgrund saisonaler Effekte zwar geringfügig an. Nach wie vor bekunden Firmen aber Probleme damit, freie Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen.
Die gute Verfassung am Arbeitsmarkt zeigt sich auch im August-Bericht, den das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag vorgelegt hat. Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldeten Personen ist zwar gegenüber Juli um 2280 auf 89’881 gestiegen und die Arbeitslosenquote stieg auf 2,0 Prozent von 1,9 Prozent.
Verantwortlich waren dafür aber primär saisonale Effekte, wie Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz sagte. So nahm die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren um 0,4 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent zu. Dies ist typisch, weil junge Menschen im (Spät-)Sommer nach Abschluss von Ausbildung oder Schule nach Arbeit suchen.
«Dies beunruhigt uns nicht, das beobachten wir jedes Jahr», führte Zürcher aus. Diese spezifische Form der Arbeitslosigkeit baue sich jeweils rasch wieder ab, in der Regel gar noch vor dem Jahresende.
Arbeitsmarkt bleibt ausgetrocknet
Die Sorgen vor einem deutlicheren Anstieg der Arbeitslosigkeit, genährt etwa durch den Stellenabbau bei der UBS/Credit Suisse, haben sich hingegen nicht bewahrheitet. Solche Ankündigungen schlagen sich laut Zürcher jedoch erst mit einer Verzögerung von einigen Monaten in den Seco-Statistiken nieder.
Somit bleibt der Arbeitsmarkt vorerst ausgetrocknet. Die Arbeitslosenquote bewege sich derzeit auf sehr niedrigem Niveau seitwärts, führte Zürcher aus. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist erneut leicht gesunken und inzwischen mit noch 10’926 Personen extrem tief. Der Fachkräftemangel ist in der Schweiz immer noch ausgeprägt.
Im Herbst werde sich dieses Problem für die Firmen möglicherweise abschwächen, wenn das Beschäftigungswachstum wie erwartet nachlasse und die sich abkühlende Konjunktur allmählich auf den Arbeitsmarkt übertrage, so Zürcher. Auch die Arbeitslosigkeit dürfte allmählich wieder leicht ansteigen. Die Seco-Ökonomen rechnen für 2024 weiterhin mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 2,3 Prozent. Für das laufende 2023 liegt die Prognose unverändert bei 2,0 Prozent.
Offene Stellen leicht gesunken
Einen Hinweis darauf, dass Firmen beim Ausschreiben neuer Stellen angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten mit Blick nach vorne etwas Vorsicht walten lassen, lieferten die Angaben zu den offenen Stellen: Die Zahl der bei den RAVs gemeldeten offenen Stellen verringerte sich im August gegenüber dem Vormonat um 1838 auf 47’366, gegenüber dem Vorjahr sind es 20’896 Stellen weniger.
Nur eine sehr kleine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt spielt nach wie vor das Instrument der Kurzarbeit. Im Juni – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren 959 Personen in Kurzarbeit und damit 313 Personen weniger als noch im Monat davor. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich um 13 auf noch 57 Firmen. (awp/mc/ps)