Volkswirtschaftsminister Schneider-Amman: Pipeline wichtig für die Schweiz.
Bern – Gas aus Aserbaidschan wird durch die Trans Adriatic Pipeline (TAP) nach Europa geleitet. Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann bestätigte das am Donnerstag in der Fernsehsendung «10vor10». Abgezeichnet hatte sich dies spätestens seit Mittwoch, als sich der österreichische Energiekonzern OMV aus dem Projekt zurückgezog. Er stand federführend hinter der Konkurrenzpipeline Nabucco West. An der nun siegreichen TAP ist der Schweizer Energiekonzern Axpo beteiligt.
Wie Schneider-Ammann im Fernsehen sagte, wurde er ebenfalls am Mittwoch informiert. Der Zuschlag sei ein Beweis für ihn, dass die Schweizer Regierung sich für das richtige Projekt engagiert habe. Der Bundesrat war noch im April auf Wirtschaftsmission in Aserbaidschan. Schneider-Ammann bezeichnete die Pipeline als wichtig für die Schweiz. Sie gebe zusätzliche Versorgungssicherheit.
Höhere Gaspreise in Griechenland und Italien entscheidend
Das Konsortium, welches das Gasfeld Shah Deniz II vor Aserbaidschan im Kaspischen Meer ausbeuten will, wird sein Gas damit über Griechenland durch die Adria nach Süditalien leiten. Grund für die Wahl sind gemäss OMV die höheren Gaspreise in Griechenland und Italien. Das Förderkonsortium will seinen Entscheid am Freitag oder am Wochenende bei einer Zeremonie in Aserbaidschans Hauptstadt Baku bekanntgeben.
Via Italien in die Schweiz
Die TAP soll rund 880 Kilometer lang werden und an das italienische Gas-Hochdrucknetz andocken, das bis zur Schweizer Transitgasleitung reicht. Nabucco West hätte auf gut 1’300 Kilometern durch Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich geführt. Diese Pipeline wäre teurer als die TAP geworden, hätte aber über eine grössere Kapazität verfügt.
Erstmals dürfte 2019 Gas durch die TAP fliessen
Die TAP wird aber ebenfalls teurer und später in Betrieb gehen, als ursprünglich geplant. Einst sollte sie im Jahr 2010 fertig gebaut sein. Nach mehreren Projektänderungen soll nun 2019 erstmals Gas durch die TAP fliessen, sagte kürzlich Markus Brokhof, der bei Axpo für das Gasgeschäft verantwortlich ist.
Axpo-Investitionen unklar – Anteil dürfte sinken
Welche Investitionen auf die Axpo zukommen, ist unklar. Die Vorinvestitionen wurden bislang (Geschäftsbericht 2011/12) auf 81,9 Mio CHF beziffert. Die Axpo will bei der TAP nun kürzer treten: Bislang hält sie ebenso wie die norwegische Statoil 42,5%. Die restlichen 15% gehören der deutschen E.ON Ruhrgas. Das TAP-Starttrio will gemäss früheren Angaben Energiekonzerne aus dem Shah-Deniz-II-Konsortium ins Boot holen. Die britische BP, die aserbaidschanische Socar und die französische Total könnten so bis zu 50% der Aktien an TAP übernehmen.
Damit würde der Anteil der Axpo auf 15% sinken. Dies ist die Anteilsreduktion, von der die Axpo bis diesen Herbst ausgeht.
Dank an die Schweizer Regierung
Die Axpo teilte am Freitag mit, sie nehme den Entscheid des Konsortiums mit Freude und Befriedigung zur Kenntnis. Damit werde eine Planungs- und Projektierungsphase von zehn Jahren belohnt, erklärte CEO Heinz Karrer. Es sei eine Auszeichnung für Axpo, dass sie ein geopolitisch so bedeutendes Projekt erfolgreich anstossen und mitentwickeln durfte. Ein besonderen Dank richtet Karrer an die Schweizer Regierung, die auf diplomatischen Kanälen zusammen mit europäischen Kreisen dieses auch für die Schweiz wichtige Projekt unterstützt hat.
Expansion in Italien
Mit ihrem Einstieg im Jahr 2008 bei der TAP hoffte die Axpo, wie andere Schweizer Energieunternehmen, auf gute Geschäfte in Italien. Das Land verzichtet auf Atomkraftwerke und ist auf Stromimporte angewiesen. Die Axpo betreibt inzwischen drei Gaskraftwerke in Italien. Die Wirtschaftskrise in Italien lastet aber auf der Nachfrage und deutsche Subventionen für erneuerbare Energien drücken die europäischen Strompreise. So liefen die Gaskraftwerke zuletzt statt während möglichen 5’000 Stunden nur während 2’000 Stunden pro Jahr. (awp/mc/pg)