Artemis-Konzernchef Michael Pieper. (Foto: Forbo)
Zürich – Die Industrie- und Finanzbeteiligungsgruppe Artemis hat im Geschäftsjahr 2015 durch die Frankenstärke einen Umsatzrückgang verbucht. Trotz des anspruchsvollen Umfeldes sei es jedoch gelungen, organisch zu wachsen. Ein Veräusserungsgewinn bei der Franke Group hat Betriebs- und Reingewinn angehoben.
Alle Unternehmen von Artemis hätten durch die Entscheidung der SNB im Januar 2015 vor «bedeutenden Herausforderungen» gestanden, sagte CEO Michael Pieper an der Medienkonferenz am Dienstag in Zürich. «Unsere Unternehmen haben schnell und entschlossen reagiert und ohne eine funktionierende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden sei die Leistung des Vorjahres nicht denkbar gewesen.»
Seine früheren pessimistischen Aussagen zur Schweizer Industrie nach der Frankenaufwertung sieht der Investor nicht wiederlegt: «Die Unternehmen im Hochtechnologiebereich haben ähnlich schnell reagiert und konnten die Effekte teilweise überkompensieren. Aber in der Basisindustrie ist der Abbau massiv», so Pieper.
Organisches Wachstum dank Feintool und Franke
Der Artemis-Umsatz sank in Franken gerechnet um 5,2% auf 2,53 Mrd CHF. Franke erreichte beim Umsatz einen Wert von 2,0 Mrd CHF, das sind 6,5% weniger als im Vorjahr. Das organische Wachstum sei von den voll konsolidierten Industrieaktivitäten Feintool Group (+4,4%) und Franke Group (+1,6%) getragen worden, heisst es weiter. Die Artemis Real Estate Group hat ein Umsatzwachstum von 7,8% erreicht.
Frankenstärke belastet
Die negativen Währungseinflüsse bei Artemis insgesamt werden auf 6,7% beziffert. Der starke Franken habe sowohl zu Transaktions- als auch Translationsverlusten geführt. Auf Seiten der Akquisitionen und Devestitionen wird ein Umsatzeffekt von -0,3% errechnet. Der Betriebsgewinn (EBIT) wuchs hingegen um 20% auf 194,8 Mio CHF, wovon 54,3 Mio aus Veräusserungsgewinnen stammen, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich im Vorjahresvergleich um 4,5% auf 186,0 Mio CHF.
Der EBIT bei der Franke Gruppe stieg um 26% auf 170,7 Mio CHF. Ohne die Veräusserungsgewinne von 54,1 Mio bedeutet das einen Rückgang um rund 14% und die Marge sank auf 5,8% von 6,3%.
McDonald’s macht Franke zu schaffen
Der Umsatzrückgang beim Küchengeräte- und Kaffeemaschinenhersteller Franke wird von CEO Alexander Zschokke mit der Frankenstärke, der Schwäche der Schwellenländerwährungen und der geringere Umsatz mit dem Grosskunden McDonald’s erklärt. Die Fastfoodkette, für die Franke Küchenausstattungen liefert, habe unter ihrem neuen Chef im letzten Jahr ihre Strategie überprüft. Dadurch seien die Expansion und die Investitionen von McDonald’s in Asien und Amerika zum Stillstand gekommen. «Das hat uns 92 Millionen Franken Umsatz gekostet», sagte Zschokke.
Dies habe die Franke-Division Foodservice Systems, die McDonald’s beliefert, nach unten gezogen. Die übrigen Franke-Divisionen hätten indes zugelegt. Stark gewachsen sei die Sparte Küchensysteme, die Spülen, Armaturen, Abzugshauben oder Kochgeräte verkauft, sagte Zschokke.
Die Franke-Gruppe konzentriere sich derzeit auf operative Verbesserungen und Kapazitätssteigerungen, so Zschokke. Man tätige gezielt Investitionen in Produktionstechnologien zur Steigerung des Automatisierungsgrades. So sei etwa die Kapazität bei Franke Coffee Systems auf der Hauptmontagelinie um 70% gesteigert worden. Die Wertschöpfungskette in der Schweiz werde durch Outsourcing von Baugruppen an europäische Lieferanten verringert worden. Als wichtige Schritte zur Stärkung der Franke Gruppe wertet der CEO die jüngst erworbenen Beteiligungen an der deutschen Duravit und der italienischen Mamoli Rubinetteria.
Guter Start ins neue Jahr
Der Start ins Jahr sei gut ausgefallen, heisst es weiter. Im ersten Quartal 2016 habe Artemis ein Umsatzwachstum von 9,9% auf 628,0 Mio CHF verbucht und das organische Wachstum betrug 10%. Bei Franke betrug der Anstieg 3,0% auf 456,7 Mio. 2016 werde trotzdem ein Jahr sein, in dem die Gruppe ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen müsse. Insbesondere in Südeuropa und Asien sei man mit vielen Herausforderungen konfrontiert.
Zur Artemis-Gruppe gehören den Angaben nach 85 Gesellschaften, die weltweit rund 11’000 Mitarbeiter beschäftigen. Zu den Geschäften der Artemis-Holding gehören strategische Beteiligungen, etwa an den an der Schweizer Börse kotierten Unternehmen AFG (Beteiligung: 27%), Forbo (28%), Rieter (11,5%), Autoneum (21%) und Adval Tech (21%). Pieper betreibt ausserdem über die Gesellschaft Novelteak (50%) einige Plantagen von Teakholz in Costa Rica und Nicaragua. Zudem ist Pieper mit Artemis Real Estate im Immobiliengeschäft tätig. (awp/mc/pg)