Aryzta kämpft an vielen Fronten

Aryzta-CEO Kevin Toland.

Zürich – Der Backwarenkonzern Aryzta hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18 (per Ende Januar) wie erwartet eine deutliche Umsatz- und Gewinneinbusse erlitten. Der Konzern hatte bereits Ende Januar eine massive Gewinnwarnung ausgesprochen. Das Management sieht sich in einem mehrjährigen Turnaround-Programm, wobei derzeit noch keine neuen Mittelfristziele kommuniziert werden. Die Aktie, die zu den grössten Verlierern im bisherigen Jahresverlauf gehört, kam entsprechend weiter unter Druck.

Der Umsatz sank im ersten Semester insgesamt um 6,3% auf 1,79 Mrd EUR, wie das irisch-schweizerische Unternehmen am Montag mitteilte. Organisch resultierte ein Rückgang von 2,2%, wobei einem Volumenrückgang von 3,8% ein positiver Preis-/Mix-Effekt von 1,6% gegenüberstand. Ohne das unterdessen verkaufte Cloverhill-Geschäft in Nordamerika hätte aber immerhin ein organisches Wachstum von 1,3% resultiert.

Nordamerika sehr schwach
Was die Regionen betrifft, war vor allem in Nordamerika (Umsatzanteil 44%) ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Der Umsatz sank dort um über 14% auf 786,4 Mio EUR (org. -7,5%) und die Marge um 300 Basispunkte auf 9,0%. Vor allem die Probleme bei Cloverhill – Aryzta wurde dort bekanntlich von Kunden wegen Lieferschwierigkeiten verklagt – waren für den Rückgang verantwortlich.

In Europa konnte Aryzta (Anteil 49%) den Umsatz um 0,7% auf 868 Mio EUR steigern, organisch legte der Konzern auf dem alten Kontinent um 1,7% zu. Vor allem ein verlorener Vertrag mit Coop drückte hier auf den Umsatz. Im Rest der Welt, dessen Umsatzanteil lediglich gut 7% ausmacht, stieg der Umsatz organisch um 9,1%.

Der operative Gewinn (Stufe EBITDA) brach derweil um knapp 30% auf 161,3 Mio EUR ein, die entsprechende Marge sank um rund 300 Basispunkte auf 9,0%. Unter dem Strich resultierte ein (bereinigter) Gewinn von 50,9 Mio EUR, das sind 54% weniger als in der Vorjahresperiode. Werden auch die Goodwillabschreibungen und einmalige Restrukturierungskosten von über 200 Mio EUR miteinberechnet, ergäbe sich unter dem Strich gar ein hoher Verlust von knapp 197 Mio EUR.

Das neue Management unter dem Konzernchef Kevin Toland versucht seit ein paar Quartalen, das Geschäft zu stabilisieren. «Wir führen derzeit diverse Massnahmen zur Verbesserung des EBITDA ein. Dabei stecken wir in einem mehrjährigen Turnaround Programm», sagte der Konzernchef an einem Call für Investoren. Man lege nun den Fokus auf die Hauptkunden im Bereich Bäckereiwaren, die Verbesserung der operativen Effizienz und die Entschuldung der Bilanz.

Sicher sei man aber mit der jüngsten Gewinnentwicklung nicht zufrieden. Die Margen müssten wieder besser werden. Aber das brauche Zeit, sagte er. Ein wichtiges Thema ist auch die Verschuldung. Die Refinanzierung sei derzeit gesichert, erklärten die Verantwortlichen. Das Verhältnis aus Nettoschulden und EBITDA liege momentan bei 4,21x. Gemäss den aktuellen Kreditklauseln (Covenants) darf das Verhältnis nicht über 4,75x sein, Ende des Geschäftsjahres werde der Wert auf 4x weiter runtergehen.

Wichtig zur Stabilisierung des Geschäftes bzw. zur Finanzierung sind auch die geplanten Verkäufe, mit denen Aryzta mindestens 450 Mio EUR einnehmen will. Bei diesen sei man auf Kurs, sagte der Konzernchef. Bisher habe man bereits rund 140 Mio eingenommen, etwa mit dem Verkauf von La Rousse Foods im Januar und mit dem Verkauf von Cloverhill im Februar. Zum Verkauf steht vor allem noch eine 49%-Beteiligung an der französischen Picard.

Vertrauen zurückgewinnen
Zwar habe man schon viele Massnahmen ergriffen, so Konzernchef. «Aber bevor wir Ziele etwa zur Marge veröffentlichen, wollen wir auch das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen». Sicher sei man aber mit der jüngsten Gewinnentwicklung nicht zufrieden. «Die Margen müssen wieder besser werden. Aber das braucht Zeit», so der CEO.

Entsprechend den anhaltenden Unsicherheiten kam die Aryzta-Aktie am Montag erneut unter Druck. Zwar legte das Papier anfänglich deutlich zu, verlor aber nach der Eröffnung deutlich an Terrain und schloss mit 2,3% tiefer auf 23,35 CHF.

Der Zahlenkranz bewege sich in etwa dort, wo dies nach der Gewinnwarnung vom Januar erwartet werden konnte, hiess es bei Analysten. Befürchtet wird aber, dass die angekündigten Restrukturierungsmassnahmen mit hohen Kosten verbunden sind. Zudem fehle es an einer mittelfristigen Visibilität in Bezug auf die Margenentwicklung. (awp/mc/ps)

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