Aryzta im dritten Quartal mit voller Wucht von Corona-Krise getroffen

(Foto: Aryzta)

Zürich – Dem Backwarenkonzern Aryzta weht ein steifer Wind entgegen. Zum einen hat die Coronakrise im dritten Quartal des Geschäftsjahres (per Ende April) mit voller Wucht auf den Umsatz durchgeschlagen. Zum anderen sitzt dem Unternehmen neu eine Investorengruppe im Nacken, die beinahe die Hälfte der Verwaltungsräte auswechseln möchte.

Aryzta hatte bereits Anfang Mai angekündigt, wegen der Auswirkungen der Coronakrise Massnahmen zur Sicherung des Barmittelbestands und zur Kostenreduktion getroffen zu haben. Unter anderem sehen diese die temporäre Schliessung von insgesamt acht Produktionsstandorten vor, drei davon in Europa und fünf in Nordamerika.

Kurz danach war die Beteiligungsgesellschaft Veraison bei Aryzta zu einem der grössten Aktionäre aufgestiegen. In kurzer Folge wurden die meldepflichtigen Schwellwerte von 3 und 5 Prozent überschritten. Vor zwei Wochen meldete dann Veraison eine gemeinsame Gruppe mit der spanischen Cobas Asset Management an, zusammen hielten die beiden Firmen einen Anteil von über 17 Prozent.

Veraison versucht Palastrevolution
Und diese Gruppe strebt nun nichts weniger an als eine Palastrevolution: Sie will die vier Verwaltungsräte Gary McGann (aktuell Präsident), Dan Flinter, Annette Flynn und Rolf Watter abwählen lassen. Und auch Kevin Toland soll sein Mandat abgeben, um sich auf seine CEO-Funktion zu fokussieren. Damit müssten alle vier Iren sowie einer der beiden Schweizer ihren Platz im elfköpfigen Gremium räumen.

Es brauche nun Vertreter mit Erfahrung in der Bäckereibranche, forderte Veraison. Die Aktionärsgruppe schlägt daher die Zuwahl von Urs Jordi, Armin Bieri und Heiner Kamps vor. Urs Jordi, ehemaliger Chef von Aryzta Europe und vor der Fusion mit Aryzta im Jahr 2008 CEO der Hiestand Holding, soll nach seiner allfälligen Wahl das Präsidium übernehmen. Aryzta hat auf die Forderungen bereits mit der Ankündigung der geforderten ausserordentlichen Generalversammlung für Mitte August reagiert.

CEO Toland sagte am Dienstag an einer Telefonkonferenz zum Quartalsumsatz, dass er die Absichten der neuen Hauptaktionäre und seine Position im Verwaltungsrat nicht kommentiere. «Ich fokussiere mich auf die operationelle Bewältigung der Krise», meinte er in diesem Zusammenhang.

Dass die Lage für Aryzta ernst ist, zeigte auch eine Mitteilung des Unternehmens vor knapp zwei Wochen. Demnach sollen «alle strategischen und finanziellen Optionen» gemeinsam mit dem Berater Rothschild & Co geprüft werden. Toland lehnte dazu einen Kommentar ebenso ab wie zur konkreten Frage, ob allenfalls das schon länger kriselnde Nordamerikageschäft verkauft oder das Kapital erhöht werden könnte.

Umsatzeinbruch nicht ganz so massiv wie befürchtet
Die Coronakrise traf den Produzenten von Backwaren im dritten Quartal (Februar bis April) hart, denn ein wichtiger Teil des Geschäfts stammt aus dem Strassen-Verzehr und dem kleinflächigen Detailhandel. Diese wurden ebenso von Einschränkungen getroffen wie das Geschäft mit Hotels und Restaurants.

Der Umsatz sackte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 24,0 Prozent auf 644,2 Millionen Euro ab. Organisch, das heisst unter Ausklammerung von Währungs- und Portfolioeffekten, lag das Minus bei 21,5 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Allein im April sind dabei die Verkäufe im Vorjahresvergleich um knapp die Hälfte eingebrochen.

Das stärkste organische Minus verzeichnete die Gruppe in der Region Europa (-23,6%), während sich Nordamerika (-20,4%) und die Region Rest der Welt (-14,3%) etwas besser hielten. Trotz des markanten Einbruchs hat Aryzta die Erwartungen der Analysten indes klar übertroffen, was sich in einem massiv höheren Aktienkurs äussert. Gegen 9.35 Uhr legen Aryzta 18,4 Prozent zu.

Mit Blick nach vorne heisst es, dass Covid-19 einen materiellen Einfluss auf das Ergebnis haben werde, dass es für konkrete Aussagen zum Ausmass aber noch zu früh sei. Immerhin hat das Unternehmen im Mai «erste frühe Anzeichen einer Erholung» ausgemacht. Während der vergangenen drei Wochen hätten sich die Umsätze in einem Ausmass verbessert, dass das organische Minus gegenüber dem Vorjahr derzeit lediglich noch bei 33 Prozent liege. Gewinnzahlen veröffentlich Aryzta zum Quartal nicht. (awp/mc/ps)

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