Antoine Hubert, Verwaltungsratsdelegierter Aevis.
Freiburg / Interlaken – Die in der Gesundheitsbranche aktive Aevis und die Hotelgruppe Victoria-Jungfrau (VJC) schliessen sich ganz zusammen und fusionieren zur Aevis Victoria SA. Aevis verspricht sich von diesem Schritt Synergiepotenzial und bessere Finanzierungskonditionen. Den Aktionären der VJC werden Aktien von Aevis zum Tausch angeboten.
Damit verleibt sich Aevis die VJC-Gruppe mit den traditionellen Luxushotels in Interlaken (Victoria Jungfrau), Bern (Bellevue Palace), Luzern (Palace) und Zürich (Eden au Lac) ganz ein. Im März des vergangenen Jahres sicherte sich Aevis im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebotes mit gut 71% die Kontrollmehrheit mit dem Ziel, den Bereich Luxushotellerie komplementär zu den Privatklinik-Aktivitäten auf acht bis zehn Häuser auszubauen.
Synergien und Finanzierungsmöglichkeiten
Nun will Aevis die 71,2%, die sie bereits an der VJC hält, auf 100% ausweiten und VJC somit voll übernehmen, wie es in der Mitteilung vom Freitag heisst. Mit diesem Schritt sollen Strukturen vereinfacht, ein besserer Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen sowie Effizienzgewinne erzielt werden. Auch soll die Entwicklung von VJC so stärker gefördert werden. Die Verwaltungsräte beider Gesellschaften hätten einen Vertrag über die Fusion abgeschlossen.
Der Deal soll über einen Aktientausch erfolgen, wobei alle Aktiven und Passiven der VJC an Aevis übergehen. VJC werde formell aufgelöst und von der Börse genommen. Die Fusion unterliegt noch der Genehmigung durch die Generalversammlungen beider Gesellschaften, welche beide am 29. Juni 2015 in Interlaken stattfinden werden.
Den Aktionären der VJC bietet Aevis je Aktie acht eigene Titel an. Das Umtauschverhältnis sei auf der Basis des jeweiligen Wertes beider Unternehmen berechnet worden und für VJC ergebe sich daraus ein Wert von 359,20 CHF je Aktie. Dieser sei gegenüber dem öffentlichen Übernahmeangebot von 2013 höher was sich durch den Umstand erkläre, dass VJC Fortschritte im Rahmen des Neuausrichtungsprozesses erzielt habe und sowohl den Umsatz als auch die Profitabilität habe steigern können. Die Aevis-Aktie wurde auf Basis des volumengewichteten Durchschnittskurses der letzten 60 Tage mit 44,90 CHF bewertet.
Die Aktien der VJC wurden an der OTC-X zuletzt zu 300 CHF gehandelt, Aevis gingen am Donnerstag an der SIX Swiss Exchange mit 44,80 CHF aus dem Handel. Mit der Transaktion werden die VJC-Aktionäre rund 4,5% an Aevis halten.
Nach Übernahmekampf nun Vollübernahme
Der nun geplanten Vollübernahme geht ein längerer Übernahmekampf voraus. Im November 2013 hatte Aevis diesen eröffnet und zunächst 250 CHF pro VJC-Aktien geboten. Das war dem Victoria-Verwaltungsrat zu wenig und den eigenen Aktionären wurde entsprechend eine Ablehnung des Kaufangebots empfohlen. Dann, kurz vor Weihnachten, bot die Swiss Private Hotel AG der Familie Manz Aevis die Stirn und startete ein Gegenangebot in Höhe von 277 CHF je VJC-Aktie. Zwischenzeitlich meldete ausserdem der chinesische Geschäftsmann Yunfeng Gao öffentlich Interesse an einer Übernahme an, von dem aber nie ein Kaufangebot erfolgte.
Am Ende hatten Aevis und die Familie Manz ihre Angebote auf je 310 CHF pro Titel erhöht, durchgesetzt hatte sich Aevis. Ausschlaggebend waren dabei vor allem die Aktienpakete der Berner Kantonalbank (12%) und der Gebäudeversicherung Bern (6%). Der kuwaitische Staatsfonds (Kuwait Investment Office) hält gemäss letzten Angaben noch ein relevantes Aktienpaket von 23,9%.
Victoria-Jungfrau steigert Umsatz
Ebenfalls am (heutigen) Freitag hat VJC die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Der Umsatz erhöhte sich 2014 um 3,6% auf 74,7 Mio CHF und der Bruttobetriebserfolg (GOI) verbesserte sich um rund 11% auf 31,5 Mio. Bei den Logiernächten wurde derweil ein Plus von 5,6% auf rund 163’000 verzeichnet, wie es hiess.
Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA hat sich auf 5,23 Mio CHF mehr als verdoppelt. Unter dem Strich verblieb jedoch erneut ein kleiner Fehlbetrag von 0,48 Mio nach -2,82 Mio im Vorjahr. (awp/mc/upd/ps)