Arbeitslosigkeit nimmt im Juli untypischerweise zu

Bern – Die Schweizer Arbeitslosenquote verharrte im Juli zwar bei 2,3 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen nahm dennoch spürbar zu. Das ist für den Sommermonat untypisch.

Ende Juli waren in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 107’716 Menschen als arbeitslos gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Das waren 3198 mehr als im Juni. Es handelt sich um den ersten Anstieg seit Januar.

Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, sprach von einer «recht deutlichen Zunahme». Diese sei umso bemerkenswerter, als dass die Arbeitslosigkeit im Juli üblicherweise sinke oder sich zumindest stabil entwickle.

Diesmal habe es aber nur leichte saisonbereinigte Rückgänge auf dem Bau und im Gastgewerbe gegeben, erklärte er. Und in anderen Branchen habe es Anstiege gegeben.

Bereinigt ebenfalls ein Anstieg
Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Zahl der Arbeitslosen denn auch um 2436 Personen an. Die bereinigte Arbeitslosenquote erhöhte sich damit auf 2,5 von 2,4 Prozent.

Die Arbeitslosenquote ist saisonalen Schwankungen unterworfen, weil es zu bestimmten Jahreszeiten in einigen Branchen mehr oder weniger Arbeit gibt. So ruhen im Winter etwa viele Baustellen, und im Tourismus gibt es in der Zwischensaison weniger zu tun. Das wird mit der bereinigten Zahl ausgeblendet.

Internationales Umfeld
Der Hauptgrund für die gestiegenen Arbeitslosenzahlen sei «die schwächere Wirtschaftsentwicklung insbesondere im internationalen Kontext», so Zürcher. Bekanntlich leidet insbesondere die hiesige Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie seit Monaten unter der gedämpften internationalen Nachfrage.

Zudem gab es im Juli Spezialeffekte. So stieg etwa die Zahl der jungen Arbeitslosen (15- bis 24-Jährige) um fast 1000 an. Dies sei für diesen Monat üblich, weil viele Jugendliche in diesem Monat ihre Ausbildung abschliessen würden, keine Nachfolgelösung hätten und sich daher vorsorglich beim RAV anmeldeten, so der Seco-Mann.

Allmähliche Normalisierung
Alles in allem sieht Zürcher die aktuelle Entwicklung noch immer als allmähliche Normalisierung, welche auf die extrem tiefen Werte des Nach-Corona-Booms folge. So liegt die aktuelle Zahl von knapp 108’000 Arbeitslosen zwar rund 20’000 über dem Vorjahreswert. Im langjährigen Vergleich fällt sie aber nicht negativ aus dem Rahmen.

Die Aussichten haben sich laut Zürcher denn auch nicht eingetrübt. Er rechnet für das laufende Jahr nach wie vor mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent. Er geht somit von einer Stabilisierung im restlichen Jahresverlauf aus.

Ein Grund für seine Zuversicht dürfte die Entwicklung bei der Kurzarbeit sein. Dort gibt es nach wie vor keinen dramatischen Anstieg. Im Gegenteil waren im Mai – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – nur 4798 Personen in Kurzarbeit und damit 1229 weniger als im Monat davor. Die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich um 67 auf 223. (awp/mc/ps)

Seco

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