Avenir Suisse will erneuerbare Energien in Markt integrieren
Zürich – Die Denkfabrik Avenir Suisse fordert eine grundlegende Reform bei der Förderung erneuerbarer Energien wie Wind oder Sonne. Die bisherige Subventionspraxis über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) sei zu wenig effizient und marktverzerrend.
Weil die Erzeugungskosten für erneuerbare Energien in der Regel über den Marktpreisen liegen, fördert die Schweiz seit 2008 diese über die KEV. Die Stromkonsumenten berappen die Förderung mit einem Aufschlag auf der Stromrechnung. 2013 betrug der KEV-Zuschlag 0,35 Rappen pro Kilowattstunde (KWh). Zur Umsetzung der Energiestrategie will der Bundesrat den Zuschlag auf maximal 2,3 Rappen pro KWh steigern. Die Stromkonsumenten würden damit jährlich mit 1,4 Milliarden Franken belastet, sagte Gerhard Schwarz, Direktor von Avenir Suisse, vor den Medien in Zürich.
Ökonomisch sinnvollere Modelle gesucht
Das seien keine Peanuts und es lohne sich, nach neuen Modellen Ausschau zu halten, die ökonomisch sinnvoller seien. Das bestehende KEV-Modell sei eine «ziemlich grosse und teure Fehlkonstruktion». Auf Teufel komm raus werde subventioniert – ohne relevanten Anreize, die Investitionen in erneuerbare Energien auf die Bedürfnisse des Marktes auszurichten.
Deutsche Strategie nicht nachahmen
Einer der grundlegenden Schwächen der KEV liege darin, dass die Politik über die zu fördernden Technologie entscheide und entsprechende Mittel verteile, sagte der Energieexperte von Avenir Suisse, Urs Meister. Das führe dazu, dass sich die Produzenten nicht um die Massgabe der Marktverhältnisse kümmern, sondern auch dann produzieren, wenn keine Nachfrage besteht. Bereits heute führe ein sehr grosses Angebot an Photovoltaik-Strom in Deutschland im Sommer zu einem Stromüberfluss und zu einem Preiszerfall oder gar zu negativen Preisen auf dem Strommarkt. Über den internationalen Handel sei auch die Schweiz davon betroffen.
Aus Sicht von Avenir Suisse macht es deshalb keinen Sinn, dieselbe erneuerbare Energie mit derselben Strategie zu fördern wie das Nachbarland Deutschland. Ziel der Energiewende sei der effizienteste Einsatz erneuerbarer Energien und nicht die Subvention der Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Einfamilienhausbesitzern.
Technologieneutrale Quoten statt Subventionen
Die beste Lösung zur Förderung klimafreundlicher Technologien wäre laut Meister theoretisch ein europaweiter CO2-Zertifikatehandel. Ein solches besteht bereits. Dieses habe jedoch durch die direkte Förderung erneuerbarer Energien an Bedeutung verloren. Die tiefen Zertifizierungspreise entfalteten keine lenkende Wirkung.
Als Alternative propagiert der marktliberale Think Tank deshalb ein technologieneutrales Quotenmodell. Versorger oder Grossverbraucher sollten verpflichtet werden, einen Teil ihres Absatzes mit erneuerbaren Energien zu decken, entweder durch Eigenproduktion oder durch die Beschaffung von grünen Zertifikaten. Die Denkfabrik plädierte dabei für die Integration von Grosswasserkraftwerken und die Anrechnung der Produktion von erneuerbaren Energien im Ausland.
Ein Quotenmodell hätte laut Meister verschiedene Stärken. Statt eine bestimmte Technologie würde der Wettbewerb zwischen den erneuerbaren Energien gefördert. Erneuerbare Energien würden somit besser in den Strommarkt integriert. Produktion und Zusammensetzung des Stroms würden über den Preis bestimmt. Zudem könne mit einem Quotenmodell flexibel auf die EU-Energie- und Klimapolitik reagiert werden. (awp/mc/pg)