Baar – Der Chef des Technologiekonzerns Ascom Holger Cordes nimmt seinen Hut. Nach einer enttäuschenden Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2019 übernimmt Verwaltungsratspräsidentin Jeannine Pilloud auch die operative Leitung der Gruppe.
Holger Cordes hatte den Chefposten bei Ascom vor drei Jahren angetreten. Er sollte die Fokussierung der Gruppe auf Kommunikationstechnologie für den Gesundheitsbereich und auf Software vorantreiben. Die ehrgeizigen Wachstums- und Margenziele erreichte das Unternehmen unter seiner Leitung aber nicht.
So verfehlte Ascom die Jahresziele für 2018 klar, was auch für Unruhe im Aktionariat sorgte. Im März übte etwa der aktivistische Aktionär Veraison, der gemäss jüngsten Angaben rund 8 Prozent am Unternehmen hält, heftige Kritik am Management und forderte die Überprüfung sämtlicher strategischer Optionen.
Enttäuschendes erstes Halbjahr
Auch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres kam Ascom nicht auf Touren. So ging der Umsatz um 4,2 Prozent auf 137 Millionen Franken zurück und die EBITDA-Marge schrumpfte auf 1 Prozent nach 6,5 Prozent im Vorjahr. Immerhin resultierte dank dem Buchgewinn aus dem Verkauf einer Immobilie unter dem Strich ein leicht höherer Reingewinn von 6,5 Millionen Franken.
Insgesamt beurteilt Ascom die Entwicklung im ersten Semester aber als «enttäuschend». Insbesondere im OEM-Bereich, der die Auftragsfertigung für Dritte umfasst, brach der Umsatz um 30 Prozent ein. Auch im Service-Bereich hätten sich die Massnahmen zur Steigerung der Qualität und Kapazität noch nicht voll ausgewirkt, schreibt Ascom.
VR-Präsidentin übernimmt
Nach dem schwachen Abschneiden im ersten Halbjahr zog der Verwaltungsrat nun offenbar die Reissleine. An Stelle des abtretenden Holger Cordes übernimmt Verwaltungsratspräsidentin Jeannine Pilloud ab sofort auch die operative Leitung der Gruppe. Die ehemalige SBB-Managerin war erst im April dieses Jahres an die Spitze des Gremiums gewählt worden.
«Die Entwicklung der Gruppe ging in die falsche Richtung und darum mussten wir sofort reagieren», sagte Jeanine Pilloud an einer Telefonkonferenz. An der strategischen Ausrichtung soll aber nichts geändert werden. «Wir wollen aber das Tempo erhöhen.»
«Best-Ownership» wird geprüft
Innerhalb des Verwaltungsrats werde derzeit auch die Frage nach der «Best-Ownership» der Gruppe, und damit auch ein möglicher Verkauf, eingehend geprüft. Noch sei es aber zu früh, um zum Ausgang der Diskussionen Angaben zu machen, so Pilloud weiter.
Detailliertere Angaben zum ersten Semester und ein Ausblick auf das laufende Jahr sollen am 14.August nachgereicht werden. Im März war als Zielgrösse für das laufende Jahr ein bereinigtes Umsatzwachstum zwischen 3 Prozent und 5 Prozent bei einer EBITDA-Marge zwischen 13,2 Prozent und 14,2 Prozent in Aussicht gestellt worden.
Aktie taucht
An der Börse wurden die Neuigkeiten ungnädig aufgenommen. Bis Börsenschluss verloren die Titel in einem ebenfalls sehr schwachen Gesamtmarkt knapp 17 Prozent auf 10,76 Franken und sanken damit auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren. Laut Analysten dürften die Angaben zu erhebliche Kürzungen der Schätzungen führen. (awp/mc/ps)