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Zürich – Um die steigenden Kosten in der Alterspflege zu finanzieren, schlägt die liberale Denkfabrik Avenir Suisse ein obligatorisches individuelles Pflegekapital vor. Das Ersparte soll für Pflege oder Betreuung – zu Hause oder im Heim – verwendet werden.
In der öffentlichen Debatte um die Alterung der Gesellschaft dominiere die Diskussion um die Altersrente, schreibt Avenir Suisse in einer Mitteilung vom Dienstag. Dabei verdiene auch die Frage der Alterspflege «dringend mehr Aufmerksamkeit». Gemäss der Denkfabrik werden sich die Ausgaben für diese gesellschaftlich immer bedeutsamere Aufgabe bis zum Jahr 2045 verdoppeln – auf 3,4% des Bruttoinlandprodukts. Als langfristige Lösung zur Finanzierung der Alterspflege schlägt sie deshalb ein obligatorisches individuelles Pflegekapital vor.
Nicht verwendete Ersparnisse könnten vererbt werden
Die angesparten Mittel wären für Pflege oder Betreuung – zu Hause oder im Heim – einsetzbar. Nicht verwendete Ersparnisse würden im Todesfall vererbt. Das honoriere die Unterstützung der Angehörigen, motiviere zum schonenden Umgang mit Ressourcen und stärke die Eigenverantwortung, heisst es weiter.
Neben langfristigen Änderungen im Finanzierungsmodell sieht die Denkfabrik auch Verbesserungsmöglichkeiten in Organisation und Kostenstruktur, mit denen schon heute 1,9 Mrd CHF jährlich eingespart werden könnten. Dies habe ein Vergleich zwischen den Kantonen ergeben.
Damit dieses Sparpotenzial ausgeschöpft werden könnte, müssten die Alterspflege-Organisationen in allen Kantonen mindestens so effizient arbeiten wie im Schweizer Durchschnitt, heisst es weiter. Als Beispiel hierfür werden unter anderen die Personalkosten aufgeführt. Sie machen drei Viertel der Kosten in der Alterspflege aus – und haben ein entsprechendes Gewicht.
Löhne als Kostentreiber
Aus dem Kantonsvergleich gehe hervor, dass die Lohnkosten des Pflegepersonals pro Vollzeitstelle im (teuren) Kanton Genf zwar 38% über dem Schweizer Durchschnitt liegen, im (ebenfalls teuren) Kanton Zürich jedoch lediglich 7%, während sie in Basel-Stadt ungefähr dem Schweizer Durchschnitt entsprechen. Daraus gehe hervor, dass hohe Lohnkosten bei weitem nicht allein vom ortsüblichen Lohngefüge abhängig sind, sondern auch von der Verhandlungsstärke der jeweiligen Sozialpartner beeinflusst werden.
Das Kantonsmonitoring von Avenir Suisse trägt den Titel «Neue Massstäbe für die Alterspflege». Autor ist Jérôme Cosandey. Er hat kantonale Amtsvorsteher interviewt sowie Zahlenmaterial analysiert. (awp/mc/pg)