Ascom mit unerwartet grossem Verlust
Baar – Der Technologiekonzern Ascom hat im ersten Halbjahr einen noch grösseren Verlust erlitten als erwartet. Auch beim Umsatz ging es abwärts. Das Management um den neuen CEO Holger Cordes geht weiterhin von Verbesserungen im zweiten Semester aus. An der Börse sind die Skeptiker in der Überzahl.
«Es ist keine Frage, dass die Resultate enttäuschend sind, und ich mir für meine erste Zahlenpräsentation als CEO etwas anderes gewünscht hätte», sagte Holger Cordes, der das Unternehmen seit Anfang Juni leitet, am Mittwoch. Enttäuschend war vor allem die Zahl unter dem Strich: Es resultierte ein Reinverlust von 5,6 Mio CHF.
Rote Zahlen waren nach der Gewinnwarnung des Unternehmens von Ende Mai zwar erwartet worden. Die Analysten hatten im Schnitt aber mit einem deutlich geringeren Fehlbetrag gerechnet.
Wie weiter mit «Network Testing»?
Die Hauptschuld an der Misere trägt die Sparte «Network Testing», die auf Testsysteme für Mobilfunknetze spezialisiert ist. Sie erlitt einen Umsatzeinbruch von über einem Drittel. Und in der Folge resultierte – trotz Sparprogramm – ein EBITDA-Verlust von 7,9 Mio CHF. Vor allem in den USA lief das Geschäft nicht.
Die Tage von «Network Testing» im Ascom-Verbund sind bekanntlich gezählt. Seit einem Jahr prüft das Management Optionen für den Bereich. In den letzten Monaten hätten intensive Gespräche mit strategischen Investoren und Finanzinvestoren stattgefunden, hiess es nun. Diese Gespräche würden weitergeführt. Ein Auslaufenlassen des Geschäfts sei keine Option, sagte der CEO gegenüber AWP Video.
«Wireless Solutions» mit höherem Auftragsbestand
Deutlich besser lief es im ersten Semester in der anderen Konzernsparte «Wireless Solutions», die auf Kommunikationsgeräte und -systeme spezialisiert ist und 80% zum Gruppenumsatz beisteuert. Der Umsatz wurde auf Vorjahreshöhe gehalten. Im Healthcare-Bereich, der als zukünftiger Schlüsselmarkt gilt und über 60% des Spartenumsatzes ausmacht, stiegen die Verkäufe sogar um 6,8%.
«Wireless Solutions» war auch profitabel, wobei aber die EBITDA-Marge auf 10,0% von 14,4% zurückging. Dies wurde mit Volumenrückgängen und der strategischen Neuausrichtung erklärt.
Verschiedene Extrakosten
Alles in allem nahm der Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten um gut 10% auf 181,3 Mio CHF ab. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verringerte sich in der Folge auf 5,2 Mio CHF und erreichte damit noch einen Viertel des Vorjahreswertes.
Die Gewinnzahlen des Konzerns seien ausserdem durch Kosten infolge des CEO-Wechsels, der Prüfung strategischer Optionen für die Division «Network Testing» sowie Beratungskosten belastet worden, hiess es weiter.
Im Ausblick zeigt sich das Unternehmen nach wie vor zuversichtlich, im zweiten Halbjahr in beiden Sparten bessere Ergebnisse zu erzielen – dank eines höheren Auftragsbestands und einer gut gefüllten Verkaufs-Pipeline. Im Healthcare-Bereich werde weiterhin mit einem zweistelligen Wachstum gerechnet.
Das Gesamtergebnis werde jedoch durch Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit dem «OneCompany»-Programm in der Höhe von rund 10 Mio CHF belastet, hiess es weiter. Durch diese Restrukturierungen werde die jährliche Kostenbasis aber um 10 Mio verringert. Ob es allem in allem für schwarze Zahlen reichen wird, liess CEO Cordes offen – zumal wegen des möglichen Verkaufs von «Network Testing» ein Buchverlust anfallen könnte.
«Einzigartig» positioniert
Mittelfristig sieht der neue CEO das Unternehmen «einzigartig» positioniert. Die Workflow-Systeme von Ascom für Spitäler seien die Antwort auf heute oft ineffizienten Abläufe im Gesundheitswesen. Der Fokus müsse nun auf das Umsatzwachstum gelegt werden, forderte er. Ab 2017 solle der Konzern zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren.
Die Investoren teilen diesen Optimismus vorerst nicht. An der Börse gaben die Ascom-Papiere deutlich nach und schlossen 5,1% tiefer bei 15,95 CHF. Analysten sprachen von Zahlen durchwegs unter den Erwartungen. (awp/mc/pg)