Aussenhandel Deutschland-Schweiz 2015 rückläufig
Zürich – Die Schweizer Wirtschaft hat im vergangenen Jahr 2015 deutlich weniger nach Deutschland exportiert und damit für einen Rückgang des Aussenhandels insgesamt zwischen den beiden Ländern gesorgt. Die Schweizer Exporte fielen um 5,1% auf 36,6 Mrd CHF. Die Importe aus Deutschland sanken sogar um 8,2% auf 47,0 Mrd. Insgesamt betrug der Aussenhandel damit 83,7 Mrd, ein Minus von 6,9% gegenüber dem Vorjahr.
«Der starke Franken zum Euro wirkte sich 2015 spürbar auf den Wirtschaftsaustauch der Schweiz mit Deutschland aus», betont Gottlieb Keller, der Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz, am Freitag in Zürich.
Der Handel mit Deutschland habe unter dem starken Franken stärker gelitten als der Schweizer Aussenhandel insgesamt. Das Volumen lag mit den jetzigen Werten weit unter dem Rekordergebnis von 106,6 Mrd CHF im Jahr 2008 und auch tiefer als im Jahr der Finanzkrise 2009 mit 89,1 Mrd. Seit einigen Jahren gehen die Anteile Deutschlands am Aussenhandel der Schweiz zurück. Im Jahr 2008 hatte der Exportanteil nach Deutschland noch 20,3% betragen – derzeit sind es noch 18,1%. Die Erosion des Importanteils verlief von hohen 35% im Jahr 2008 auf mittlerweile 28,3%.
Trotzdem bleibe Deutschland mit weitem Abstand wichtigster Handelspartner, die Schweiz steht für den deutschen Aussenhandel an Nummer Neun. Hinter Deutschland bezog die Schweiz 10% ihrer Importe aus Italien. Dahinter folgen Frankreich mit 8%, China mit 7,4% und den USA mit 7%. In der Gegenrichtung liegen hinter Deutschland auf den weiteren Plätzen die USA mit 14%, Frankreich mit rund 7%, Italien mit 6,3% und Grossbritannien mit 5,8%.
Direktinvestitionen der Schweiz in Deutschland deutlich gestiegen
Die Direktinvestitionen zwischen Deutschland und der Schweiz nehmen nach Angaben der Handelskammer nach wie vor ungebrochen zu. Die Schweizer Direktinvestitionen verzeichneten per Saldo einen Anstieg um 7,3 Mrd CHF (VJ +1,5 Mrd), die deutschen in der Schweiz um 3,7 Mrd EUR (VJ +1,4 Mrd). Die Motivation sei auf den beiden Seiten der Grenze jedoch unterschiedlich. Während die Schweizer Unternehmen neben der Hauptmotivation intensiverer Marktbearbeitung verstärkt nach günstigeren Produktionsstandorten suchten, würden die deutschen Investitionen verstärkt auf die Verminderung administrativer Hürden zielen.
Unsicherheiten bleiben
Ein weiterer Belastungsfaktor ist auch weiterhin die Frage der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Über zwei Jahre nach Annahme sei eine Lösung nicht in Sicht. Hier sei eine nachhaltige Lösung der Beziehungen der Schweiz mit der EU erforderlich. Die Gefahr der Kündigung oder Sistierung der gesamten bilateralen Abkommen bestehe auch im vorgestellten Konzept des Bundesrates weiter, betonte Gottlieb Keller. Die Handelskammer begrüsst es jedoch ausdrücklich, die Idee eines flexiblen Migrationsmodells mit Schutzklausel in die Gespräche mit der EU einzubringen. Grenzgänger sollten dabei jedoch nicht einbezogen werden. Eine Verschärfung der flankierenden Massnahmen stelle hingegen eine zusätzliche Erschwerung des grenzüberschreitenden Wirtschaftsverkehrs dar, so der Handelskammer-Präsident.
Auch beim Wirtschaftshemmnis durch die Schweizer Sozialversicherung für Unternehmensgründer sei weiterhin keine Lösung erzielt worden. Diese müssen ihr gesamtes Einkommen, also auch das in Deutschland erzielte, der Schweizer Sozialversicherung unterwerfen. Zudem belaste die ständig wachsende Bürokratie beim Personaleinsatz über die Grenze die Mitgliedsfirmen. Als Beispiele werden hier die Meldeverfahren und Bewilligungsverfahren bei der temporären Entsendung von Mitarbeitenden in die Schweiz genannt.
In einer Umfrage unter den Mitgliedsfirmen steht das Thema Währungskorrelation ebenfalls an erster Stelle. 74% der Schweizer Mitgliedsfirmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch den Franken-Euro-Kurs negativ beeinflusst, darunter 37% stark. Unter den deutschen Firmen sehen 37% den starken Franken als positiv für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Zu den von den Schweizer Firmen genannten Massnahmen, um der Frankenstärke zu begegnen, zählen etwa ein verstärkter Einkauf in der EU (59%), Innovationen (41%) und optimierte Logistikketten (38%). Einsparungen beim Personal (15%), Unternehmenskauf im Ausland (13%) oder eine Produktionsverlagerung ins Ausland (11%) werden in deutlich geringeren Masse genannt. (awp/mc/upd/ps)