Zürich – Beim angeschlagenen Backwarenkonzern Aryzta gibt es Anzeichen für radikale Schritte. Man prüfe sämtliche strategischen und finanziellen Optionen, heisst es nun vom Unternehmen, nachdem der aktivistische Aktionär Veraison eingestiegen ist und Veränderungen gefordert hat.
Als Berater sei bereits im April Rothschild & Co engagiert worden, teilte Aryzta am Mittwochabend mit. Eine Überprüfung solle aufzeigen, welche Optionen die Gruppe habe, um den Wert zum Nutzen aller Interessengruppen zu maximieren. Es werde erwartet, die Überprüfung bis Ende Juli 2020 abzuschliessen.
Was das genau heisse, alle Optionen zu prüfen, und ob auch ein Verkauf möglich sei, wollte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP am Donnerstag nicht weiter kommentieren. Die Überprüfung sei aber nicht auf Druck von Aktionären veranlasst worden.
Aktionärsgruppe macht Druck
In den vergangenen zwei Wochen war Veraison bei Aryzta zu einem der grösseren Aktionäre aufgestiegen. Zuerst meldete die Beteiligungsgesellschaft einen Anteil von gut 3 Prozent; kurze Zeit später baute die für ihre aktive Einflussnahme bekannte Gesellschaft ihre Position auf 7,3 Prozent aus. Am Vortag wurde daraufhin bekannt, dass Veraison und die spanische Cobas Asset Management nun eine Aktionärsgruppe mit gemeinsam über 17,3 Prozent bilden.
Mit dem Zusammenschluss wolle man sich «aktiv für Verbesserungen in der Gesellschaft einbringen», hiess es von Veraison. Aus Sicht der Aktionärsgruppe würden die Aryzta-Aktien derzeit zu einem deutlichen Abschlag zum Unternehmenswert gehandelt.
Die Börsenbewertung sei trotz einer Kapitalerhöhung im Jahr 2018 in Höhe von 900 Millionen Franken nochmals deutlich stärker als der Markt eingebrochen. Im laufenden Jahr verloren die Aktien bis zum Mittwochabend mehr als zwei Drittel an Wert. Das Vertrauen in das Unternehmen müsse wiederhergestellt werden, schrieb Veraison.
Die Aktionärsgruppe sei der Ansicht, dass sich Aryzta stärker fokussieren sollte und dass die Komplexität der Gruppe deutlich reduziert werden müsse. Man hoffe auf einen «konstruktiven Dialog», um die notwendigen Veränderungen herbeiführen zu können und die Gesellschaft so wieder auf ein solides Fundament zu stellen. «Veraison wird die führende Rolle im Prozess einnehmen.»
Coronakrise belastet zusätzlich
Anfang Mai hatte das Unternehmen erst – wegen der Auswirkungen der Coronakrise – verschiedene Massnahmen zur Kostensenkung angekündigt. Diese beinhalten unter anderem die temporäre Schliessung von insgesamt acht Produktionsstandorten, davon drei in Europa und fünf in Nordamerika, wie es damals hiess. Die Kapazität sei «entsprechend der Nachfrage» abgebaut und auch etwa 30 Prozent des Personals beurlaubt worden.
Mit verschiedenen Geldgebern konnte der verschuldete Konzern zudem eine Änderung der finanziellen Zusicherungen erreichen. Mit Massnahmen zur Sicherung des Barmittelbestands habe sich die Situation bei der Liquidität verbessert, hiess es. Per Ende April verfügte Aryzta über liquide Mittel von 385 Millionen Euro.
An der Börse kommen die neusten Nachrichten sehr gut an. Die Aryzta-Papiere notieren am Donnerstag um 9.35 Uhr 5,5 Prozent im Plus. (awp/mc/ps)