Aryzta ist mit Konzernumbau einen Schritt weiter
Zürich – Der angeschlagene Bäckereikonzern Aryzta ist zwar im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende Juli) weiter geschrumpft. Das Unternehmen hat aber unter dem neuen Management aus dem Krisenmodus herausgefunden und ist wieder leicht profitabel geworden.
Aryzta hat äusserst bewegte Monate hinter sich: Der bereits angeschlagene Backwarenkonzern war durch die Coronakrise zusätzlich durchgeschüttelt worden. Darauf waren aktivistische Investoren bei der Firma eingestiegen, das Management und der Verwaltungsrat wurden ausgetauscht.
«Im vergangenen Jahr haben wir das Unternehmen von einer ineffizienten und kostspieligen globalen Struktur in ein schlankes, multilokales Geschäftsmodell mit lokaler Verantwortung für Rentabilität und Kundenbindung umstrukturiert», heisst es im am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht.
Leicht profitabler
Der Umsatz lag ohne das im Frühling verkaufte amerikanische Geschäft bei 1,53 Milliarden Euro, was einem organischen Minus um 6,4 Prozent entspricht. Dennoch wurde Aryzta profitabler: Auf Stufe EBITDA resultierte auf vergleichbarerer Basis mit 173,4 Millionen ein tieferer Gewinn als im vergangenen Jahr (193 Mio). Die EBITDA-Marge verbesserte sich hingegen leicht auf 11,4 von 11,3 Prozent.
Unter dem Strich gab es nach dem letztjährigen Verlust (-18 Mio) dieses Jahr wieder einen Gewinn von 5,2 Millionen. Diesen Gewinn verdankt das Unternehmen allerdings dem verkauften US-Geschäft, das als einziges der drei geografischen Regionen (mit Europa und Rest der Welt) profitabel war.
Verbesserte Finanzlage
Doch Firmenchef Urs Jordi hält daran fest, dass die Entscheidung, das amerikanische Geschäft zu verkaufen, gut war: «Wir haben leider das Richtige verkauft», sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AWP am Rande der Pressekonferenz zu den Jahreszahlen.
Amerika sei in einem anderen Zyklus gewesen, die Erholung von der Pandemie fünf bis sechs Monate früher als in Europa. Allgemein sei jedoch das amerikanische Geschäft vom Profitabilitätslevel her etwas tiefer als Europa. Und die Steigerung des europäischen Geschäfts ist nun eine Priorität für Aryzta, erklärte er.
Der Verkauf des amerikanischen Geschäfts sowie der im Sommer angekündigte Verkauf der Geschäfte in Brasilien führten nun dazu, dass Aryzta die Finanzlage erheblich verbessern konnte. Der Konzern verringerte die Nettoverschuldung von 1,01 Milliarden auf 220,1 Millionen Euro.
Preiserhöhungen wegen Teuerung der Rohstoffe
Es gibt jedoch laut Aryzta-Geschäftsführer Urs Jordi neue Probleme: Die Inflation macht dem Tiefkühlbackwarenhersteller zu schaffen. Um die negativen Einflüsse der Teuerung abzufedern, muss die Firma nun Preiserhöhungen von rund 10 Prozent an die Kunden weitergeben, erklärte Jordi an einer Pressekonferenz zu den Jahreszahlen.
Durch die Preiserhöhungen erhofft sich das Management, mindestens zwei Drittel der höheren Kosten abzufedern. Weiter will man aber auch die Effizienz weiter steigern und die Kosten senken. Jordi nannte etwa Automatisierung als wichtigen Faktor.
Wachstum im neuen Jahr erwartet
Für das bereits angebrochene Geschäftsjahr 2021/22 erwartet Aryzta laut der Mitteilung ein mittleres einstelliges organisches Wachstum und einen «nachhaltigen Nettogewinn». Damit soll die begonnene Restrukturierung weiterhin Früchte tragen.
Man habe sich zum Ziel gesetzt, die Leistung des europäischen Geschäfts zu stärken, so dass sie mindestens dem Niveau vergleichbarer europäischer Bäckereikonzerne entspreche oder dieses übertreffe, lautet der Anspruch.
Am der Börse brachen die Aktien von Aryzta am Montag um 9,7 Prozent ein. Händler beurteilten das Ergebnis zwar als recht gut. «Aber die Markterwartungen sind eben im Vorfeld der Zahlen massiv gestiegen.» Der Kursabschlag sei daher die logische Konsequenz darauf gewesen. (awp/mc/ps)