Aryzta meldet verlangsamten Umsatzschwund im Juli
Zürich – Beim stark angeschlagenen Backwarenkonzern Aryzta hat sich der Umsatzeinbruch im Juli etwas verlangsamt. In dem Monat ging es noch um 18 Prozent bergab, nach 23 Prozent im Juni, 36 Prozent im Mai und 49 Prozent im April. An der Börse kommt dieses Update gut an. Das Unternehmen erwartet nun eine holprige Erholung über die kommenden Monate.
Die Handelsbedingungen im Juli hätten sich im Einklang mit den Erwartungen verbessert, teilte Aryzta am Dienstag mit. Sogar besser als erwartet habe sich die Liquidität entwickelt. Per 31. Juli verfügte der Backwarenkonzern über flüssige Mittel von 415 Millionen Euro verglichen mit 370 Millionen Euro per 25. Juni.
Nachdem Mitte März die Folgen der Coronakrise sichtbar geworden sind, seien Massnahmen zum Schutz der Liquidität ergriffen worden, so das Management. Dazu zählten etwa Produktionspausen in den Bäckereien, die Freistellung von Personal, die Beanspruchung von staatlichen Unterstützungsmassnahmen sowie ein Investitionsstopp und Kostensenkungen.
14 Prozent der Mitarbeitenden freigestellt
Mit der Lockerung der Einschränkungen sei die Produktion mit angepassten Schichtmodellen wieder hochgefahren worden. Allerdings würden viele Linien immer noch mit reduzierter Kapazität operieren: In Europa pausiert derzeit laut Mitteilung noch eine Bäckerei verglichen mit drei im April, und 69 von 83 Linien laufen derzeit. Auch in Nordamerika haben vier im April lahmgelegte Bäckereien ihre Aktivitäten wieder aufgenommen, eine ist noch geschlossen. Beim Personal sind noch 14 Prozent der Angestellten beurlaubt, gegenüber 30 Prozent im April.
Aryzta will weiterhin die Produktionskapazitäten aktiv der Nachfrage anpassen. Diese sollte sich im Zeitverlauf weiter verbessern. Doch das Unternehmen erwartet eine holprige Erholung in den kommenden Monaten.
Aryzta ist hoch verschuldet und schon länger finanziell angeschlagen. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat die Lage noch deutlich verschärft. Eine Investorengruppe um die Fonds Veraison und Cobas, die rund 20 Prozent der Anteile hält, drängt auf Veränderungen und hat etwa einen Umbau im Verwaltungsrat verlangt. Auch eine Übernahme ist möglich.
Laut Verwaltungsrat haben sich mehrere Kaufinteressenten bei dem Konzern gemeldet. Am 16. September soll eine ausserordentliche Generalversammlung stattfinden. Zwei Mitglieder des Verwaltungsrates treten zurück und auch Präsident Gary McGann hat bereits seinen Rücktritt signalisiert, sollte das Unternehmen nicht vorher einen Käufer finden.
Zuspruch an Börse
Baader Helvea sieht den monatlichen Statusbericht als Versuch der Aryzta-Spitze, im Hinblick auf die GV einen positiven Fluss an Neuigkeiten zu erzeugen. Mit den Zahlen wolle das Management zeigen, dass es die Erwartungen erfüllen könne. Diese kommen denn auch gut an. Wie bei vielen Unternehmen erhole sich das Geschäft von Monat zu Monat, kommentiert die ZKB. Das sollte zu einer gewissen Beruhigung führen.
Tatsächlich verschaffen die Neuigkeiten den Aryzta-Aktien am Dienstagmorgen Aufwind: Kurz vor 10 Uhr ziehen sie um 6,6 Prozent auf 63,1 Rappen an. Darüber notierten die Titel zuletzt vor dem Lockdown. Vom Jahreshoch von 1,1075 Franken bleiben sie aber weit entfernt.
Vor der aoGV bleiben nun noch einige Fragen offen. Noch keine Neuigkeiten gebe es zu einem möglichen Verkauf, schreibt Baader Helvea. Die implizite Frist für eine solche Ankündigung sei der 25. August, da bis dann die letzten Anpassungen für die GV vorgenommen werden müssten.
Laut Vontobel steht fest, dass die Covid-19-Pandemie einen längerfristigen Einfluss auf das Aryzta-Geschäft haben wird. In der aktuellen Situation sei es schwierig, Unternehmensteile zu einem attraktiven Preis zu verkaufen. (awp/mc/ps)