Zürich – Der Backwaren-Konzern Aryzta hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2017/18 erneut weniger umgesetzt. Vor allem in Nordamerika läuft das Geschäft sehr schlecht. Dort sind es die Probleme bei der US-Tochter Cloverhill, welche den Umsatz stark nach unten ziehen. Die Zahlen waren aber etwas besser als erwartet, entsprechend notiert die Aktie am frühen Nachmittag sehr klar im Plus.
Insgesamt nahm der Umsatz laut Mitteilung vom Montag in der Periode von August bis Oktober 2017 um 5,5% auf 909,7 Mio EUR ab. Dabei wurde das organische Wachstum der Gruppe mit -2,6% (AWP-Konsens: -3,8%) und der Wechselkurseffekt mit -2,9% angegeben. Ersteres hat sich damit im Vergleich zum vierten Quartal (-5,0%) relativ klar verbessert.
«Herausforderungen bleiben die gleichen»
Der neue CEO Kevin Toland zeigte sich aber weiterhin zurückhaltend: «Die Herausforderungen sind noch immer die gleichen, wie sie im September kommuniziert wurden», sagte er in der Mitteilung. Europa wachse im Rahmen der Erwartungen, während die Situation bei Cloverhill in Nordamerika weiterhin schwierig sei.
Verantwortlich für das negative Gruppen-Wachstum war denn auch vor allem das dortige Geschäft. Der Nordamerika-Umsatz (405,0 Mio EUR) sank organisch um 7,0%. Der Rückgang ging allerdings vollständig auf das Cloverhill-Geschäft zurück. Ohne diesen Effekt wäre Aryzta laut den Angaben organisch um 1,3% gewachsen (Nordamerika +1,0%).
Bei dieser 2014 übernommenen Gesellschaft gibt es anhaltend vielfältige Probleme am Produktionsstandort. Aryzta spricht hier von tieferen Umsätzen wegen eines strategischen Fehltritts hin zum Konsumentengeschäft (B2C), vielen Personalwechseln, Rekrutierungskosten und anhaltender Lohninflation. Wie vor dem Wochenende bekannt wurde, hat der US-Kuchenhersteller McKee aus Tennessee Aryzta jüngst aufgrund der Probleme bei Cloverhill sogar verklagt.
Weil Cloverhill die in einem Outsourcing-Abkommen bestellten Produkte nicht richtig habe liefern können, sei McKee bereits ein «signifikante» Umsatzverlust entstanden, der «Millionen von Dollar» an Gewinneinbussen zur Folge habe, so die Vorwürfe. Das Management wollte die Sache, die noch relativ neu ist, aufgrund der juristischen Unsicherheiten «absolut nicht kommentieren».
Preiserhöhungen angestrebt
In Europa war der Umsatz mit -0,3% zwar ebenfalls leicht rückläufig, organisch nahm er hingegen um 0,6% zu. Die Auswirkungen eines verlorenen Auftrags in der Schweiz (Coop) würden durch eine «solide» Performance im Rest der Region – auch durch Verbesserungen bei Eisleben in Deutschland – wettgemacht, hiess es dazu. Die Verhandlungen über Preiserhöhungen wegen höherer Butterpreise und dem Brexit gingen ausserdem weiter. Im den restlichen Regionen der Welt, die allerdings nur einen geringen Umsatzanteil ausmachen, wuchs Aryzta organisch mit +7,8% gut.
Aufgrund der anhaltenden Herausforderungen ist Aryzta für den weiteren Ausblick noch immer sehr zurückhaltend mit Prognosen. IR-Chef Paul Meade betonte am Montag an einem Call für Investoren zwar, dass Aryzta beispielsweise in Nordamerika (ohne Cloverhill) erstmals seit 13 Quartalen organisch wieder zugelegt habe und man generell in einem Wachstumsmarkt tätig sei.
«Ein Quartal macht aber noch keinen Trend aus», meinte er, so dass man auf eine Guidance verzichte. Einzig für den EBITDA im Gesamtjahr erwartet Aryzta unverändert ein Ergebnis mehr oder weniger im Rahmen des Vorjahres (420 Mio EUR). Die Prioritäten des Managements lägen weiter auf den Verbesserungen des Geschäftes und der Maximierung des freien Cash flows, hiess es.
Aktie stark gesucht
Die Aryzta-Aktie, die klar schwächster Schweizer Blue Chip ist im bisherigen Jahresverlauf, reagierte sehr positiv auf die News und gingen am Montag 4,7% aus dem Handel. Beruhigt zeigten sich Analysten vor allem in Bezug auf das organische Wachstum. Dazu waren zum Teil sehr düstere Prognosen am Markt im Umlauf. (awp/mc/ps)