Bern – Im Juli ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ganz leicht gesunken. Das Instrument der Kurzarbeit entpuppt sich dabei je länger desto mehr als taugliches Instrument, um die Folgen der Coronakrise am Arbeitsmarkt abzufedern.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die vom Bundesrat verhängten Massnahmen hätten im März zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt, doch bereits im Folgemonat habe sich der Anstieg verlangsamt, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Seco, am Montag an einer Telefonkonferenz. In den Sommermonaten Juni und Juli ging die Zahl der Arbeitslosen gar leicht zurück.
Im Juli waren 148’870 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 1419 weniger als im Vormonat, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag die Zahl aber massiv – um 51’292 Personen – höher.
Die Arbeitslosenquote verharrte im Berichtsmonat mit 3,2 Prozent auf der Stelle. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch auf rekordtiefen 2,1 Prozent. Und im Monat Februar, also kurz vor Ausbruch der Pandemie, war sie immer noch bei ebenfalls tiefen 2,5 Prozent.
Kurzarbeit stabilisiert
Die Dynamik am Arbeitsmarkt habe sich mit den Öffnungsschritten spürbar belebt, fuhr Zürcher fort. Das sei insbesondere in jenen Branchen zu sehen, welche vom Lockdown mit am schwersten betroffen waren. So habe die Arbeitslosigkeit etwa im Gastgewerbe spürbar abgenommen, wohingegen die von der internationalen Nachfrage abhängige Uhrenbranche einen Anstieg verzeichnet habe.
Einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung am Arbeitsmarkt leistet die Kurzarbeit. Das Instrument hat sich als taugliches Instrument zum Erhalt von Arbeitsplätzen während einer Krise erwiesen. Dank der Kurzarbeit bleibe den Firmen Know-how erhalten und teure Entlassungs- und Rekrutierungsprozesse erspart, erklärte Zürcher.
Verlässliche Angaben zur Kurzarbeit liegen dem Seco bis im Mai vor. Damals wurden 890’890 Arbeitnehmende über die Kurzarbeit entschädigt nach über einer Million im «Corona-Lockdown-Monat» April. Die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe reduzierte sich um 21’081 auf noch 109’988.
Noch höher liegt die Zahl, wenn jene Betriebe mitgezählt werden, die präventiv ein Gesuch auf Kurzarbeit gestellt haben. Im Juli seien insgesamt Voranmeldungen von rund 185’700 Betrieben für 1,8 Millionen Arbeitnehmende bewilligt worden. Dies entspreche knapp 35 Prozent der Beschäftigung in der Schweiz, sagte Zürcher.
Milliarden-Kosten für Kurzarbeit
Die Kurzarbeit kostet den Bund viel Geld: Seit März wurden rund 6 Milliarden Franken an Kurzarbeitsentschädigung ausbezahlt. Viel Geld hätte laut Zürcher die Arbeitslosenkassen aber auch ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit und entsprechende Taggeldzahlungen gekostet.
Keine Entlassungswelle erwartet
Offen bleibt, wie viele der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer ihren Job noch verlieren werden und ob die Schweiz auf Massenentlassungen zusteuert. Dieser Sorge widerspricht Zürcher: «Gemäss den uns derzeit vorliegenden Daten gibt es keine Anzeichen, dass es zu einer Entlassungswelle kommen wird.»
Optimistisch stimmt Zürcher, dass sich die Lage vor allem für die am Binnenmarkt tätigen Firmen entspannt hat. Es würden wieder vermehrt Stellen ausgeschrieben und Mitarbeitende gesucht. Zudem könne die Kurzarbeit bei Bedarf bis ins nächste Jahr hinein verlängert werden. Und nicht zuletzt kosteten Entlassungen im grossen Stil die Firmen Geld, etwa fürs Bereitstellen eines Sozialplans.
Im Herbst rechnet das Seco nur mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote. Dieser werde saisonal-bedingt und vor allem in Branchen wie dem Bau oder im Tourismus zu sehen sein. Im Gesamtjahr geht das Seco im Durchschnitt von einer Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent aus, nachdem sich für die ersten sieben Monate ein Wert von 3 Prozent ergeben hat. (awp/mc/pg)