Autoneum-CEO Martin Hirzel. (Foto: Autoneum)
Winterthur – Der Autozulieferer Autoneum hat im ersten Halbjahr Umsatz und Profitabilität gesteigert. Die Busse der deutschen Kartellwächter schmälerte jedoch den erzielten Gewinn. Für das Gesamtjahr ist das Management für fast alle Verkaufsregionen zuversichtlich und setzt die Messlatte etwas höher.
«Wir haben unseren Wachstumskurs in einem stagnierenden Marktumfeld fortgesetzt», freute sich CEO Martin Hirzel am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Tatsächlich nahm die weltweite Automobilproduktion im ersten Semester nur um 0,9% zu, während der Umsatz der früheren Rieter-Tochter um 3,4% auf 1,01 Mrd CHF anstieg. In Lokalwährungen hätte das Plus sogar 6,3% betragen, womit das Winterthurer Unternehmen im ersten Semester sieben Mal schneller als die globale Autoproduktion wuchs.
Das Unternehmen erklärt dieses Plus mit «erfolgreichen Anläufen volumenstarker Fahrzeugmodelle in Europa und Nordamerika». Insbesondere sei in Amerika der sogenannte «Ford-Effekt» behoben. Im Vorjahr hatte dort ein Modellwechsel beim US-Autobauer zu einer relativ schwachen Umsatzentwicklung geführt.
Starkes Wachstum in Asien
Mit starkem Wachstum konnte erneut die Verkaufsregion Asien auftrumpfen. Nur die vierte Verkaufsregion Samea (Südamerika, Mittlerer Osten, Afrika) kam wegen der Rezession in Brasilien nicht auf Touren.
Kartellbusse belastet
Die Gewinnkennzahlen sehen auf den ersten Blick schlecht aus. So nahm der EBIT um 31% auf 46,1 Mio CHF ab, und unter dem Strich resultierte ein 58% tieferer Reingewinn von 17,0 Mio CHF. Schuld an diesen Rückgängen ist aber eine Busse von 29,5 Mio EUR, welche die deutschen Kartellwächter der deutschen Filiale von Autoneum kürzlich aufgebrummt hatten.
«Diese Busse hat in der Erfolgsrechnung deutliche Spuren hinterlassen», sagte CFO Martin Zwyssig. Sie sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die operative Performance verbessert habe. Tatsächlich erzielte das Unternehmen – ohne die Busse – markante Fortschritte bei der Profitabilität.
So stieg die EBITDA-Marge auf 10,6% von 10,1% und damit näher an den mittelfristig angepeilten Wert von 12%. Der EBIT wäre ohne die Busse um 16% angestiegen und die Marge bei 7,7% zu liegen gekommen (H1 14: 6,8%). Beim Reingewinn hätte das Plus ohne den Einmaleffekt 21% betragen.
Der Autozulieferer erklärt die Fortschritte unter anderem mit der hohen Produktionsauslastung und tieferen Rohmaterialpreisen sowie Effizienzsteigerungen. Das Schweizer Werk war dank der längeren Wochenarbeitszeit ebenfalls profitabel, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte.
Ziele leicht erhöht
Für das Gesamtjahr 2015 peilt das Unternehmen nun leicht höhere Ziele an, obwohl die Autoproduktion laut den neusten Schätzungen nur um 1,7% wachsen wird. So wird ein Umsatzplus (in LW) über der im März abgegebenen Prognose von 4% bis 5% angestrebt. Und trotz negativer Währungseinflüsse rechnet das Management neuerdings mit einem in Schweizer Franken konsolidierten Umsatz über dem Vorjahr – bislang war ein leicht rückläufiger Wert erwartet worden. Was die EBIT-Marge betrifft, soll diese im zweiten Halbjahr 2015 besser ausfallen als im zweiten Semester 2014 (7,0%).
Hintergrund dieser ambitionierteren Ziele ist, dass das Management für fast alle Verkaufsregionen zuversichtlich ist. So sei kaum etwas von einer Abkühlung in China zu spüren, sagte CEO Hirzel. In Nordamerika rechne man mit einer Fortsetzung des guten Geschäftsgangs und in Europa sei sogar eine Beschleunigung denkbar.
Vom Sorgenkind des Konzerns, der Verkaufsregion Samea, erwartet Hirzel im zweiten Semester erneut einen Verlust, allerdings einen kleineren als im ersten Semester. «Mittelfristig glauben wir aber an den Wachstumsmarkt Südamerika», sagte der CEO. (awp/mc/pg)