Bern – Schweizer Firmen haben im Januar Produkte im Wert von 18,1 Mrd CHF exportiert. Das sind 5,3% mehr als im Vorjahresmonat. Die nackten Zahlen werden der Lage der Exportindustrie aber nicht ganz gerecht. Ohne die Ausfuhren der chemisch-pharmazeutischen Industrie wären die Exporte um 5% gefallen.
Die grösste Schweizer Exportindustrie Pharma zog den anderen Branchen mit einem Wachstum von 17,1% weiter davon, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Dienstag mitteilte. Bei den Wachstumszahlen hat die EZV den zusätzlichen Arbeitstag im diesjährigen Januar gegenüber Januar 2016 herausgerechnet. Insgesamt exportierte die Pharmaindustrie Medikamente und Wirkstoffe im Wert von 9,2 Mrd CHF.
Neben Medikamenten und Wirkstoffen gibt es noch andere Warengruppen, die den Aussenhandelszahlen ihren Stempel aufdrücken. So sorgen etwa Flugzeuge für grössere Schwankungen.
Wegfallende Flugzeuglieferungen
Im Januar fielen die Fahrzeugausfuhren um fast ein Viertel, da die Flugzeugexporte insbesondere nach Saudi-Arabien einbrachen. Grund dafür dürfte die Lieferung eines Trainingsflugzeuges von Pilatus im Vorjahr gewesen sein.
Auch bei den Importen lässt sich ein Flugzeugeffekt beobachten: Nachdem im Januar vor einem Jahr das erste neue Langstreckenflugzeug Boeing 777-300ER an die Swiss geliefert worden war, klaffte in den Fahrzeugeinfuhren diesen Januar nun eine Lücke von 27,7%.
Diese drückte das gesamte Einfuhrergebnis ins Minus – trotz höheren Bijouterie- und Juwelierwarenimporten. Die Importe gingen im Januar um 1,2% auf 13,4 Mrd CHF zurück. Die restlichen Warengruppen verzeichneten lediglich Veränderungen zwischen minus 1 und plus 1%.
Zunehmende Kleiderretouren
Ebenfalls Spuren sowohl auf der Export- als auch auf der Importseite hinterlassen Onlinekleiderhändler wie Zalando. Im Januar wurden in der Schweiz Textilien, Bekleidung und Schuhe im Wert von 843 Mio CHF aus dem Ausland eingekauft. Das sind 6,3% mehr als im Vorjahresmonat.
Zugleich liessen Retouren von zuvor im Internet bestellten Kleidungsstücken die Exporte um 11,2% auf 305 Mio CHF klettern – davon kam die Hälfte nach Deutschland. Somit schafften es die Textilien als einzige Warengruppe neben Pharmaprodukten und Metallen, ein Exportwachstum zu erreichen.
Weiterer Rückgang in der Uhrenindustrie
Abgesehen von solchen Effekten zeigt sich, dass im Januar erneut einige Branchen Federn lassen mussten. Die nach der Pharma zweitgrösste Schweizer Exportindustrie Maschinen und Elektronik büsste noch 1,3% ein. Damit ging es immerhin nicht ganz so stark bergab wie im Gesamtjahr 2016 mit 6,0%.
Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie exportierte 3,5% weniger. Weiter wurden 4,0% weniger Präzisionsinstrumente ins Ausland verkauft, 4,7% weniger Kunststoffe und 6,2% weniger Papier und Grafische Erzeugnisse.
Weiter in der Krise steckt zudem die Uhrenindustrie, die einen erneuten Einbruch um 11,3% hinnehmen musste. Stärker verringerten sich diesen Monat die Ausfuhren von Bijouterie und Juwelierwaren. Diese gaben um 13,4% nach, nachdem es im Vorjahr noch ein Plus gab.
Zudem zeigt sich in den gesamten Exportzahlen vom Januar auch eine Abschwächung gegenüber Dezember. Saisonbereinigt gingen die wertmässigen Exporte um 0,9% zurück. Mengenmässig beträgt das Minus gar 4,0%. Trotz der sehr unsteten Entwicklung in den vergangenen Monaten zeigten die Exporte seit dem dritten Quartal 2015 insgesamt einen leichten Wachstumstrend, hält die Zollverwaltung fest. (awp/mc/pg)