Aryzta spricht scharfe Gewinnwarnung aus – Aktie bricht ein
Zürich – Der Backwarenkonzern Aryzta hat am Dienstag überraschend eine scharfe Gewinnwarnung ausgesprochen. Der Gewinn je Aktie bewegt sich nach fünf Monaten im Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende Juli) massiv unter dem Vorjahreswert und ein ähnliches Ergebnis ist auch für das Gesamtjahr zu erwarten. Nebst der erwarteten Schwäche in Europa wird dies vor allem mit Problemen in Nordamerika begründet. Während der CEO dies lediglich als temporäres Problem bezeichnet, zeigten sich die Investoren masslos enttäuscht und verkauften die Aktie massiv.
Der Gewinn je Aktie liege per Ende Dezember 2016, das heisst nach fünf Monaten des Geschäftsjahres 2016/17, um rund 20% unter dem Vorjahr, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. In ähnlichem Umfang dürfte der zu Grunde liegende und verwässerte Gewinn je Aktie nach sechs Monaten unter dem Vorjahr liegen und auch im Gesamtjahr 2016/17.
Die Unterperformance im Gewinn sei hauptsächlich auf die Schwäche im nordamerikanischen Markt zurückzuführen, welche zur erwarteten Schwäche von Europa hinzukomme. Europa leide weiterhin unter der anhaltenden Konsolidierungsphase im deutschen Bäckereimarkt sowie unter dem Einfluss des Brexit, hiess es.
CEO sieht lediglich ein Zeitproblem
In Nordamerika hat die Markenstrategie bei Otis Spunkmeyer früher als erwartet zu Umsatzverlusten und einer Unterauslastung im Werk Coverhill geführt. Aryzta produziert dort sowohl für sich selber, als auch im Auftrag von Konkurrenten Backwaren. Da für den zu Aryzta gehörenden Brand Otis Spunkmeyer eine Linie mit eigenen Snack Cakes lanciert wurde, haben Konkurrenten die Bestellungen für ihre eigenen Waren reduziert, erklärt Kommunikationschef Paul Mead gegenüber AWP den von Aryzta verwendeten Begriff «co-pack losses».
CEO Owen Killian sieht dies indes vor allem als Zeitproblem. «Wir haben kein Strukturproblem, die Probleme sind temporär und lösbar», sagte er an einer Telefonkonferenz. «Im Oktober waren wir noch sehr zuversichtlich, was unsere Pipeline für die neuen Marken betraf, und wir sind es noch immer. Das Problem liegt in der zeitlichen Verzögerung, zu der es kommt, bis ein Produkt aus der Pipeline sein Roll Out hat und zu Umsätzen führt.»
Eine gewisse Visibilität hat das Unternehmen offenbar für die Entwicklung in Nordamerika im zweiten Semester. Dann sollen sich dort der Umsatz und die Margen dank Preiserhöhungen wieder verbessern, wie Killian ausführte. Als Problem in den USA ortet er die steigenden Arbeitskosten und die geringe Firmentreue der Mitarbeiter.
Urteil der Börse gnadenlos
«Die Gewinnwarnung ist ein Rückschlag, aber wir werden uns davon wieder erholen», resümiert Killian die heutige Meldung. Weniger entspannt sehen das die Analysten: Die heutige Gewinnwarnung sei heftig, heisst es beispielsweise bei der Neuen Helvetischen Bank. Nicht nur das Ausmass sei erschreckend und enttäuschend, sondern dass es sich dabei nicht um die erste Gewinnwarnung handle. Es dürfte eine ganze Weile dauern, bis das Vertrauen der Investoren zurückerobert ist. So sieht dies auch Owen Killian.
Sorgen machen sich die Finanzanalysten auch wegen der angespannten Finanzlage des Konzerns, welche eine Kapitalerhöhung im Gegensatz zu Killian nicht mehr ausschliessen. «Das ist nicht geplant, denn wir werden auch künftig Cash generieren und es sind keine ausserordentlich hohen Investitionen geplant», so Killian dazu.
An der Börse wurde die Gewinnwarnung mit teils geharnischten Kommentaren quittiert sowie mit einem Einbruch der Aktie um 32% auf 30,85 CHF. Letztmals standen die Aktien im Jahr 2009 noch tiefer. Als sinnvoll wurde in Marktkreisen immerhin bezeichnet, dass Aryzta seine Beteiligungsstrategie einer Überprüfung unterziehen will. (awp/mc/upd/ps)