Owen Killian, CEO Aryzta
Zürich – Der Backwarenkonzern Aryzta hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 (per Ende April) den Umsatz zwar deutlich gesteigert, dies aber nur dank Akquisitionen und Währungseffekten. Während in Europa das konjunkturelle Umfeld schwierig bleibt und auf die Margen drückt, ist es in Nordamerika die Reduktion der angebotenen Produkte. Da ausserdem der Ausblick für das Gesamtjahr entsprechend gesenkt wurde, büsst die Aktie stark an Terrain ein.
Die Verkäufe erreichten laut Mitteilung vom Dienstag in der Periode von August bis April 2,83 Mrd EUR, was einem Plus von 15,8% entspricht. Akquisitionen schlugen dabei mit +10,3% und Währungsveränderungen mit +6,9% zu Buche, das organische Wachstum war rückläufig (-1,4%). Im dritten Quartal allein setzte Aryzta mit 973,2 Mio EUR gut 13% mehr um. Organisch hat sich der Konzern entgegen den Erwartungen der meisten Analysten im dritten Quartal aber nicht erholt. Von Februar bis April schrumpfte der Konzern nämlich um 2,3%, nachdem es in den drei Monaten davor -2,4% gewesen waren.
CEO Owen Killian gibt sich in der Mitteilung allerdings unbeeindruckt von den Zahlen: «Trotz der aktuellen kurzfristigen Schwäche sind wir zuversichtlich, dass unser Business-Modell intakt ist.» Es gebe zunehmend Hinweise, dass die Strategie mit Fokus auf die Konsumenten funktioniere, was in Zukunft höhere Gewinne bringen werde.
Marginale Verbesserung in Europa
In Europa (Umsatzanteil gut 40%) gelang beim organischen Wachstum, also der Umsatzveränderung ohne Akquisitionen und Währungseffekte, im dritten im Vergleich zum zweiten Quartal eine leichte Verbesserung, und zwar auf 1,8% von 1,7%. Das Wachstum sei weiterhin grösstenteils getrieben von den Inhouse-Bäckereien innerhalb der grossen Discounter-Geschäfte, hiess es dazu. Allerdings sei die Marge zuletzt gesunken. Aryzta verweist hier etwa auf negative Effekte in der Schweiz aufgrund des starken Frankens und auf die verschlechterte Konsumentenstimmung in Frankreich wegen Sicherheitsbedenken.
Nordamerika weiterhin klar negativ
In Nordamerika (Umsatzanteil gut 50%) blieb das organische Wachstum im dritten Quartal mit -6,7% (nach -8,4% im Q2) weiter sehr schwach, wobei sich dieser Trend laut Aryzta im vierten Quartal mit negativen Folgen für die Margen fortsetzen dürfte. Grund dafür sei vor allem die (vor einiger Zeit angekündigte) Reduktion der angebotenen Produkte, mit der die Kapazitätsauslastung verbessert und die notwendigen Investitionen verringert werden sollen.
Ausblick gesenkt
Der Ausblick wurde aufgrund der Zahlen erneut gesenkt. Basierend auf einer flachen Umsatzentwicklung und dem Abbau der Origin-Beteiligung erwartet der Konzern nun im Gesamtjahr 2014/15 einen Gewinn pro Aktie (EPS) von ca. 400 Eurocent, was einem Minus von rund 5% im Vergleich zum Vorjahr entsprechen würde. Zuvor war von einem Plus von rund 7% die Rede, wobei hier noch die Origin-Beteiligung, die Ende März auf unter 50% abgebaut wurde, mit eingerechnet war. Der Konsens der Analysten hatte zuletzt mit rund 425 Cent rund 6% höher gelegen und dürfte entsprechend zurück kommen.
Schwächste Top-50-Aktie im laufenden Jahr
Die Aryzta-Aktie geriet nach den Zahlen denn auch stark unter Druck und beendet den Dienstagshandel 9,2% tiefer auf dem Stand von 54,45 CHF bzw. nur knapp über dem Tagestief von 54,40 CHF. Marktteilnehmer sprachen von schwachen organischen Wachstumszahlen und einer überraschenden Senkung des Ausblicks. Die Schlüsselfrage sei nun, ob die neue Guidance bewusst konservativ angesetzt sei oder ob in den kommenden Quartalen mit weiteren Enttäuschungen zu rechnen sei. Neu sei jedenfalls neben Nordamerika auch Europa ein Risikofaktor, hiess es bei der ZKB.
Die Aktien von Aryzta hatten bereits in den letzten Monaten einen schweren Stand und notieren aktuell rund 28% tiefer als Ende 2014, im Vergleich zum Höchstkurs in den letzten 12 Monaten sind es gar 37% weniger. Damit ist das Aryzta-Papier der klar schwächsten Werte unter den Top-50-Aktien der Schweizer Börse SIX. (awp/mc/pg)