Martin Hirzel, CEO Autoneum. (Foto: Autoneum)
Winterthur – Der Automobilzulieferer Autoneum hat im ersten Semester wegen Währungseffekten und einer Devestition zwar weniger Umsatz erzielt, die Gewinnzahlen konnten jedoch deutlich verbessert werden. Das Management erwartet ein «anspruchsvolles» zweites Halbjahr: Es peilt ein Wachstum auf dem Niveau des Gesamtmarktes und stabile Margen an. Die Aktie leidet nach den starken Avancen der Vergangenheit am Berichtstag unter Gewinnmitnahmen.
«Wir haben den Pfad hin zu mehr Profitabilität erfolgreich beschritten», kommentierte Autoneum-CEO Martin Hirzel den Halbjahresabschluss. Tatsächlich zeigen alle Gewinn-Kennzahlen nach oben. Der EBITDA stieg um 9%, der EBIT um 20%, der Konzerngewinn um 28% bzw. nach Minderheiten sogar um 45%.
Bereinigt höher Umsatz
Diese Verbesserung gelang trotz rückläufigem Umsatz. So gingen die Verkäufe um 9% auf 980,6 Mio CHF zurück. Der Hauptgrund für das Minus lag im Verkauf der Tochtergesellschaft in Italien, der den Umsatz um knapp 74 Mio CHF verringerte. Zudem schmälerten Währungseffekte die Kennzahl um knapp 53 Mio. In Lokalwährungen und bereinigt um die Devestition hätte laut Autoneum ein Plus von 2,9% resultiert.
Alle vier Verkaufsregionen legten organisch zu: Nordamerika, das mittlerweile mit einem Umsatzanteil von 44% die wichtigste Verkaufsregion ist, um 0,6%, Europa (Umsatzanteil 43%) um 2,7%, Asien (Umsatzanteil 7%) um 18% und Samea (Südamerika, Mittlerer Osten, Afrika, Russland, Umsatzanteil 6%) um 3,1%. In Franken konnte allerdings nur in Asien ein Plus verbucht werden, wobei dort auch laut Firmenangaben das Marktwachstum deutlich übertroffen wurde. Profitiert habe man insbesondere von steigenden Produktionsvolumina japanischer Hersteller in China.
Bestmarke bei Marge
Der höhere EBITDA von 99,1 Mio CHF ergibt eine Marge von 10,1% nach 8,4% im Vorjahreszeitraum. «Wir haben erstmals eine zweistelligen Wert erreicht und das 2013 erreichte Mittelfristziel von 9% bestätigt», sagte CFO Martin Zwyssig. Der EBIT von 66,8 Mio CHF entspricht einer ebenfalls rekordhohen Marge von 6,8% (VJ 5,2%).
Zur Verbesserung trug insbesondere der Bereich Europa bei, der mit einer EBITDA-Marge von 7,7% ein Mittelfristziel erreichte und die EBIT-Marge auf 4,4% von 0,7% schraubte. In den Verkaufsregionen Nordamerika blieb die EBIT-Marge mit 9,2% stabil, während sie in Asien auf 13,4% von 10,3% stieg. Schwach war die Entwicklung nur in Samea, wo 1% erreicht wurden. Die Autohersteller hätten in Brasilien, Argentinien und Russland weniger produziert, hiess es dazu. Zudem hätten sich operative Verbesserungsmassnahmen in Brasilien verzögert.
Vertikale Integration
Orientieren wollen sich die Autoneum-Chefs an der Marge in Asien. Diese sei dort auch deshalb so hoch, weil Basismaterial inhouse hergestellt und nicht von externen Lieferanten bezogen werde. «Diese vertikale Integration treiben wir in anderen Regionen auch voran», sagte CEO Hirzel. Mittelfristig erhofft er sich insbesondere im europäischen Geschäft höhere Margen. Im Gesamtjahr 2014 wird für den Gesamtkonzern ein Wert auf der Höhe des ersten Halbjahrs angepeilt.
Eine Umsatz-Guidance in Franken für das Gesamtjahr gibt es nicht. Das Management erwartet «ein anspruchsvolles zweites Halbjahr». Die Produktionsvolumina in der Autoindustrie seien saisonbedingt im zweiten Halbjahr tendenziell niedriger als im ersten Semester. Der Markt für Automobile werde 2014 laut neusten Schätzungen von IHS um 3,5-4% auf 88 Mio Stück wachsen. «Wir streben ein Wachstum auf diesem Niveau an, vielleicht etwas darunter», so Hirzel.
Unter den Analysten sind die Ansichten geteilt. In den positiven Kommentaren wird vor allem die Profitabilität hervorgehoben, während die Kritiker den vagen Ausblick bemängeln. An der Börse haben die Kritiker Oberwasser: Die Autoneum-Valoren verlieren bis 12.50 Uhr 6,2%, während der Gesamtmarkt leicht im Plus steht. Allerdings hatten die Papiere im bisherigen Jahresverlauf (ohne heute) knapp 30% zugelegt. (awp/mc/pg)