Bern – Die Schweizer Konjunktur und die Situation auf dem Arbeitsmarkt haben sich nach einem historischen Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2021 wieder erholt. Allerdings bekundeten die Betriebe grosse Probleme bei der Rekrutierung von neuem Personal.
Der Ausbruch der Corona-Pandemie führte in der Schweiz zu einem historischen Einbruch des Wirtschaftswachstums: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) sank Mitte 2020 gegenüber dem 1. Quartal um 6,1 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilte.
Nach dem Sommer 2020 erholte sich die Wirtschaft vorübergehend (plus 6,3 Prozent), um dann erneut an Schwung zu verlieren. Erst ab dem zweiten Quartal 2021 ging es wieder aufwärts mit einem durchschnittlichen Wachstum von 1,3 Prozent pro Quartal.
Auch der Arbeitsmarkt wurde von den Folgen der Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor der Pandemie nahm die Zahl der Erwerbstätigen stark zu, so dass sie trotz der Pandemie von Ende 2016 bis Ende 2021 von 5 auf 5,2 Millionen (+3,3 Prozent) angewachsen war. In Vollzeitstellen betrachtet war es ein Wachstum um 6 Prozent von 4,9 auf 5,2 Millionen Stellen.
1,3 Millionen Personen in Kurzarbeit
Im ersten Pandemie-Jahr ging die Zahl der Beschäftigten und der Vollzeitäquivalente zurück. Ausserdem erfasste das Bundesamt für Statistik wenig überraschend einen Höchststand bei den Erwerbstätigen in Kurzarbeit.
Der Bundesrat hatte auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen, um der Wirtschaft zu helfen. Erreicht wurde der Höchststand im April 2020 mit 1,3 Millionen Personen respektive 29 Prozent der Erwerbstätigen in Kurzarbeit. Ende 2020 beanspruchten noch 380’000 Personen eine Kurzarbeitsentschädigung, ein Jahr später waren es noch 58’000.
Ausserdem war die Zahl der offenen Stellen zwischen dem vierten Quartal 2020 und dem vierten Quartal 2021 um über 50 Prozent oder 33’000 Stellen stark gestiegen. Daraus resultierte, dass es Ende 2021 85,5 Prozent mehr offene Stellen gab als fünf Jahre zuvor.
Gleichzeitig bekundete gemäss BFS über ein Drittel aller Betriebe (36,6 Prozent) grosse Probleme bei der Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte. Das BFS begründet dies damit, dass die Pandemie die Arbeitsnachfrage massiv geschmälert hat.
Zu Beginn des Jahres 2021 sei dann langsam eine Kehrtwende eingetreten, sowohl bei der Suche nach neuem Personal als auch als bei der Anzahl der Beschäftigten und der besetzten Stellen (plus 1,1 respektive 1,9 Prozent).
Ausserdem kehrten die Menschen wieder aus dem Homeoffice zurück. Vor der Pandemie hatte rund ein Viertel zumindest gelegentlich zuhause gearbeitet, während es im Jahr 2020 durchschnittlich 40 Prozent der Arbeitnehmenden war. Danach ging der Anteil wieder zurück.
Optimistische Aussichten
Trotz Pandemie waren aber gegenüber 2016 Ende 2021 weniger Personen erwerbslos, die entsprechende Quote sank von 4,6 auf 4,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen (angemeldet in einem Arbeitsvermittlungszentrum) ging noch stärker von 3,5 auf 2,6 Prozent zurück.
Im 1. Quartal 2022 erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 84’000 Personen (1,7 Prozent). Auch die Zahl Personen in Kurzarbeit ging zurück. An dieser Entwicklung zeigt sich gemäss BFS die Verbesserung der Arbeitsmarktlage in der Schweiz.
Entsprechend optimistisch waren die Beschäftigungsaussichten Ende des 1. Quartals 2022: In der gesamten Wirtschaft wurden 43’000 offene Stellen mehr gezählt als im 1. Quartal 2021 (+60,4 Prozent ) und der Indikator der Beschäftigungsaussichten zeige nach oben (+3,9 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2021). (awp/mc/ps)