Autofahrer müssen sich auf weiter steigende Benzinpreise einstellen
Zürich – Nach dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 2 Franken in dieser Woche dürfte der Benzinpreis noch teurer werden. Der Ukraine-Krieg treibt den Ölpreis weiter in die Höhe, nachdem US-Präsident Joe Biden die Importe von russischem Erdöl gestoppt hat und Grossbritannien ankündigte, die Käufe bis zum Jahresende ausklingen zu lassen.
Im frühen Handel kletterte der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent auf knapp 130 Dollar. Das war 1,5 Prozent mehr als am Vortag. Immerhin blieben die Ölpreise unter ihren mehrjährigen Höchstständen von rund 139 Dollar, die am Montag erreicht worden waren. Diese waren aber nur noch rund 10 Dollar weniger als beim Rekordpreis von 2008 als Folge der Finanzkrise.
«Der Ölmarkt ist angespannt. Grosse Preissprünge sind daher in der aktuellen Beschaffungslage die Konsequenz», erklärte Coop Mineralöl-Marketingchefin Sandra Jann auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die Spotmarktpreise für das Diesel-Vorprodukt Gasöl in Rotterdam sind am Mittwochmorgen auf 1583 Dollar pro Tonne hochgeschossen. Das sind über 500 Dollar mehr als am vergangenen Freitag.
«Aktuell verändern sich die Preise bei der Warenbeschaffung und somit der Verkaufspreis durch die sehr fragile geopolitische Lage sowie die weiteren Faktoren laufend. Mit einem weiteren Anstieg der Treibstoffpreise ist zu rechnen», sagte Jann.
Grenze von 2 Franken übersprungen
An den Zapfsäulen in Zürich müssen die Autofahrer teilweise rund 30 Rappen mehr pro Liter Benzin (95 Oktan) bezahlen als am vergangenen Freitag. Ob jetzt in der ganzen Schweiz ein Liter Benzin mehr als 2 Franken kostet, ist schwierig zu sagen. Laut einer Umfrage von AWP bei grossen Mineralölgesellschaften werden die Zapfsäulenpreise regional oder lokal festgelegt.
Allerdings sagte Migrol-Marketingchefin Mirjam Fuchs: «Mit der jüngsten Preisanpassung wird die Schwelle von 2 Franken grösstenteils überschritten werden. Wer noch nicht angepasst hat, wird dies spätestens bei der nächsten Lieferung tun müssen.»
Frachtpreise klettern wegen tiefem Wasserstand
Denn neben der Explosion der Erdölpreise kommt ein weiterer Belastungsfaktor dazu: Der Rhein hat einen niedrigen Wasserstand, weil es lange nicht geregnet hat. Deshalb können die Schiffe nur zur Hälfe vollgeladen werden, wie Fuchs erklärt: «Es ist damit zu rechnen, dass wegen anhaltender Trockenheit der Rheinpegel weiter fällt und die Frachtpreise weiter steigen.»
Doch grundsätzlich hätten die Frachtkosten bei der aktuellen Preisgestaltung nur einen kleinen Einfluss, sagte Coop-Mineralöl-Marketingchefin Jann. Auch der Devisenkurs des Dollar als dritte Komponente des Schweizer Benzinpreises neben Öl- und Frachtkostenpreisen ist derzeit nicht für die Preissprünge ausschlaggebend: «Bei den heftigen Preisbewegungen fällt der Faktor Dollar im Moment viel weniger ins Gewicht, als in normalen Zeiten», sagte Migrol-Marketingleiterin Fuchs. (awp/mc/ps)