Arbonia rutscht im ersten Halbjahr in die Verlustzone
Arbon – Der Bauzulieferer Arbonia hat die Flaute in der Baubranche in seinen Kernmärkten schmerzhaft zu spüren bekommen. Das Ostschweizer Unternehmen hat im ersten Halbjahr einen Umsatztaucher erlitten und ist in die roten Zahlen gerutscht.
Der Umsatz sank um 9,6 Prozent auf 570,4 Millionen Franken, wie Arbonia am Dienstag anhand von definitiven Zahlen bekannt gab. Das Ergebnis ist in der Grössenordnung seit einem Monat bekannt, da Arbonia eine Gewinnwarnung veröffentlicht hatte.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 14,4 Prozent auf 44,9 Millionen Franken. Die EBITDA-Marge reduzierte sich auf 7,9 Prozent von 8,3 Prozent im Vorjahr. Der EBIT sackte um knapp zwei Drittel auf 6,2 Millionen Franken ab.
Unter dem Strich musste Arbonia einen Verlust von 2,0 Millionen Franken hinnehmen. Im Vorjahressemester hatte das Unternehmen noch einen Reingewinn von 11,7 Millionen Franken eingefahren.
Einbruch in Deutschland
Die Kernmärkte von Arbonia, insbesondere Deutschland, Benelux und Osteuropa, hätten einen Einbruch der Baugenehmigungen aufgrund der hohen Baukosten und der Zinserhöhungen erlitten, schrieb der Konzern. Dieser Rückgang der Bautätigkeit führte bei Arbonia zu stark gesunkenen Verkäufen von Flachheizkörpern, Standardtüren und Duschabtrennungen.
«So war das erste Halbjahr 2023 durch eine ausgesprochene Zurückhaltung im Bestellverhalten des Gross- und Fachhandels gezeichnet, welcher seinen Lagerabbau weiter fortsetzte bzw. die Lager nicht wieder mit Grossbestellungen füllte», hiess es weiter. Stattdessen hätten die Händler kurzfristigere Kleinaufträge erteilt.
Beim Neubau seien die Bauherren zurückhaltend gewesen. Diese hätten aufgrund des unsicheren regulatorischen Umfelds und deutlich steigenden Bau- und Finanzierungskosten weniger Bauprojekte gestartet oder diese verschoben.
In der Renovation machten sich die steigenden Mietpreise aufgrund höherer Zinsen und Mietnebenkosten vor allem für Energie deutlich negativ bemerkbar. Dies führte dazu, dass die Menschen aus Angst vor steigenden Mietkosten und dem geringen Leerbestand an Mietwohnungen in ihren bestehenden Wohnungen verharrten. Dadurch konnten weniger Renovationen durchgeführt werden. Zudem verschoben Wohnbauunternehmen geplante Renovationen, wie Arbonia weiter schrieb.
Heizkörperverkauf abgesackt
Bei der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sackte der Umsatz wegen des Einbruchs im Heizkörpergeschäft um 12,1 Prozent auf 303,3 Millionen Franken ab, während die Wärmepumpenverkäufe stützend wirkten. Das EBITDA erhöhte sich dagegen auf 28,4 Millionen von 27,6 Millionen im Vorjahr.
Als Kostensparmassnahme wird die Fertigung von Designheizkörpern im belgischen Dilsen spätestens bis Ende des zweiten Quartals 2024 ins tschechische Stríbro verlagert.
Bei der Division Türen tauchte der Umsatz um 6,5 Prozent auf 265,6 Millionen Franken. Die Division litt unter einer tieferen Nachfrage nach den Standardprodukten Innentüren und Duschabtrennungen sowie unter negativen Währungseffekten. Das EBITDA fiel um rund 30 Prozent auf 21,1 Millionen Franken.
Keine Prognose für 2023 mehr
Das Gesamtjahr 2023 werde infolge von massiven konjunkturellen und politischen Unsicherheiten anspruchsvoll bleiben. «Vor diesem Hintergrund kann die Arbonia aufgrund der nicht vorhersehbaren Volumenentwicklungen in beiden Divisionen im zweiten Halbjahr 2023 keine belastbare Prognose mehr abgeben und setzt deshalb die Guidance für das Geschäftsjahr 2023 aus», hiess es.
Der Konzern peilt dennoch für das Jahr 2023 einen deutlich positiven Free Cashflow an. Damit werde sich die Nettoverschuldung gegenüber dem Halbjahr (241 Mio Fr.) deutlich reduzieren und der Verschuldungsgrad unter 2x zu liegen kommen. Arbonia bestätigte indes die mittelfristigen Ziele für 2026. (awp/mc/ps)