Aryzta zeigt Elliott erneut die kalte Schulter
Zürich – Das Gezerre um den kriselnden Backwarenkonzern Aryzta ist um ein Kapitel reicher. Die amerikanische Investmentfirma Elliott hat nach wie vor Interesse am Kauf der Firma, macht aber kein bindendes Angebot. Die Reaktion des Gipfeli-Herstellers fällt kühl aus.
Elliot wäre bereit, für Aryza 0,80 Franken je Aktie zu bieten, wie die Amerikaner am Montag mitteilten. Damit würde der aus dem ehemaligen Gipfeli-Bäcker Hiestand hervorgegangene Konzern mit knapp 800 Millionen Franken bewertet. Das Angebot ist damit gleich hoch wie einer bereits im September abgegebene erste Offerte; und es ist erneut nicht bindend. Es ist damit also keine konkrete Übernahmeofferte.
Nun wirbt Elliott um die Zustimmung des Aryzta-Verwaltungsrats. Mit dessen Unterstützung könne die Investmentfirma die Finanzierung des Deals sicherstellen und gleichzeitig die hohen Schulden von Aryzta bedienen.
Zweifel an finanzieller Potenz von Elliott
Aryzta hingegen zweifelt die finanziellen Möglichkeiten von Elliott an, wie aus einer Stellungnahme hervorging. Die Offerte sei einerseits nicht-bindend und andererseits an gewisse Bedingungen geknüpft, welche nicht erfüllbar seien, so Aryzta. Es sei nicht sichergestellt, dass Elliott die Übernahme finanzieren könnte.
Nachdem Aryzta im Herbst die Gespräche mit Elliott beendet hatte, ging das Unternehmen selber in die Offensive und heuerte zwei Spezialisten für Firmenverkäufe an. Es sollten «alle Alternativen» geprüft werden.
In Analystenkreisen wird erwartet, dass sich Aryzta vom Geschäft in Nordamerika trennen wird. Dieses ist zuletzt nie richtig auf Touren gekommen und hatte im Frühjahr zu einem hohen Abschreiber und einem Verlust für den Konzern geführt.
Ex-Hiestand-Chef ist neuer starker Mann
Das 2008 aus der Fusion von Hiestand und der irischen IAWS hervorgegangene Unternehmen ist schon länger angeschlagen und die Corona-Pandemie hat die Lage noch deutlich verschärft. Ein wichtiger Teil des Geschäfts stammt aus dem kleinflächigen Detailhandel. Dieser wurde ebenso von Einschränkungen gebremst wie das Geschäft mit Hotels und Restaurants.
Die Turbulenzen von Aryzta haben im Frühjahr Investoren wie die Fonds Veraison und Cobas auf den Plan gerufen. Beide halten je knapp 10 Prozent. Veraison brachte mittlerweile drei eigens portierte Mitglieder in den Verwaltungsrat, darunter den Ex-Hiestand-Chef Urs Jordi. Der neue starke Mann ist seit diesem Datum Präsident der Gruppe und seit dem plötzlichen Abgang von Kevin Toland in der vergangenen Woche auch interimistischer CEO.
Mit Blick auf die neuerlichen Avancen von Elliott liess Veraison auf Anfrage von AWP wissen, dass man sich normalerweise nicht zu möglichen Angeboten äussere, fügte aber dennoch an: «Wir prüfen stets alle Optionen, wenn solche vorliegen. Auch freuen wir uns, wenn der Verwaltungsrat ein allfälliges Angebot den Aktionären vorlegt.» Seine Pläne will Aryzta an der kommenden Generalversammlung vom 15. Dezember den Aktionären vorstellen.
An der Börse hatten der Abgang von Toland sowie die wieder aufgeflammten Übernahme-Spekulationen die Aktie bereits am Freitag nach oben getrieben. Am Berichtstag schlossen sie erneut gut 2 Prozent im Plus bei 0,68 Franken. (awp/mc/pg)