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Zürich – Die Insolvenzen in der Schweiz werden im laufenden Jahr voraussichtlich um 12% zunehmen. Damit verzeichnet die eidgenössische Wirtschaft den grössten Anstieg von Konkursen innerhalb einer Gruppe von 22 Ländern, die der weltweit zweitgrösste Kreditversicherer Atradius im Rahmen seiner aktuellen Insolvenzprognose untersucht hat. In den übrigen Ländern hat sich die Situation ebenfalls verschlechtert.
«Der entscheidende Grund für den Anstieg der Konkurse in der Schweiz ist die aussergewöhnliche Stärke des Schweizer Frankens. Seit der Aufhebung des Referenzkurses von 1,20 Franken pro Euro durch die Schweizerische Nationalbank herrscht nahezu eine Parität zwischen den beiden Währungen», so Lucien Hofmann, Country Director von Atradius in der Schweiz. Die Aufwertung hat erhebliche Konsequenzen für die eidgenössische Exportwirtschaft. Schweizer Produkte verteuern sich im Ausland, was die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen verringert und gleichzeitig ihre Erlöse schmälert. Die im Gegenzug ebenfalls sinkenden Importpreise können diese Verluste nur teilweise kompensieren.
Keine Trendumkehr 2016 erwartet
«Auch für 2016 sehen unsere Ökonomen keine wesentliche Verbesserung der Insolvenzzahlen. Zwar erwarten wir eine Abschwächung des Zuwachses an Konkursen auf 6%, jedoch bleibt die absolute Zahl der Insolvenzfälle hoch», so Hofmann weiter. Der Insolvenzindex, der die Veränderung des Insolvenzniveaus im Vergleich zum Jahr 2007 abbildet, weist für 2015 einen Wert von 156 aus. Somit liegt das Insolvenzniveau um mehr als die Hälfte über dem Wert von 2007. Für das Jahr 2016 weist die Atradius Insolvenzprognose eine weitere Verschlechterung auf 166 Punkte aus.
Die Lage bleibt weltweit angespannt
Trotz der konjunkturellen Erholung in der südlichen Peripherie der Eurozone bleibt die globale Insolvenzlage angespannt. Der geringere Rückgang der Insolvenzfälle auf 7% (nach 10% in der vorangegangenen Prognose) spiegelt zum einen die wirtschaftlichen Probleme wider, unter denen Länder wie Kanada, Norwegen und Australien aufgrund der gesunkenen Rohstoffpreise leiden. Zum anderen ist die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone schwächer ausgefallen als noch im Mai erwartet. So wird beispielsweise in Belgien aktuell nur noch ein Rückgang der Insolvenzen um 4% (Mai 2015: 11%) erwartet, was laut Meinung der Atradius-Experten vor allem mit dem gesunkenen Konsumentenvertrauen und der rückläufigen Binnennachfrage zusammenhängt. (Atradius/mc/pg)