Aryzta spricht neue Gewinnwarnung aus – Aktie bricht ein

Aryzta spricht neue Gewinnwarnung aus – Aktie bricht ein

Zürich – Aryzta muss erneut eine Gewinnwarnung aussprechen. Der Betriebsgewinn im Gesamtjahr dürfte um rund ein Fünftel unter dem Vorjahr zu liegen kommen, teilte der Backwarenkonzern überraschend mit und vergraulte damit die Aktionäre massiv. Die erhoffte Stabilisierung lässt damit weiter auf sich warten, was zu einem Kursrücksetzer von phasenweise über 20% geführt hat.

Aryzta erwartet für das (laufende) Finanzjahr 2018 (1.8.2017 bis 31.7.2018) einen Rückgang beim Betriebsgewinn (Stufe EBITDA) im Vergleich zum Vorjahr von 20%. Organisch, also exklusive Wechselkursveränderungen und Devestitionen, dürften es 15% weniger sein. Ende November noch – bei der Berichterstattung zum ersten Quartal – peilte der Konzern einen EBITDA mehr oder weniger im Rahmen des Vorjahres (420 Mio EUR). Genaueres will der Konzern am 12. März anlässlich der H1-Zahlen kommunizieren.

Umsatz «relativ stabil»
Weniger schlimm ist es beim Umsatz, wie der noch relativ neue CEO Kevin Toland an einem Call für Investoren erklärte. Dieser entwickle sich «relativ stabil», zumindest abgesehen von der zum Verkauf stehenden US-Problemtochter Cloverhill, die bekanntlich von einem Kunden wegen Lieferproblemen auf Schadenersatz eingeklagt wurde und bei der man daher derzeit Verluste schreibe.

Der EBITDA sei aber sowohl in Europa wie auch in den USA gegen Ende des zweiten Geschäftsquartals (November bis Januar) unter Druck gekommen. Und es sei nicht damit zu rechnen, dass dieser Trend bis zum Ende des Geschäftsjahres wieder dreht. Rund 20% der Abweichung fallen laut Mitteilung auf Europa, die restlichen 80% auf Nordamerika. Der Rest der Welt, der umsatzmässig allerdings weniger als 10% am Gesamtergebnis ausmacht, laufe dagegen planmässig, hiess es.

Höhere Lohnkosten in den USA
In Europa gebe es zwar «gute Fortschritte» in Bezug auf den Butterpreis, und die Kapazitätsanpassungen in Deutschland seien auf Kurs. Dies dürfte aber nicht genügen, um die verlorenen Verträge aus Insourcing und die Auswirkungen des Brexit in Grossbritannien zu kompensieren. Aryzta hat bspw. einen grösseren Coop-Vertrag verloren, weil der Detailhändler die Backwaren wieder selber produziert.

Beim Umsatz in den USA sieht das Management weiterhin eine Stabilisierung im bisher erwarteten Ausmass, zudem laufe das Geschäft in Kanada weiterhin gut. Der EBITDA liege hingegen unter den Erwartungen zurück. Die dafür verantwortlichen Faktoren (höhere Distributionskosten, höhere Arbeitskosten) seien bedeutender als zuerst angenommen. Bei den eingeleitete Massnahmen (Preiserhöhungen, Kostenreduktion, Investitionen in Marken) liege man zudem noch hinter dem Plan zurück.

Aryzta kann immerhin in Sachen Bank-Finanzierung etwas beruhigen. Die Kreditvereinbarungen (Covenants) würden dank der erfolgreichen Refinanzierung eingehalten, betont der Konzern. Ausserdem wird eine Cash-Generierung im laufenden Geschäftsjahr von über 450 Mio EUR aus dem Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Unternehmensteilen erwartet.

Angestrebte Cash-Generierung bestätigt
Bestätigen konnte das Management auch die versprochene Cash-Generierung von rund 1 Mrd EUR über die nächsten vier Jahre. Die geplanten Verkäufe (inkl. La Rousse Foods, Cloverhill und Joint ventures) seien bereits in Angriff genommen und zum Teil fortgeschritten, befänden sich aber in unterschiedlichen Stadien, so Aryzta weiter. CEO Toland bestätigte dabei auch, dass die Beteiligung am französischen Tiefkühlprodukte-Hersteller Picard zum Verkauf steht.

«Never ending story»: Aktie bricht um rund einen Fünftel ein
An der Börse wurden die Neuigkeiten ungnädig aufgenommen. Die Aryzta-Aktien verloren am Donnerstag 20,9% auf 29,87 CHF. Vor allem das Ausmass der Gewinnwarnung überraschte Analysten. Gibt das eine «never ending story», fragte man sich etwa bei der Bank Vontobel. «Vorsicht Schleudergefahr», hiess es bei der ZKB.(awp/mc/pg)

Aryzta
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