Schlieren – Der Backwarenkonzern Aryzta musste im ersten Halbjahr des von August bis Juli laufenden Geschäftsjahres Preiserhöhungen durchsetzen. «Die Volatilität bei den Preisen ist so hoch, dass es keinen anderen Weg gibt, als Erhöhungen weiterzugeben», sagte der Firmenchef Urs Jordi am Montag. Und bald dürfte schon die nächste Runde folgen.
Besonders die Preise für den wichtigen Rohstoff Weizen, der laut Analystenschätzungen etwa für 10 Prozent der Kosten verantwortlich ist, sowie für Energie seien angestiegen, sagte Jordi an einer Telefonkonferenz. Darum hat das Unternehmen reagiert und bei den Vertragsverhandlungen höhere Preise durchgesetzt.
Der Preisbeitrag stieg denn auch Monat für Monat deutlich an, wie Finanzchef Martin Huber betonte. Nach 0,9 Prozent im ersten Quartal lagen die Preiseffekte im zweiten Quartal bei 2,3 Prozent und stiegen im Januar auf 3,6 Prozent.
Die meisten Preisverhandlungen seien in den letzten Monaten beendet worden und seit Februar oder März in Kraft, sagte Huber. Das bedeutet, dass die Preiseffekte im zweiten Halbjahr gegenüber dem ersten Semester nochmals einen deutlich grösseren Einfluss haben werden. Er erwartet, dass die Preiserhöhungen in den Monaten Februar bis Juli den Umsatz um rund 7 Prozent anheben dürften.
Über das gesamte erste Halbjahr hatten die Preise noch einen positiven Effekt von 1,6 Prozent gehabt. «Das ergäbe für das Gesamtjahr einen Pricing-Effekt von ungefähr 5 Prozent», sagte er.
Lässt sich gut durchsetzen
«Natürlich wird man nicht gerade mit offenen Armen empfangen, wenn man Diskussionen über Preise führt», sagte CEO Jordi. Allerdings bestehe in der Branche Einigkeit darüber, dass Preiserhöhungen erforderlich seien. Deshalb stosse man damit auf Verständnis.
Und manche Kunden von Aryzta, wie etwa Coop oder Migros, seien gleichzeitig auch Konkurrenten und daher von denselben Problemen betroffen. «Jeder ist mit der gleichen Situation konfrontiert», betonte er.
Das Aryzta-Management geht davon aus, dass die Preisinflation nicht so schnell wieder nachlässt. «Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Sie wird uns in den nächsten Monaten und Jahren weiter begleiten», so Jordi.
Für Aryzta heisst das, dass wohl demnächst weitere Diskussionen mit den Kunden fällig sind. Hier kommt dem Unternehmen laut dem Management allerdings zugute, dass manche Konkurrenten schon in der zweiten Verhandlungsrunde stecken. «Das bringt uns in eine gute Lage», so Jordi.
Unterschiedliche Preismodelle
Die Diskussionen über Preiserhöhungen muss Aryzta in erster Linie mit den Detailhandelskunden führen, die etwa 55 Prozent des Gruppenumsatzes beisteuern. Im Geschäftsbereich QSR (Quick Service Restaurants), in dem Aryzta etwa Fast-Food-Ketten mit Burger-Brötchen beliefert und der etwa 20 Prozent des Umsatzes ausmacht, habe das Unternehmen Verträge, die die Weitergabe von höheren Inputkosten beinhalten.
Im zweitgrössten Bereich Food Service, bei dem Aryzta beispielsweise die Gastronomie beliefert und der 28 Prozent des Umsatzes ausmacht, gibt es zweimal jährlich einen Katalog mit Preislisten. «Das hält uns aber nicht davon ab, auch während der Katalogperioden die Preise zu überprüfen», sagte Finanzchef Huber.
Gewinn im ersten Halbjahr
Aryzta setzte im ersten Halbjahr mit seinem fortgeführten Geschäft 835,3 Millionen Euro um, was einer organischen Steigerung um 13,3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Dabei sind 11,3 Prozent auf reines Volumenwachstum zurückzuführen, der Rest auf höhere Preise und besseren Geschäftsmix.
Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) des fortgeführten Geschäfts erhöhte sich um 36,7 Prozent auf 104 Millionen Euro.
Nach dem Reinverlust im ersten Semester des Vorjahres von 16,4 Millionen konnte Aryzta zudem unter dem Strich wieder einen Gewinn verbuchen: Dieser betrug 9,6 Millionen Euro. (awp/mc/ps)