Bern – Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist im Oktober gestiegen – erstmals 2011. Die Quote erreichte 2,9 nach 2,8% im September. Damit ist eine Trendwende eingeleitet – die Arbeitslosenzahlen dürften wieder steigen. 115’178 Arbeitslose waren im Oktober bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren gemeldet, 3834 mehr als im September. Gegenüber dem Oktober 2010 ging die Arbeitslosigkeit allerdings um 17,4% zurück, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) am Montag mitteilte.
Dennoch sei der Anstieg um über 3’800 Personen seit September stark, erklärte Serge Gaillard, Leiter der Direktion Arbeit im SECO im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Zwei Drittel der Zunahme sei saisonal bedingt, fast die Hälfte gehe aufs Konto des Gastgewerbes.
Erstmals wieder saisonbereinigt eine Zunahme
In den Tourismuskantonen beginnt Ende Oktober die Zwischensaison. So ist der Zuwachs in Graubünden und im Wallis besonders gross. Nach dem Höhepunkt im Januar 2010 mit einer Arbeitslosenquote von 4,5% wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise erholte sich der Arbeitsmarkt rasch. Erstmals seit Ende 2009 sei die Arbeitslosigkeit im Oktober aber auch saisonbereinigt gestiegen, sagte Gaillard. Das zeige eine Trendwende an. Seine Direktion rechnet mit einer weiteren Zunahme und 2012 mit einer Arbeitslosenquote von 3,4% im Jahresdurchschnitt, gegen Ende 2012 gar mit 3,7%.
«Hintergrund dieser Prognose ist, dass der Franken weiterhin überbewertet bleibt», sagte Gaillard. Viele Firmen hätten seit eineinhalb Jahren mit geschwundenen Margen zu kämpfen, machten wenig oder keinen Gewinn. Hinzu komme die Frage, ob es Europa gelinge, eine Rezession zu vermeiden. Negativ sei der Frankenkurs in jedem Fall für die Beschäftigung in Industrie, Tourismus, Banken und Detailhandel. Positive Beschäftigungssignale gebe es weiterhin von Bau, Gesundheitswesen und öffentlicher Hand, erklärte Gaillard.
Regionale Unterschiede
In der deutschen Schweiz betrug die Arbeitslosenquote im Oktober 2,4%, in der Westschweiz und im Tessin 4,3%. Bei den Frauen erreichte die Arbeitslosigkeit 3,2%, bei den Männern 2,7%. Unter den Ausländern waren 5,7% Arbeitslose registriert, bei den Schweizern 2,1%.Der Anteil ausländischer Arbeitsloser stieg gegenüber dem September um 0,4 Prozentpunkte an. Darin schlägt sich die Zwischensaison nieder. Bei den Jugendlichen unter 24 Jahren verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen um 222 Personen oder 1,2%. Gegenüber dem Oktober 2010 sank die Jugendarbeitslosigkeit um 21,5%. Die Quote verharrte im Vergleich zum September auf 3,2%.
Insgesamt registrierte das SECO 169’191 Stellensuchende, 4’743 mehr als im September. Gegenüber der Vorjahresperiode ist das ein Rückgang von 16,5%. Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldeten offenen Stellen sank dagegen um 685 auf 18’750.
Kurzarbeit nimmt zu
Kurzarbeit leisteten im August 2’514 Personen, 13,5% mehr als im Juli. Die Zahl der betroffenen Betriebe blieb mit 297 gleich. Die ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen gegenüber Juli um 7,4% auf 131’751 Stunden zu. Im August 2010 waren 469’941 Ausfallstunden gezählt worden. Damit bewegt sich die Kurzarbeit weiter auf tiefem Niveau. Ihr Recht auf Leistungen verloren im August 3’190 Personen, wie das SECO basierend auf Zahlen der Arbeitslosenversicherung weiter schreibt.
Arbeitgeber machen Druck bei SNB
Die Nationalbank sieht sich mit wachsendem Druck für einen höheren Euro-Mindestkurs konfrontiert: Wie Gewerkschaften und economiesuisse drängt auch der Schweizerische Arbeitgeberverband auf eine Anhebung der Kursuntergrenze.Auf eine konkrete Forderung nach einer Erhöhung des derzeitigen Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF verzichtete der Schweizerische Arbeitgeberverband an seiner Herbst-Medienkonferenz in Bern zwar. Die Verbandsspitze verhehlte aber nicht, dass sie eine Anhebung stark befürworten würde.
Bis der Franken wieder auf einem «vernünftigen Niveau» steht, fordern die Arbeitgeber «Spielraum für die Unternehmen bei Personalmassnahmen». Weiterhin sehen die Arbeitgeber vorab längere Arbeitszeiten als das geeignetste Mittel gegen die Frankenstärke. (awp/mc/upd/ ps)