Aryzta-Aktionäre wollen weitere grössere Veränderungen im Verwaltungsrat

Aryzta-Aktionäre wollen weitere grössere Veränderungen im Verwaltungsrat

Zürich – Beim Backwarenkonzern Aryzta könnte es noch einmal zu einem grösseren Stühlerücken im Verwaltungsrat kommen. Gewisse Grossaktionäre verlangen die Abwahl diverser Mitglieder. Umgekehrt wollen sie neue Köpfe ins Gremium bringen – unter anderem den ehemaligen Emmi-Finanzchef Jörg Riboni.

Damit greifen erneut aktivistische Investoren bei Aryzta ein. Bereits im September hatte eine Gruppe rund um die Fonds Veraison und Cobas eine neue Riege unter der Führung von Ex-Hiestand-Chef Urs Jordi im Verwaltungsrat installiert. Bestehende Verwaltungsräte wurden im Gegenzug abgewählt. Nun soll der Umbau noch weitergehen und die neuen Kräfte sollen gestärkt werden.

So fordert der spanische Grossaktionär Cobas, der gut neun Prozent der Aktien hält, dass Mike Andres, Greg Flack, Jim Leighton und Tim Lodge an der Generalversammlung vom 15. Dezember nicht mehr wiedergewählt werden, wie Aryzta am Dienstag mitteilte.

Dabei handelt es sich um die letzten verbliebenen Verwaltungsratsmitglieder, die vor 2019 in das Gremium gewählt wurden. Ob die Anträge im Sinne des Verwaltungsrates sind oder ob dieser noch andere Vorschläge hat, ist nicht bekannt. Die Einladung zur GV ist noch nicht erfolgt.

Köpfe für den Umbau
Medienberichten zufolge ist der Verwaltungsrat heute noch gespalten in Bezug auf die Zukunft Aryztas: Demnach hatten sich die Vertreter der alten Riege für einen Verkauf starkgemacht, während die neuen Verwaltungsräte unter Jordi Aryzta selbst umbauen wollen. Allerdings setzten sich letztere zuletzt durch. So wurden bekanntlich Übernahmegespräche mit der Investmentfirma Elliott ohne ein «bindendes Angebot» beendet, wobei laut Medienberichten Elliott am Ende auch die Finanzen für ein Angebot fehlten.

Laut dem Brokerhaus Baader Helvea ist es nur konsequent, dass die grösseren Aktionäre nun diejenigen Verwaltungsräte abwählen wollen, welche offenbar eine andere Auffassung von der künftigen strategischen Ausrichtung haben als der kürzlich gewählte Präsident Urs Jordi.

Der Antrag von Cobas wird auch vom Investor Lodbrok Capital, der gut 3 Prozent sowie Hybridanleihen im Wert von 260 Millionen Euro hält, unterstützt. Dieser hat zudem auch gleich Vorschläge, wer stattdessen in das Gremium aufgenommen werden sollte: Gordon Hardie und der frühere Emmi-Finanzchef Jörg Riboni.

Grösster Aktionär Veraison «positiv»
Bei dem mit knapp 10 Prozent Anteil grössten Aryzta-Aktionär Veraison, der bei der letzten Rochade die Federführung übernommen hatte, kommen die Vorschläge gut an. «Wir prüfen die vorgeschlagenen Kandidaten, sobald die GV-Einladung vorliegt. Wir stehen den Personen aber im Prinzip sehr positiv gegenüber», sagte deren Chef Gregor Greber gegenüber AWP.

Riboni sei ein «hervorragender Fachmann und sehr qualifizierter Kandidat mit einem sehr guten Leistungsausweis», aber auch Gordon Hardie sei ein «ausgewiesener Experte», so Greber weiter. Wie schon öffentlich erwähnt, brauche es weitere Veränderungen im Verwaltungsrat, aber auch beim operativen Geschäft für einen Neuanfang. «Die vorgeschlagenen Namen scheinen uns ein sehr guter Schritt, damit das Unternehmen endlich im Nachgang der ordentlichen GV zur Ruhe kommt», so Greber.

Auch Analysten äussern sich sehr wohlwollend. Riboni sei bestens bekannt als einer der besten Finanzchefs der Schweiz, heisst es etwa bei der ZKB. Für den Broker Helvea ist Riboni mit seinen Erfahrungen bei Emmi, aber auch beim kriselnden Luzerner Milchverarbeiter Hochdorf ein «logischer Kandidat für den Verwaltungsrat aus einer Schweizer Perspektive». Der Ire Hardie bringe zudem Erfahrung aus dem Backwarengeschäft und neben seinem Sektor-Wissen auch die irische Perspektive in das Gremium.

Risiken bleiben hoch
Die komplette Veränderung im Verwaltungsrat ist laut ZKB ausserdem «eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Turnaround». Wegen der hohen Verschuldung und Covid-19 blieben die Risiken allerdings sehr hoch. Man traue es der neuen Crew aber zu, dank geschickten Unternehmensverkäufen, einer Vereinfachung der Unternehmensstruktur und einer Rückkehr zu einem innovativen Backwarenkonzern den Turnaround zu schaffen.

Die Aryzta-Aktien, die wegen der geplatzten Übernahmespekulationen deutlich unter Druck geraten waren, reagieren heute mit leichten Zugewinnen (+0,5%) auf die News. (awp/mc/ps)

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