Axpo legt Gewinnsprung hin und macht bestes Ergebnis seit elf Jahren

Axpo legt Gewinnsprung hin und macht bestes Ergebnis seit elf Jahren
Thomas Sieber, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates bei Axpo. (Foto: Axpo)

Baden – Der Stromkonzern Axpo hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) einen riesigen Gewinnsprung gemacht, obwohl die tiefen Strompreise erneut der Klotz am Bein waren. Das Ergebnis ist das beste seit 11 Jahren. Der Betriebsgewinn (EBIT) kletterte um eine halbe Milliarde auf 850 Millionen Franken. Der Reingewinn schoss gar auf 865 von 131 Millionen Franken nach oben.

Betriebsergebnis und Konzerngewinn seien exorbitant gewachsen, sagte Axpo-Chef Thomas Sieber am Mittwoch auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich: «Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Ein grosser Teil davon sind Buchgewinne.»

Wegen der gestiegen Strompreise hat die Axpo ihre Produktionsanlagen und Energiebezugsverträgen in den Büchern höher bewertet. Dies trieb den Gewinn um knapp 400 Millionen Franken nach oben. Die Phase tiefer Strompreise auf dem europäischen Markt dürfte vorerst vorbei sein, sagte Sieber.

Jeder Schuss ein Tor
«Aber auch ohne Sondereinflüsse sind die Ergebnisse sehr erfreulich. Alle Geschäftsfelder haben dazu beigetragen», sagte der Verwaltungsratspräsident, der nach dem Abgang von Andrew Walo bis zur Ankunft des neuen CEO Christoph Brand im Sommer die Konzernleitung übernommen hat. Ohne Sondereinflüsse wäre der Betriebsgewinn um 56 Prozent auf 542 Millionen Franken gestiegen. Der Reingewinn hätte sich auf 557 Millionen Franken mehr als vervierfacht.

«Um es mit einem Bild aus dem Fussball zu sagen: Im abgelaufenen Geschäftsjahr war jeder Schuss ein Tor», sagte Sieber. Der Geschäftsbereich Handel und Vertrieb habe ein Rekordergebnis von 323 Millionen Franken erzielt. Das sind gut 90 Millionen mehr als vor einem Jahr. Gerade die langfristigen Stromabnahmeverträge für erneuerbare Energien zeigten ein rasantes Wachstum.

Und hier sieht es vielversprechend aus. Bis 2030 dürften in Europa 100 Gigawatt zusätzlich an erneuerbaren Energien hinzukommen. Davon stünden knapp 60 Prozent der neuen Anlagen für langfristige Stromabnahmeverträge offen. Mit dem Kauf des französischen Photovoltaikunternehmens Urbasolar habe die Axpo die Basis für künftiges Wachstum bei Solaranlagen gelegt.

Auch in der Schweiz gebe es viel Potential für Solaranlagen auf Dächern oder Parkplätzen, sagte Sieber. Allerdings würden die Anreize der Politik für den Bau solcher Anlagen noch fehlen. Ebenfalls ausbauen will Axpo in Europa das Windkraft- und das Gasgeschäft.

Auch ein Gegentor kassiert
Ebenfalls stark zulegen konnte der Geschäftsbereich Produktion und Netze, der den Betriebsgewinn ohne Sondereffekte um 139 Millionen auf 222 Millionen Franken verbesserte. Und dies, obwohl die tiefen Strompreise das Ergebnis um 104 Millionen Franken nach unten zogen. Denn die Axpo sichert jeweils die Strompreise für drei Jahre ab. Somit schlugen auf die jetzige Rechnung die Tiefststände der Strompreise aus dem Jahr 2016 durch.

Der negative Strompreiseffekt wurde unter anderem durch höhere Produktionsmengen, eine hohe Rendite des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, die guten Ergebnisse der erneuerbaren Energien und die Marktprämie für Grosswasserkraftwerke mehr als kompensiert. Bei der Axpo-Tochter CKW ging der EBIT ohne Sondereffekte dagegen leicht zurück.

Allerdings habe die Axpo auch ein Gegentor kassiert, sagte Sieber. Der Bundesrat hat letzten Monat eine Erhöhung der Beiträge für Stilllegung- und Entsorgungsfonds für Atomkraftwerke beschlossen. Dies zwang die Axpo zu einer Rückstellung von 90 Millionen Franken.

Gewinnrückgang erwartet
Im neuen Geschäftsjahr 2019/20 dürfte es wieder nach unten gehen. «Wir erwarten ein gutes Ergebnis, aber wir werden nicht dieses Ergebnis, das wir jetzt präsentiert haben, erreichen», sagte Sieber. Die Sparte Handel und Vertrieb dürfte ihre Rekordergebnis kaum wiederholen. Zudem sei nicht mehr mit einer so starken Rendite des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds zu rechnen.

Immerhin habe man im abgelaufenen Geschäftsjahr die Talsohle der Strompreise durchschritten. «Aber die Bäume werden auch nicht in den Himmel wachsen», sagte Sieber. Man gehe von einer Seitwärtsbewegung der Strompreise aus. In der Schweiz verliere man nach wie vor Geld. Hierzulande dürfte die operative Gewinnschwelle erst 2020/21 erreicht werden.

Ab dann will die Axpo wieder eine Dividende ausschütten. Der Konzern befindet sich im Besitz der Nordostschweizer Kantone respektive der kantonalen Elektrizitätswerke. (awp/mc/pg)

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