Aufhebung des Mindestkurses lässt Arbeitslosigkeit steigen
(Foto: PHOTOPRESS/Martin Ruetschi)
Bern – Die Arbeitslosenzahlen steigen stetig an. Die Kurzarbeit hingegen verharrte im November auf dem Niveau der Vormonate. Was auf den ersten Blick als Widerspruch erscheint, ist eine logische Folge: Der Frankenschock ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen.
Die Arbeitslosenzahlen für die Schweiz, die das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am Mittwoch publiziert hat, spiegeln eine wenig erfreuliche Entwicklung: Sie zeigen eine Zunahme der Arbeitslosigkeit. Die Quote stieg von 3,3% im Oktober auf 3,4% im November.
Dieser Trend wird sich bis weit ins nächste Jahr hinein fortsetzten. «Der Höhepunkt wird bei 3,6% erreicht sein und erst in der zweiten Hälfte 2016 erwarten wir einen allmählichen Rückgang», prognostiziert Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco. Für Dezember rechnet er mit einer Arbeitslosenquote von saisonbereinigt 3,5% (inklusive der saisonalen Effekte 3,7%).
Starker Franken ist ein dauerhaftes Problem
Im November hingegen verharrte die Kurzarbeit, zeigte gar eine leicht sinkende Tendenz, sagte Zürcher an einer Telefonkonferenz. Das zeigt, dass Arbeitgeber die Kurzarbeit nur als kurzfristige Hilfe betrachten, um einen temporären Schock zu überbrücken.
Der starke Franken nach der Aufgabe des Mindestkurses im Januar wird jedoch, gemäss Zürcher, inzwischen als dauerhaftes Problem wahrgenommen. Deswegen reagieren Arbeitgeber zusehends mit Personalstopp und Entlassungen. Damit kommt der Frankenschock mit einer Verzögerung, die für die Reaktion des Arbeitsmarktes auf die Wirtschaftslage üblich ist, auf dem Arbeitsmarkt an.
Für den weiteren permanenten Anstieg der Arbeitslosigkeit in der exportabhängigen Schweiz sorgt darüber hinaus die flaue Konjunktur im Euroraum und das abgebremste Wachstum aufstrebender Wirtschaften wie beispielsweise China.
Diese Situation spiegelt sich in den wenig euphorischen Prognosen zum Wachstum des BIP, die zwischen 0,6 und 1,0% liegen. Und Zürcher vom Seco analysiert, dass von den 6’874 Arbeitslosen, die im Vergleich zum Oktober 2015 im November hinzukamen, 30% konjunkturell bedingt seien. Noch im Oktober lag dieser konjunkturell bedingte Anteil bei optimistischeren 16%.
Branchen von der Arbeitslosigkeit unterschiedlich betroffen
Dieser konjunkturelle Effekt im November gehe über die Erwartungen hinaus und er spiegle sich in den Branchen, sagt Zürcher. So ist der zweite Sektor, die Industrie prozentual am stärksten betroffen. Der dritte Sektor der Dienstleistungen weist die höchsten absoluten Zahlen auf, weil hier grundsätzlich sehr viel mehr Personen beschäftigt sind.
In der Industrie waren im November 2015 im Vergleich zum Vorjahresmonat 5’352 Personen oder 16,7% mehr Personen arbeitslos; im Dienstleistungssektor 7’002 Personen oder 7,5% mehr. Ein Drittel dieser Personen ist arbeitslos aus konjunkturellen Gründen.
Am auffälligsten zeigt sich diese Entwicklung in der Uhrenindustrie, wo im Vergleich zum November vor einem Jahr 510 Personen oder 36% mehr arbeitslos sind oder im Maschinenbau mit einer Zunahme von 545 Personen oder 32,2%. Diese beiden Branchen sind besonders anfällig für den starken Franken.
Markant ist die Zunahme auch im Detailhandel mit 768 mehr Arbeitslosen oder einer Zunahme von 8,2%. Dieser Wert ist vor allem dem Einkaufstourismus ins billigere Ausland geschuldet. Boris Zürcher geht davon aus, dass die Schweiz durchschnittlich 1’000 Arbeitslose mehr pro Monat allein aufgrund konjunktureller Effekte zu verzeichnen hat. (awp/mc/upd/ps)