Bern – Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz ist im November von tiefem Niveau aus leicht gestiegen. Das könnte in den nächsten Monaten wegen der schwächeren Konjunktur so weitergehen.
Ende November waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 98’011 Menschen als arbeitslos gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Das waren 4448 mehr als im Oktober.
Die Quote liegt nun bei 2,1 Prozent nach 2,0 Prozent im Vormonat Oktober. Der leichte Anstieg ist keine Überraschung. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten mit einem Wert von 2,1 bis 2,2 Prozent gerechnet.
Vor allem saisonale Gründe
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit hat laut Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, primär saisonale Gründe. Bekanntlich gibt es in den Wintermonaten auf dem Bau und teilweise auch in der Gastronomie weniger Arbeit.
Dies sei auch der Grund dafür, dass die Arbeitslosenquote der Ausländer gleich auf 4,0 von 3,7 Prozent gesprungen sei – während jene der Schweizerinnen und Schweizer bei 1,4 Prozent verharrte. «Ausländer sind in diesen saisonal schwankenden Branchen stärker vertreten», so Zürcher.
Dazu komme, dass Ausländerinnen und Ausländer auch stärker in konjunktursensitiven Branchen tätig seien als Schweizerinnen und Schweizer. Und auch da gibt es laut Zürcher gewisse Bremsspuren.
Anzeichen für Industrieflaute
So sei saisonal bereinigt die Zahl der Arbeitslosen im November den neunten Monat in Folge leicht angestiegen. Mit anderen Worten: Das relativ schwache Wirtschaftswachstum schlägt allmählich auf den Arbeitsmarkt durch.
Ein Beleg dafür sind auch die neusten Daten zur Kurzarbeit. Im September – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren gut 2400 Personen in Kurzarbeit und damit gut 500 Personen mehr als noch im Monat davor. Und auch danach hätten die Voranmeldungen für Kurzarbeit «auf sehr, sehr moderatem Niveau» weiter angezogen.
Das Gros der Firmen stamme dabei aus dem verarbeitenden Gewerbe und insbesondere aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Diese leidet bekanntlich derzeit am stärksten unter der globalen Wachstumsflaute.
Noch immer auf tiefem Niveau
Im langjährigen Vergleich liegt die Arbeitslosenquote derzeit trotz des aktuellen Anstiegs aber noch immer auf einem sehr tiefen Niveau. «Wir sind nach wie vor im rekordtiefen Bereich», so Zürcher. Besonders tief sei zum Beispiel weiterhin die Zahl der Langzeitarbeitslosen, sie liege aktuell nach wie vor unter 11’000.
Der Seco-Mann geht davon aus, dass sich die November-Entwicklung in den kommenden Monaten in etwa fortsetzen wird. So wird für das Gesamtjahr 2024 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent angenommen.
In diesem Zusammenhang gebe es beim Fachkräftemangel eine «gewisse Entspannung». Nach wir vor seien aber die Mangelmeldungen der Unternehmen ziemlich hoch. Alles in allem spricht Zürcher von einer «Normalisierung» auf dem Arbeitsmarkt, die im Gange sei. Das heisst aber auch: Ein dramatischer Anstieg ist weiterhin nicht in Sicht. (awp/mc/ps)