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Bern – Im 3. Quartal 2012 wuchsen sowohl die Exporte wie auch die Importe. Die Entwicklung war allerdings massgeblich von gestiegenen Preisen getragen – insbesondere exportseitig. Real resultierte in beiden Richtungen ein leichtes Minus. Bei den Ausfuhren prägten die Chemisch-Pharmazeutische Industrie und die Uhrenindustrie das Bild. Die Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 6,5 Mrd. Fr., wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EVZ) am Donnerstag in einer Mitteilung schreibt.
Im 3. Quartal 2012 steigerten 3 der 10 wichtigsten Industriezweige ihren Auslandumsatz. Die exportgrösste Branche, die Chemisch-Pharmazeutische Industrie, bildete dabei das Rückgrat des Wachstums, expandierten doch ihre Auslieferungen gleich um 12 % bzw. um 2,1 Mrd. Fr. Das andere Ende der Skala belegte die Maschinen- und Elektronikindustrie, deren Exporte um 8 % sanken. Die Branchenmehrheit wies zugleich stark gestiegene Preise auf.
Uhrenexporte legen um 8% zu
Bei der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie basierte das Plus in erster Linie auf den Immunologischen Produkten (+ 19 %) und Medikamenten (+ 16 %). Zudem stiegen die Ausfuhren von Agrochemikalien um 21 %. Die Exporte der Uhrenindustrie nahmen um 8 % zu, womit sich die Dynamik gegenüber den Vorquartalen verlangsamte. Als dritte Wachstumsbranche erwiesen sich die Präzisionsinstrumente, die in der Sparte Medizinische Instrumente und Apparate um 8 % zulegten.
Die Exporte der Nahrungs- und Genussmittelindustrie verfehlten das Vorjahresergebnis knapp. Belastend wirkten hier die um einen Drittel gesunkenen Lieferungen von Tabakfabrikaten. Aber auch der Versand von Schokolade ging um 7 % zurück. Während die Ausfuhren der Bekleidungsindustrie um 2 % sanken, verringerten sich jene der verbleibenden Branchen zwischen 5 und 8 %. Namentlich bei der Maschinen- und Elektronikindustrie ging der Absatz von Textilmaschinen um hohe 28 % zurück; zweistellig sanken ferner die Ausfuhren von Büromaschinen sowie jene von Maschinen für die Papier- und Grafische Industrie. Hingegen nahmen die Exporte von Kraftmaschinen um 13 % zu.
USA: Pharmazeutika-Absatz steigt um 590 Mio. Fr.
Von Juli bis September 2012 konnte die Schweiz auf allen Kontinenten mehr Güter absetzen. Mit + 17 % fiel die Erhöhung in Nordamerika (Kanada und USA; vor allem Pharmazeutika) am kräftigsten aus. Um einen Zehntel wuchsen die Lieferungen nach Lateinamerika und Ozeanien; bei Ersteren trugen mehrere mittelgrosse Märkte zum Wachstum bei. Die Exporte nach Afrika erhöhten sich insgesamt um 7 %.
Die Nachfrage aus dem wichtigsten Absatzgebiet, Europa bzw. der EU, nahm um mehr als 3 % zu. Während die Exporte nach Frankreich (Bijouterie und Juwelierwaren) und ins Vereinigte Königreich um je 17 % bzw. jene nach Belgien um 13 % wuchsen, sanken die Lieferungen nach Italien und Spanien um je 5 %. Ausserhalb der EU sind noch Russland (+ 13 %) und die Türkei (- 8 %) erwähnenswert. Facettenreich und insgesamt wenig schwungvoll zeigten sich die Exporte nach Asien (+ 2 %). Hier standen u.a. dem Plus in Japan und Saudi-Arabien (je + 17 %) sowie Singapur (+ 14 %) deutlich rückläufige Exporte nach Indien (- 20 %) und China (- 15 %) gegenüber.
Importe: Arzneiwaren knacken die 7-Milliarden-Franken-Grenze
Während die Importe von Energieträgern im 3. Quartal um 13 % zulegten (grösstenteils preisbedingt), nahmen jene der übrigen Hauptgruppen nur moderat zu oder waren gar leicht rückläufig (Rohstoffe und Halbfabrikate). Das Importplus bei den Konsumgütern rührte fast ausschliesslich von den gestiegenen Arzneiwaren her (+ 11 % bzw. + 715 Mio. Fr.). Dagegen verringerten sich die Zufuhren von Bijouterie und Juwelierwaren um einen Achtel bzw. 330 Mio. Fr. Ebenfalls rückläufig waren die Importe von Personenautos. Hier sank die Nachfrage um 7 % bzw. 172 Mio. Fr.
Die Investitionsgüter wuchsen nominal nur moderat, obwohl sie einen Preisanstieg von 5 % registrierten (real: – 3 %). Um 18 % weiteten sich dabei die Importe von Krafterzeugungsmaschinen aus, während jene von Baubedarfswaren um einen Zehntel stiegen. Nur bescheiden nahmen die Einfuhren von Maschinen und Geräten des Dienstleistungsgewerbes zu ( + 1 %). Derweil sanken die Importe von Fabrikationsmaschinen um 7 % und jene von Nutzfahrzeugen um 8 %.
Unter dem Vorjahresniveau lagen die Einfuhren von Rohstoffen und Halbfabrikaten. Hier drückte der Rückgang bei den Metallen (- 8 %; – 168 Mio. Fr.) das Gesamtergebnis sichtbar. Die Zulieferungen in der grössten Subgruppe, jene von Chemikalien, stagnierten.
Importe aus Lateinamerika: + 53 %
Bei den Einfuhren ergab sich eine enorme Spannweite, reichte diese doch von + 59 % (Afrika) hin zu – 39 % (Ozeanien). Bei Ersterem zeichnete sich einzig Libyen dafür verantwortlich (+ 365 Mio. Fr.). Überaus kräftig stiegen auch die Importe aus Latein-amerika, die binnen Jahresfrist um die Hälfte zulegten. Hier stachen Mexiko (+ 181 Mio. Fr., Chemikalien) und Brasilien (+ 66 Mio. Fr.) heraus. Aus Asien wurde wertmässig ein Fünftel mehr Güter importiert, wobei namentlich die Einfuhren aus China, Taiwan und Singapur markant stiegen. Dagegen gingen die Importe aus Kasachstan und Japan deutlich zurück. Die Bezüge aus Nordamerika (USA: + 19 %) erhöhten sich um 17 %.
Derweil verringerten sich die Zufuhren aus Europa bzw. der EU insgesamt um 2 %. Während die Importe aus den Niederlanden und Belgien deutlich abnahmen, weiteten sich jene aus der Slowakei, Spanien und dem Vereinigten Königreich namhaft aus.
Konjunkturelle Entwicklung
Die Exporte beliefen sich im 3. Quartal 2012 auf 49,4 Mrd. Fr. Nachdem sich die Ausfuhren saisonbereinigt (Vorperiodenvergleich) in den beiden Vorquartalen 2012 noch zurückgebildet hatten, stiegen die Exporte zwischen Juli und September (preisgetrieben) deutlich. Insgesamt zeigt der Trend aber klar nach oben. Die Exportgüter verteuerten sich mit + 6,7 % kräftig. Auch ohne die Pharmasparte resultierte eine ähnlich hohe Preissteigerung (+ 6,0 %; real: – 0,8 %). (EVZ/mc/ps)