Aryzta-CEO Owen Killian.
Zürich – Die auf Spezialitäten-Backwaren spezialisierte Aryzta-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2014/15 (August bis Januar) zwar Umsatz und Gewinn gesteigert, aber klar unter den Erwartungen abgeschnitten. Das Wachstum war vor allem akquisitions- und währungsbedingt, während der Konzern organisch leicht schrumpfte. Bezüglich Guidance für das Gesamtjahr gibt sich der Konzern ausserdem zurückhaltender als früher, so dass die Aktie massiv unter Druck geriet.
Der Rückgang des organischen Wachstums ist laut Aryzta gewollt. Es ist vor allem auf strategische Anpassungen zur Auslastung der Kapazitäten in den USA bzw. damit zusammenhängend auf die Konzentration auf höhermargiges Geschäft zurückzuführen. Wie bereits früher kommuniziert, soll freie Kapazität für grössere Kunden geschaffen werden, ohne dass höhere Investitionen nötig wären. «Es hat sich in den letzten sechs Monaten überhaupt nichts an unserer Strategie oder an unserem Investment Case geändert», meinte jedenfalls Konzernchef Owen Killian am Montag an einer Investorenkonferenz.
Anpassungen dauern noch an
Die Anpassungen werden gemäss dem Management noch einige Zeit andauern. Die (negativen) Wachstumsraten würden zwar in den nächsten Quartal geringer ausfallen, allerdings werde es noch einige Zeit brauchen, bis die Zahlen wieder positiv seien, so der CEO. Die Visibilität in den USA sei aber insgesamt sehr gut, sonst würde man die Übung nicht durchführen. Das Aryzta-Management sieht ein grosses Potenzial auf dem nordamerikanischen Kontinent vor allem mit bestehenden Grosskunden.
Konkret hat der schweizerisch-irische Konzern im Berichtssemester einen Gruppenumsatz von 2,39 Mrd EUR erzielt (+14%). Im Haupt-Bereich ‹Food› waren es 17% auf 1,86 Mrd EUR, wobei ‹Food Europe› um 5,4%, ‹Food Nord-Amerika› um 31% und der ‹Rest der Welt› um 8,5% zulegte. Der Grossteil war allerdings auf Akquisitionen (+14,1%) und Wechselkurse (+4,0%) zurückzuführen, das organische Wachstum war derweil mit -0,9% negativ. Der Agro-Business mit Namen Origin, dessen Zahlen schon bekannt waren, legte umsatzmässig um 2,7% zu (organisch -5,4%).
Der Gruppen-EBITA stieg mit 16% etwas stärker als der Umsatz, so dass die Marge um 20 Basispunkte (BP) auf 9,6% verbessert werden konnte. Im Food-Bereich wuchs die Marge in Europa zwar um 20 BP, sank aber um 50 BP in den USA, so dass insgesamt ein Minus von 20 BP auf 12,1% resultierte. Unter dem Strich konnte Aryzta den Gewinn pro Aktie um 5,9% auf 161,4 Eurocent steigern, womit die Analysten-Prognosen aber auf allen Ebenen relativ deutlich verfehlt wurden.
Weiterhin ein grosses Thema sind Investitionen. Der Aryzta-Konzern hat in den letzten fünf Jahren rund 640 Mio EUR investiert. Dieses Jahr dürften es weitere rund 300 Mio EUR werden, danach sollte die Grössenordnung allerdings abnehmen. Ab 2017 rechnet das Management mit einer Normalisierung in den Bereich von 3-4% des Umsatzes.
Ausserdem wurden über den gleichen Zeitraum rund 2,5 Mrd EUR in Akquisitionen gesteckt. Zuletzt hat Aryzta im Januar einen Teil am indischen Fladenbrot-Hertsteller Signature Flatbread übernommen und wird sein diesbezügliches Geschäft in Grossbritannien in ein Joint venture auslagern, was ab zweiten Halbjahr zu einer Umsatzeinbusse im Europa-Geschäft von 100 Mio EUR bzw. 6% führen wird.
Weiter hohe Investitionen
Grundsätzlich zeigt sich das Management mit der gezeigten Leistung und Aussichten zufrieden. Mittelfristig hält es denn auch am Ziel eines organischen Wachstums von 2-4% fest. Der Markt, in dem sich Aryzta bewege, dürfte jährlich etwa um 2% wachsen, hiess es. «Wenn wir aufgrund der hohen Investitionen, die wir jetzt tätigen bzw. in den letzten Jahren getätigt haben, nicht 2-4% zulegen können, nützen wir unsere Möglichkeiten nicht aus», meinte Konzernchef Killian. Für das laufende Jahr heisst es hingegen lediglich, dass das EPS-Wachstum am unteren Ende der Mittelfrist-Guidance von 7-12% ausfallen dürfte.
Nicht zufrieden mit dem Ergebnis zeigten sich dagegen die Investoren. Die Aryzta-Titel büssten in einem leicht festeren Markt zwischenzeitlich über 10% ein. Zur Mittagszeit geht das Papier bei hohen Volumen um 9,2% tiefer zu 69,65 CHF um. (awp/mc/upd/ps)