Kernkraftwerk Beznau. (Foto: Axpo)
Zürich – Das Axpo-Kernkraftwerk Beznau ist länger in Jahresrevision als ursprünglich geplant. Die Untersuchungen und die Analyse der Messergebnisse sowie der Freigabeprozess durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI für das Wiederanfahren würden deutlich mehr Zeit beanspruchen als in der Planung erwartet worden war, teilt das Unternehmen am Donnerstag mit.
Die Wiederinbetriebnahme des Block 1 der Anlage verschiebe sich voraussichtlich auf Ende Oktober 2015. Ursprünglich war der Wiederaufstart für Anfang August vorgesehen. Neben den Verzögerungen beim Austausch eines neuen Reaktordruckbehälterdeckels – wegen einer Fertigungsungenauigkeit – seien umfangreiche zusätzliche Messungen der Grund dafür. Im Grundmaterial des Reaktordruckbehälters von Block 1 wurden an einigen Stellen Hinweise auf Unregelmässigkeiten registriert, weshalb weitere Analysen nötig geworden waren.
Aus heutiger Sicht bestünden nun keine Vorbehalte mehr für einen weiteren sicheren Betrieb von Block 1, so Axpo. Dies sei in den nächsten Wochen mit genaueren Berechnungen und Nachweisen zu verifizieren. Zur Verzögerung kommt zudem noch – aufgrund der Erkenntnisse aus den Prüfungen im Block 1 – die vorzeitige Revisionsabstellung bei Block 2, die zu einem beträchtlichen Mehraufwand führen dürfte. Der Prozess zur Ausserbetriebnahme solle nun bereits in den nächsten Tagen eingeleitet werden, heisst es in der Mitteilung.
Greenpeace fordert sofortige Abschaltung des Reaktors 2
Die Umweltorganisation Greenpeace schreibt in einer Mitteilung, was die Axpo als «minimale Unregelmässigkeiten aus dem Herstellungsprozess» verharmlose, seien möglicherweise Risse, die seit der Inbetriebnahme im Jahr 1969 unbemerkt geblieben seien. In Belgien seien nach ähnlichen Befunden zwei Reaktoren seit gut einem Jahr abgeschaltet.
Angesichts der gravierenden Tragweite dieser Befunde fordert Greenpeace Schweiz die Axpo und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) auf, umfassende Transparenz zu schaffen. «Alle verfügbaren Analysen müssen ohne Einschränkung umgehend veröffentlicht werden», sagt Greenpeace-Atomexperte Florian Kasser. «Und auch die Anzahl und Grösse der Risse darf nicht verheimlicht werden».
Gemäss vorliegenden Informationen seu in Beznau 1 nur ein Teil des Reaktordruckbehälters untersucht worden. Greenpeace verlangt, dass die Untersuchungen auf das ganze Material des Reaktordruckbehälters erweitert werden. Und obwohl der Reaktordruckbehälter vom Block 2 aus einem anderen Material hergestellt wurde als im Block 1, könne überhaupt nicht ausgeschlossen werden, dass der Block 2 ebenfalls betroffen sei. «Eine sofortige Ausserbetriebnahme des Blocks 2 drängt sich deshalb auf», so Kasser. (awp/Greenpeace/mc/pg)